Herr Wirtz, das Jahr 2022 hat für die DEG genauso begonnen wie 2021: in leeren Hallen. Was bedeutet das neuerliche Zuschauer-Verbot für den Klub?
Interview Harald Wirtz „Wir fühlen uns mit unserer Planung bestätigt“
Interview | Düsseldorf · Der Geschäftsführer der DEG erklärt die kurz- und langfristigen Ziele des Eishockeyklubs und spricht über die finanzielle Lage.
Die Düsseldorfer EG hat eins der schwierigsten Jahre ihrer Vereinsgeschichte hinter sich: Zuschauerverbot, Sparkurs, viele Abgänge, Abstiegsangst, Corona-Ausbruch – Geschäftsführer Harald Wirtz will es dennoch nicht missen. Im Interview erklärt er, wie die DEG 2021 meisterte und was für 2022 zu erwarten ist.
Harald Wirtz: Das ist wieder ein klarer finanzieller Einschnitt. Und meiner Meinung nach fehlen für ein Zuschauerverbot die faktischen Grundlagen. Wir haben ein gutes Hygienekonzept mit 2G, haben die Eingänge entzerrt, den Oberrang als Ausweichmöglichkeit und viel auf Details geachtet. Also haben wir nicht eine nachgewiesene Infektion bei unseren Heimspielen.
Trotzdem wird ohne Fans
gespielt. Ist die Saison
finanziell gesichert?
Wirtz: Die Saison ist gesichert, die Liquidität stabil. Wir müssen auch nicht wie vergangene Saison neue Gehaltsstrukturen vereinbaren. Wir sind sehr vorsichtig in die Planung gegangen. Der eine oder andere fragte zwar schon, warum das sein muss. Aber ich habe
mich – auch wegen meines Unternehmens [aus der Gesundheitsbranche, Anm.d.R.] – sehr stark mit Pandemien beschäftigt. Und jede Pandemie dauerte nicht nur ein Jahr, sondern immer mindestens drei Jahre.
Das heißt, Sie fühlen sich bestätigt? Schon im aktuellen Stadionheft teilen Sie aus gegen Kritiker oder die Konkurrenz, die vor der Saison mehr Geld ausgegeben hat und jetzt klagt.
Wirtz: Wir haben während der Lizenzierung ganz klar einen Deckel für Zuschauereinnahmen gehabt, weil wir nicht davon ausgehen konnten, vor voller Hütte Eishockey zu spielen. Also haben wir nur das Geld ausgegeben, was wir in der Lizenzierung angesetzt haben. Unsere Kosten hätte ich aber ohnehin gedeckelt. A, weil ich die DEG wirtschaftlicher machen möchte. B, weil mir die Gefahr zu groß war, in eine Saison zu gehen mit der großen Hoffnung, dass wir bei manchen Spielen wieder 10 000 oder 13 000 Zuschauer haben dürfen. Und ja, da fühlen wir uns bestätigt mit unserer Planung. Die war sehr vorsichtig und sollte die Existenz des Klubs nicht riskieren. Man muss aber klar sagen: Sie war auch gefährlich, weil sie zulasten des Spieler-Etats ging.
Dennoch steht die Mannschaft aktuell auf einem Play-off-Platz. Ist 2021 also im Rahmen der Möglichkeiten ein gelungenes oder ein verlorenes Jahr gewesen?
Wirtz: Es ist ein Jahr voller Erfahrungen. Und es ist ein erfolgreiches, wenn man den Tabellenplatz und die wirtschaftlichen Ziele sieht. Wir schaffen es weiter ohne die Zuschüsse der Gesellschafter und haben den Klub nicht riskiert. Und wir sehen, dass ein Team, wenn man es so baut wie (Manager) Niki Mondt, erfolgreich sein kann. Das nehmen wir als Erfahrung mit, jetzt wollen wir auf der Basis eine Mannschaft aufbauen, die im Gros zusammen und erfolgreich bleibt.
Das hörte sich vor einem Jahr ähnlich an, 2021 sollte ein Neustart sein, wurde aber deutlich schlechter als erwartet. Was macht ihnen Hoffnungen, dass 2022 besser wird?
Wirtz: Wir müssen 2022 genauso planen wie für 2021...
...also wird der Etat nicht erhöht?
Wirtz: Das kann ich heute nicht ausschließen, aber wir haben Erfolge im Sponsoring. Der ein oder andere Sponsor ist neu auf uns aufmerksam geworden, wir haben Kandidaten, die langjährig dabei sind, bei denen vielleicht das Volumen erhöht wird. Wenn wir weitere Steigerungen im Sponsoring erreichen, würden die in den Spieler-Etat gehen. Ich rechne schon mit einem erhöhten Etat.
Der wird nötig sein, um Abgänge wie im Vorjahr zu verhindern. Mit Brendan O‘Donnell und Alexander Ehl wurde verlängert, aber es gibt weitere, deren Verträge auslaufen: Alexander Barta, Marco Nowak und Bernhard Ebner. Wie sieht es da aus?
Wirtz: Unser Wunsch ist, dass alle drei bleiben. Bis dato ist bei mir nicht angekommen, dass einer nicht bleiben will. Natürlich stehen diese Spieler auch bei anderen Klubs im Fokus. Marco Nowak beispielsweise hat einen tollen Deutschland Cup gespielt, ist ein stabiler Abwehrspieler mit durchweg guten Leistungen. Der wird sicherlich auch für andere Klubs interessant sein. Bei Alex Barta mache ich mir am wenigsten Sorgen, der ist mittlerweile ein Düsseldorfer Junge. Ich denke, dass er bei uns bleiben wird – in welcher Funktion auch immer. Aber am Ende ist das die Entscheidung der Spieler sowie von Niki Mondt und Trainer Harold Kreis. Ich habe immer gesagt, dass ich in den sportlichen Bereich nicht eingreife.
Auch der Vertrag von Harold Kreis läuft aus. Haben Sie Sorge, Ihren Trainer an den DEB zu verlieren, falls der einen Nachfolger für Bundestrainer Toni Söderholm
braucht?
Wirtz: Das Thema ist bekannt und gab es schon mal. Ich weiß, dass Toni Söderholm gesagt hat, dass er sich auch einen Job im Ausland vorstellen kann. Wenn es Angebote gibt und er wirklich geht, bleibt es abzuwarten, ob der DEB wieder auf Harold Kreis zugeht. Wir sind in Gesprächen.
Wo wollen Sie generell hin mit der DEG? In der aktuellen Lage ist Platz zehn sicherlich ein realistisches Ziel. Langfristig wird der in Düsseldorf schwer zu verkaufen sein...
Wirtz: Das sehe ich genauso. Unser Plan ist es, die DEG durch die Pandemie zu bringen und den Klub nicht zu riskieren. Nur das kann auch für die nächste Saison das Ziel sein, wahrscheinlich mit einem etwas höheren Etat, aber weiter heißt es: konsolidieren und stabilisieren. Die Ziele für die nächsten Jahre sind aber ganz klar, dass wir Stück für Stück oben andocken wollen. Das heißt nicht, dass wir auf einer Höhe mit Berlin, Mannheim, München oder Wolfsburg spielen. Dafür werden uns die finanziellen Möglichkeiten fehlen, aber es kann nicht sein, dass wir immer die Pre-Play-offs als Ziel haben, wir wollen uns wieder in den Top Sechs der Tabelle etablieren und für die eine oder andere Überraschung gut sein. Dafür müssen wir weiter demütig bleiben und hart arbeiten.