Wie wertvoll ist wohl mein Buch, Frau Doktor?

Einen Nachmittag lang konnten sich Besitzer alter Bücher in der Uni- und Landesbibliothek über ihre Schätzchen beraten lassen.

Foto: David Young

Düsseldorf. Eher unscheinbar standen die beiden Bücher jahrzehntelang im Wohnzimmer von Carolin Schusters Elternhaus. „Mein Vater fand sie im Nachlass seiner Eltern“, berichtet die 29-jährige Grundschullehrerin aus Neuss.

Römische Zahlen im Innern der gut erhaltenen Bände ließen darauf schließen, dass es sich um Werke aus dem 18. Jahrhundert handeln musste. Die lateinischen Titel wiesen auf theologische Inhalte hin. Zeitzeugen einer längst vergangenen Epoche. Doch worum handelte es sich wirklich? Und wie hoch ist ihr Wert?

Am Montag sitzt Carolin Schuster an einem Tisch der Universitäts- und Landesbibliothek der Dezernentin für Historische Sammlungen Katharina Talkner gegenüber. Die Bibliothek hat zum ersten Mal zu einer Büchersprechstunde eingeladen. Carolin Schuster erfährt:

Das größere und dickere ihrer beiden Werke mit dem Titel „Liber Jobi“ wurde im Jahr 1737 gedruckt und ist die lateinische Übersetzung des Buches Hiob aus dem Hebräischen. „Es hat einen sehr gut erhaltenen Pergament-Einband und befindet sich insgesamt in einem guten Zustand“, urteilt Talkner. Das eigentlich mehrbändige Werk sei der Fachwelt nicht unbekannt und auch in Bibliotheken zu finden. Dieser zweite Teil habe einen Wert von etwa 380 Euro.

Und das andere Buch? Wie der ebenfalls lateinische Titel preisgibt, handelt es sich um eine „Heilige Kritik des Alten Testaments“, im Jahre 1748 verfasst von einem Theologen namens Joh. Christian Martinus. Auch dieser Band ist noch in einem erstklassigen Zustand. „Handgeschöpftes Papier, auf dem beide Bücher gedruckt wurden, hält sich mehrere hundert Jahre lang“, verrät Katharina Talkner.

Den materiellen Wert des kleineren Buches schätzt die Expertin auf 140 Euro. Insgesamt fünf Interessenten mit zusammen sieben alten Büchern haben sich für die Büchersprechstunde angemeldet. Unter den Werken: eine große Familienbibel aus dem Jahr 1872. „Solche Bibeln wurden damals in großer Stückzahl gedruckt“, weiß Talkner. Allein von dem vorliegenden Exemplar wurden weit über 100 000 Exemplare in mehreren Auflagen hergestellt.

„Der teutsche Obstgarten“ lautet der Titel eines weiteren Buches, um dessen Begutachtung die Bibliotheks-Experten gebeten werden. Es handelt sich um eine Fachzeitschrift für Obstanbau aus dem Jahr 1796 mit zahlreichen prächtigen, handkolorierten Abbildungen.

Leider ist der Band von Schimmel befallen und müsste restauriert werden. Das würde 150 bis 200 Euro kosten. Aber es lohnt sich, erfährt seine Besitzerin, denn das Buch habe einen weit höheren Wert. Carolin Schuster hat sich eifrig Notizen gemacht, um ihrem Vater zu berichten, was sie am Monatg erfahren hat. „Ich denke, er wird versuchen, die beiden Bücher zu verkaufen“, sagt sie. „Sie müssen ja nicht länger ungenutzt im Regal stehen.“