Zu jeder Zeit die Kinder sehen: Jetzt skypen auch die Senioren

Im Pflegeheim Haus Rosmarin gibt es nun ein Videotelefon. Yvonne Philp nutzt es, um Tochter Georgina zu sehen, die in der Welt unterwegs ist.

Düsseldorf. Eigentlich ist Georgina Philp bereits 27 Jahre alt und reist als erfolgreiche Tänzerin regelmäßig durch die ganze Welt. In den Augen ihrer Mutter Yvonne wird sie trotzdem immer „das kleine Baby“ bleiben. Weil die 62-Jährige aber seit Langem im Rollstuhl sitzt und im Phönix-Haus Rosmarin lebt, sehen sich die beiden nur alle paar Monate.

Damit ist nun Schluss. Das Seniorenheim an der Rosmarinstraße hat eine so genannte Skype-Ecke in einem seiner Mehrzweckräume eingerichtet. Dort steht nun ein spezielles Videotelefon von Skype — einem Kommunikationsdienst des Software-Giganten Microsoft. Mit diesem Telefon kann man über das Internet kostenlos kommunizieren, sofern das Gegenüber ebenfalls ein Videotelefon oder Skype auf seinem Computer installiert hat.

Nun sitzt Yvonne Philp alle paar Wochen vor dem Videotelefon und quasselt mit ihrer Tochter über Gott und die Welt. Das war zwar vorher ebenfalls über Festnetz und Handy möglich, aber nun ist es gratis, und man kann dem Gegenüber in die Augen gucken. „Es ist immer schön, mein Baby zu sehen“, sagt Philp, die ganz aufgeregt erzählt, dass ihr Tochter Georgina dank der Kamera an ihrem Computer letztens die neue Wohnung in Berlin zeigen konnte, „die ich sonst nur auf Fotos gesehen hätte“.

Peter Jansen, Leiter des Phönix-Hauses, ist ebenfalls begeistert von den neuen Kommunikations-Möglichkeiten, die seine 121 Bewohner nun haben. Beispielsweise, wenn die Enkel für ein Jahr ins Ausland gehen oder die Verwandtschaft weiter entfernt wohnt.

Zwar werde die Skype-Ecke erst von „einer Handvoll Senioren“ genutzt. „Für die kommende Generation wird das wohl interessanter. Wer in ein paar Jahren in unser Haus kommt, hat in der Regel jahrelange Erfahrung mit den neuen Medien und will auch hier nicht darauf verzichten“, weiß Jansen.

Noch sei das Projekt aber in der Entwicklungsphase. „Nicht alle Bewohner schreien ’Hurra’, wenn wir etwas Neues haben“, sagt Jansen, der wiederum immer daran interessiert sei, den Senioren ein bisschen Mobilität und Teilhabe zu ermöglichen.

Grundsätzlich sei aber selbst ein Telefonat mit Kamera nicht mit einem Besuch vergleichbar. „Wir wollen nicht dafür sorgen, dass die persönlichen Besuche weniger werden. Die sind durch nichts zu ersetzen“, sagt Jansen. Auch Yvonne Philp sieht Skype nur als zusätzliche Möglichkeit. Bald will sie den in den USA lebenden Vater ihrer Tochter anrufen. „Den hab ich seit Jahren nicht gesehen. Aber jetzt ist das ja ganz einfach.“