Space-Krimi „High Noon“ „High Noon“: Ein Krimi im Weltraum

Düsseldorf · Das Ensemble des Jungen Schauspiels erfreut mit dem Space-Krimi „High Noon“.

Das Ensemble des Jungen Schauspiels präsentiert den Space-Krimi „High Noon – Tatort: Orbit“.

Foto: Thomas Rabsch

Wer per Anhalter durchs Weltall reisen will, braucht mehr als nur einen Daumen. In alle vier Himmelsrichtungen, plus nach oben und unten, muss man um eine Mitfahrgelegenheit bitten. Das ist beinahe immer zum Scheitern verurteilt, wie man in dem neuen Stück des Jungen Schauspiels erleben kann. „High Noon – Tatort: Orbit“ heißt die vom siebenköpfigen Ensemble erarbeitete Produktion. Sie spielt im Weltraum, weil die Erde unbewohnbar geworden ist.

Die Erde – unser blauer Planet. Traurig blickt ein Wal vom Bühnenhimmel, abgemagert bis auf sein Skelett. Das irdische Blau war einst seine Heimat, die Ozeane mit ihrer schier unendlichen Weite. Dann wurde das Meer vermüllt, die Riesensäuger starben aus, und nur der letzte Wal überlebte, weil er sich ins All flüchtete. In dem Space-Krimi „High Noon“ ist er der Erzähler.

Inzwischen ist auch der Orbit mit Plastik verdreckt. Mystique (Noëmi Krausz) arbeitet als Weltraum-Ermittlerin und muss sich mit illegalen Deponien beschäftigen. Zur Seite steht ihr ein neuer Partner, Jean L’Energique (Felicia Chin-Malenski). Der aber hat nichts als Pflanzen im Kopf und möchte eigentlich ganz irdisch leben. Jetzt kommt Trampen ins Spiel, denn bei der kriminalistischen Recherche ist plötzlich das Fahrzeug der beiden verschwunden. Man winkt mit den Daumen in alle Richtungen, vergeblich.

Bewegung in ungewohnten Räumen, das lieben die Schauspieler. Zumal wenn sie dabei fachkundig unterstützt werden, wie in diesem Fall durch den Choreografen Leon Stille. Mystique und Jean L’Energique müssen ihre irdischen Körper durch die Schwerelosigkeit manövrieren, spüren bei einem Kurzbesuch auf der Erde wieder jedes Kilo als üble Last, und sie müssen lernen, mit den ganz menschlichen Bedürfnissen von Darm und Blase umzugehen.

Das allein ist bereits eine sehenswerte Spielhandlung. In der Ensemble-Produktion kommt aber noch eine ganze Menge Action hinzu. Die Ermittler stoßen im Orbit auf eine Bande von Kopfgeldjägern, geraten dabei in eine furiose Schlägerei und finden unter dem illegalen Müll schließlich einen Menschen, der sein Gedächtnis verloren hat. Dessen merkwürdiges Verhalten bringt sie schließlich auf die Spur eines geheimnisvollen Labors. Einschließlich ziemlich schräger Labormäuse, die ihre Reagenzgläser berserkerhaft rütteln.

Man staunt in diesem knapp einstündigen Theatererlebnis über die Vielzahl an Einfällen, über die schönen Lichtbrechungen, den Weltraumnebel und die sphärische Musik. Nur die vielen Namen wollen sich nicht so recht einprägen, da mangelt es an deutlicher Aussprache. Den Erzähler-Wal stört das nicht, er will ohnehin ein Anonymus bleiben. Und ein weiser Freund von Utopien, der sein junges Publikum nicht ohne Hoffnung aus dem Bühnen-Orbit entlässt.

Info Ein Stück für alle ab zwölf Jahren. Vor der Sommerpause gibt es noch eine Vorstellung an diesem Samstag, 18. Juni, 19 Uhr. Karten an der Abendkasse und unter: