Politische Kunst Wie Jacques Tilly Despoten ärgert

Düsseldorf · Der Rosenmontags-Wagenbauer hat sein erstes politisches Buch veröffentlicht. Inzwischen rollen seine Wagen auch im Ausland. Das ganze Jahr.

Wagenbauer Jacques Tilly mit Herausgeberin Eva Kreuz in der Wagenbauhalle.

Foto: Dieter Sieckmeyer

Wenn man nach Marken sucht, die unsere Stadt prägen, dann gehört Jacques Tilly mit Sicherheit dazu. Seit 30 Jahren sorgt er dafür, dass Düsseldorf mit seinen politisch scharfen Mottowagen beim Rosenmontagszug die Nase vorn vor der Konkurrenz hat. Aber inzwischen werden nicht mehr alle Wagen am Aschermittwoch eingestampft, sondern rollen quer durch Europa. „Ein guter Anlass für ein Buch“, meint der 55-Jährige. Und das ist jetzt da. „Despoten. Demagogen. Diktatoren“ heißt das 120 Seiten starke Werk, das Tilly am Donnerstag in der Wagenbauhalle präsentierte. Für ihn eine Herzensangelegenheit.

„Kunst ist Kraft. Jemand lächerlich zu machen, kann gefährlicher sein als eine Waffe“, weiß Tilly. Und so hat er sich seit vielen Jahren vor allem mit denen auseinander gesetzt, von denen der Künstler glaubt, dass sie unsere freie Gesellschaft bedrohen. Ob Trump oder Putin, der Islamische Staat oder die AFD. Sie alle wurden zum Ziel seiner bitterbösen Entwürfe. Tilly: „Aber es kamen in den vergangenen Jahren immer öfter Anfragen von Aktivisten, die darum baten, die Mottowagen nutzen zu dürfen.“

Trump als heulendes Baby

So fuhr der Brexit-Wagen, der Premierministerin Theresa May mit einer Pistole im Mund zeigt, eine ganze Weile durch England, bis er dem Wetter Tribut zollen musste. Inzwischen hat der Künstler einen neuen Brexit-Wagen gebaut. Eine hungrige Raupe als „Demokratiefresser“ rollte durch Polen und Tschechien, mit leicht modifizierten Namen der Politiker. Und für den G20-Gipfel hatte Tilly einen neuen Trump-Wagen kreiert, der den amerikanischen Präsidenten als heulendes Baby auf dem Erdball zeigt.

Die Trump-Kritik hat übrigens ihre Grenzen: „Ich hatte eine Ausstellung in Chicago. Die Trump-Wagen durfte ich aber dort nicht zeigen. Das war den Amerikanern zu hart. Das hat dort keine Tradition.“ Er sei erstaunt gewesen, wie wenig Rückgrat die Demokraten bei der Kritik des amerikanischen Präsidenten hätten.

Für den Künstler ist „Despoten. Demagogen. Diktatoren“ ein politisches Manifest. Irgendwas, das bleibt. Anders als die meisten Pappmache-Wagen, die nach dem Zoch im Müll landen. Erschienen ist das Buch im Alibri-Verlag und es ist ab sofort für 15 Euro in allen Buchhandlungen zu haben.