Kultband kommt im November nach Düsseldorf Wolfgang Niedecken: „Vier Jahrzehnte Bap fühlen sich gut an“
Am 14. November kommt Wolfgang Niedecken mit seiner Band in die Halle an der Siegburger Straße. Zu Düsseldorf hat der Musiker eine gute Beziehung.
Düsseldorf. Sie sind mitten im Bap-Jubiläumsjahr. Wie fühlt sich das an?
Wolfgang Niedecken: Wir feiern gerade Bergfest und vor uns liegen noch 35 von 70 Konzerten. Es macht mir einen Riesenspaß, wenn ich sehe, wie begeistert die Menschen im Publikum sind. Ich habe versucht, mich bei der Auswahl der „beliebtesten Lieder“ in die Menschen reinzudenken und das scheint gut funktioniert zu haben.
Was ist mit den neuen Liedern?
Niedecken: Die stehen bei der Tour nicht ganz so im Mittelpunkt, wie das sonst der Fall ist. Hier haben wir den Fans die Möglichkeit gegeben, im Internet über die Auswahl abzustimmen. Bei den alten Stücken haben wir mit 18 Studioalben ein Luxusproblem. Aber ich weiß genau, wie es bei den verschiedenen Liedern abgeht, das hat mir bei der Auswahl geholfen. Es ist ein schöner Querschnitt geworden.
Neigt man da jetzt nicht dazu, mehr Best-of-Touren zu machen, wie das andere Bands tun?
Niedecken: Bap war nie eine Hitmaschine, sondern immer eine Album-Band und manche unserer beliebtesten Lieder sind nie als Single herausgekommen. Daher mag ich den Begriff Lieblingslieder lieber als Best of. Außerdem sind Rankings etwas für den Sport und nicht für Musik. Da gibt es doch gar keine objektiven Kriterien.
Was motiviert Sie, immer wieder neue Songs zu schreiben?
Niedecken: Ich habe Bildende Kunst studiert, weil ich einen überdurchschnittlichen Gestaltungswillen habe. Das hat sich auch bei der Musik nicht geändert. Es macht mir großen Spaß, Lieder zu schreiben, sie mit einer guten Band im Studio aufzunehmen und sie dann auf die Bühne zu bringen. Der Gedanke, keine neuen Lieder mehr schreiben zu können, wäre für mich unerträglich.
Wie hat sich die Arbeit an den Liedern verändert?
Niedecken: Ich kann es heute besser als früher. Es gibt schon einige alte Lieder, bei denen ich denke: „Hoppla, was ist das denn für ein Satz!?“ Und es gibt einige, die ich auch gerne ändern würde, aber das ist nicht so einfach, da sich ja die Fans im Laufe der Jahre daran gewöhnt haben.
Wie fühlen sich die 40 Jahre Bap für Sie an?
Niedecken: Die vier Jahrzehnte fühlen sich sehr gut an. Man hat all die Erfahrungen gemacht und hat auch eine gewisse Gelassenheit bekommen. Es ist ein Privileg für mich, von den Leuten diese Akzeptanz zu erfahren. Für manche sind wir Teil ihres Lebens geworden. Es ist schön, auf der Bühne zu stehen, und in dankbare Augen zu blicken. Das tut richtig gut. Für mich gibt es eigentlich auch keine Grenze zwischen uns auf der Bühne und den Leute im Publikum. Das ist im Laufe der Jahre zu einer großen Einheit geworden.
Wie hat sich die Band verändert?
Niedecken: Dass sie heute wieder Niedeckens Bap heißt, hat organisatorische Gründe. Für mein Ego brauche ich das nicht. Aber jeder von uns spielt in verschiedenen Formationen und es ist nicht immer leicht, alle zu einem bestimmten Zeitpunkt zusammenzubekommen. Der Name gibt vor allen Dingen eine gewisse Flexibilität bei der Zusammenstellung der Band.
Wie ist Bap vor 40 Jahren gestartet?
Niedecken: Anfangs war das ein ziemlich lockerer Zusammenschluss von Musikern in immer veränderter Besetzung. Eine richtige Band mit Auftritten war eigentlich gar nicht vorgesehen. Wir haben einfach zusammen gejammt, Coverversionen gespielt und einen Kasten Bier leer geprobt. Irgendwann kam der erste eigene kölsche Song und zum ersten Auftritt musste man uns erst überreden. Da gab es noch nicht mal einen Bandnamen. Bap war mein Spitzname, weil ich immer die Geschichten von meinem sparsamen Vater erzählen musste.
Wie hat eine kölsche Band es geschafft, bundesweit bekannt zu werden?
Niedecken: Das ist wohl sehr günstigen Zeitumständen geschuldet. Es war damals die Zeit der Protestbewegungen gegen Krieg, gegen AKWs und gegen alles Mögliche. Da waren wir als politische Band gefragt und das Kölsch hat man dafür auch in Kauf genommen oder fand es vielleicht auch charmant, weil es eine sehr musikalische Sprache ist.
Was fühlen Sie heute als politischer Sänger bei den jüngsten Wahlerfolgen der AfD?
Niedecken: Diese Entwicklung macht mir große Sorgen, auch weil ich nicht verstehe, warum ein Bundesland, in dem es kaum Ausländer gibt, derart verängstigt ist und primitiver Populismus auch gerade bei Menschen mittleren Alters ankommt. Die Menschen, die bei der AfD ihr Kreuz gemacht haben, beeinflussen auch mein Leben und das Leben meiner Familie. Wir sollten uns mehr Mühe geben, das große Thema Flüchtlinge mit Anstand zu bewältigen.
Welche Beziehung haben Sie zu Düsseldorf?
Niedecken: Eine sehr gute, ich mag diese Stadt und hege keinerlei Vorbehalte. Ich habe Düsseldorfer Freunde wie die Toten Hosen oder Wim Wenders. Ich habe erfreulicherweise sogar Joseph Beuys noch kennengelernt und habe in der Düsseldorfer Galerie Hans Mayer meine Bilder ausgestellt. Für mich ist Düsseldorf auch durch die Kunstakademie eine sehr weltoffene Stadt.