Rockermord-Prozess in Duisburg Stückelmord: Zeuge erzählt Details

Mönchengladbach/Duisburg · Der Kronzeuge im Rocker-Prozess sagte erneut zum mutmaßlichen Mord an Kai M. aus.

Was sich am achten Verhandlungstag im Prozess um den mutmaßlichen Stückelmord an Rocker Kai M. abspielt, ist nichts für schwache Gemüter. Während selbst so manch neutraler Beobachter angesichts der expliziten Aussagen tief durchatmen muss, ist es für die Angehörigen des Opfers schnell zu viel. Erst ist es die Mutter von Kai M., die als Nebenklagevertreterin den Saal verlässt, kurz darauf stürmt eine weitere junge Frau weinend aus dem Zuschauerraum.

Der 43-jährige Kronzeuge aus Mönchengladbach trägt da gerade detailliert vor, wie er mit drei Hells Angels die Leiche von Kai M. zerteilt und im Beton versenkt hatte. Und wie der flüchtige Rocker-Boss Ramin Y. dabei Witze über sein mutmaßliches Opfer gemacht habe. „Es kommt alles hoch“, sagt der Kronzeuge, der in seiner Aussage stockt und schließlich um Abbruch der Sitzung bittet.

Dass es am Mittwoch in Saal 157 des Duisburger Landgerichts harte Kost werden würde, war schon nach der ersten Aussage des Kronzeugen vor drei Wochen klar. Dort hatte er berichtet, wie er über die Hells Angels Kontakt zu Kai M. bekam, wie dieser bei ihm lebte und wie schließlich in dessen mutmaßlicher Todesnacht Ramin Y. und der in Duisburg angeklagte Francesco G. blutverschmiert vor ihm standen. Sie hätten ihren 32-jährigen Rockerkollegen getötet, weil sie ihn für einen V-Mann hielten. Dann beendete der 43-Jährige die Aussage, wollte erst bei der nächsten Sitzung weitermachen. Am liebsten mit einem Anwalt. Doch auch am Mittwoch erschien der Kronzeuge wieder allein.

Leiche soll mit Beton übergossen in einem Anhänger gelegen haben

Er schilderte das Durcheinander nach der Tat und den emotionalen Druck durch Ramin Y. „Denk an dich und deine Familie“, soll der Gladbacher Rocker-Boss zum 43-Jährigen gesagt haben. Der habe sich, so erzählt er vor Gericht, wie in einer Falle gefühlt. Als Teil eines großen Chaos, das über ihn hereinbrach.

Die Rocker hätten nach dem Tod von Kai M. Wege gesucht, die Leiche loszuwerden. Die lag, teils mit dem von Kai M. selbst angemischten Beton übergossen, in einem Anhänger. Ob es Kontakte zu Bauunternehmern gebe, die die Leiche verschwinden lassen könnten? Ob man sie im Wald verscharren solle? „Wie verunsicherte Kinder, die nicht wissen, was sie machen sollen“, beschreibt der
Kronzeuge.

Er selber habe den Vorschlag gemacht, der später umgesetzt worden sei. „Ich hätte den zerstückelt, einbetoniert, weggemacht“, erinnert sich der 43-Jährige an seine Worte. Bald kam er zum Teil der Aussage, der die Angehörigen aus dem Saal trieb.Zwei der Angeklagten waren laut Aussage mit dem mittlerweile abgetauchten Ramin Y. und dem Kronzeugen in eine Werkstatt gefahren. Dort kümmerten sie sich ums Anrühren des Betons, Zerteilen des Leichnams und Verteilen der Körperteile in Tüten und Mülleimer. Eine der Tüten will der Kronzeuge von einer Brücke in Düsseldorf geworfen haben, die anderen und der Mülleimer seien in Duisburg entsorgt worden. Monate danach wurden erste Teile von Kai M. gefunden.

Als er all das erzählt hat, wird es dem Kronzeugen selbst auch zu viel. Sehr zum Unmut des Richters und der teilweise aus München angereisten Anwälte, beendet er nach rund einer Stunde seine Aussage. „Ich bitte hier, zur Zeit, um Verständnis“, sagt er. Der Prozess wird am Freitag fortgesetzt.