Kabinett beschließt Unterstützung NRW kämpft um Millionentopf für die Batterieforschung

Düsseldorf · Der Bund will 400 Millionen Euro in eine Forschungsfabrik investieren. Die Landesregierung setzt auf Münster.

Drei für die Elektromobilität: (v. l.) Wissenschaftsministerin Isabel Pfeiffer-Poensgen (parteilos), NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) und Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP).

Foto: dpa/Federico Gambarini

Nordrhein-Westfalen will die bundesweit einzige Forschungsfabrik für Batteriezellen nach Münster holen. Das Landeskabinett hat am Dienstag beschlossen, die Bewerbung unter Federführung des Münsteraner Batterieforschungsinstituts MEET (Münster Electrochemical Energy Technology) finanziell zu unterstützen. Eine Summe wurde nicht genannt. Das Bundesforschungsministerium stellt für den Aufbau der Forschungsfabrik rund 400 Millionen Euro an Fördergeldern in Aussicht.

Nach Angaben von Wissenschaftsministerin Isabel Pfeiffer-Poensgen (parteilos) werden sich auch die Technische Hochschule Aachen und das Forschungszentrum Jülich in die Bewerbung einbringen. Auch Wirtschaftsunternehmen sind beteiligt. Pro Bundesland ist nur eine Bewerbung zulässig. Bewerbungsschluss ist Ende Mai. Die Landesregierung rechnet mit einer Entscheidung noch vor der Sommerpause. Zwar spricht Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) davon, die Konkurrenz aus Süddeutschland sei „wirklich hart“. Aber NRW ist optimistisch und setzt auf das internationale Renommee des MEET-Instituts und seines Leiters Professor Martin Winter.

Abhängigkeit vom asiatischen Markt soll gemindert werden

Aber auch bei der Produktion von Batteriezellen will das Land seinem selbst formulierten Anspruch gerecht werden, Leitanbieter und Leitmarkt im Bereich der Elektromobilität zu werden. Nachdem Daimler eine bereits aufgebaute Zellproduktion in Sachsen 2015 wieder eingestellt und sich auch Bosch vor einem Jahr von seinen Einstiegsplänen verabschiedet hat, strebt Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) mit dem Aufbau eigener Zellfabriken an, die Abhängigkeit von den asiatischen Herstellern zu mindern. Ein erstes deutsch-französisches Konsortium mit Opel, der Muttergesellschaft PSA und dem französischen Batteriehersteller Saft könnte 2022 in Kaiserslautern an den Start gehen.

Angesichts der Milliardenförderung des Bundes rechnet man in der Düsseldorfer Staatskanzlei aber mit bundesweit zwei bis vier Standorten. Laschet erwartet angesichts des Braunkohleausstiegs eine Ansiedlung in der Lausitz. Aber auch das Rheinische Revier und seine Randgebiete sollen in die Waagschale geworfen werden. Flächen gäbe es beispielsweise in Euskirchen. Laut Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP) bewerben sich zwei Firmenkonsortien aus NRW um Bundesmittel. Wann hier eine Entscheidung fällt, ist noch offen.

Der Markt der Elektromobilität entwickelt derzeit eine enorme Dynamik. Am Mittwoch wurde bekannt, dass das US-Unternehmen Farasis Energy ein großes Batteriewerk in Bitterfeld-Wolfen (Sachsen-Anhalt) mit mehr als 600 Arbeitsplätzen errichten will. Ab 2023 sollen dort Lithium-Ionen-Batterien für Elektrofahrzeuge entstehen. Nach Informationen der „Mitteldeutschen Zeitung“ werden rund 600 Millionen Euro investiert. Derzeit werden rund 84 Prozent der Batterien weltweit in Asien produziert – und drei Prozent in Europa.