Felistas Afrika-Hilfe Viel mehr als „nur“ sechs Klassenzimmer

Kempen · Die Felistas Afrika-Hilfe Kempen konnte in Simbabwe ein zweites Schulgebäude übergeben. Für die Menschen dort hat der Neubau eine große Bedeutung.

Die Übergabe wurde groß und ausgelassen gefeiert – Musik und Tanz inklusive.

Foto: Felistas Afrika-Hilfe Kempen e.V.

„Es war ein wunderschöner Tag mit glücklichen Kindern, Helfern und Gästen.“ Christiane Hamms Augen strahlen, wenn sie sich an den 4. November 2022 erinnert. An diesem Tag durfte die Vorsitzende der Felistas Afrika-Hilfe Kempen ein neues Schulgebäude an der Grundschule in Charter übergeben – einem kleinen Ort in Simbabwe, rund 80 Kilometer südlich der Hauptstadt Harare. Es ist bereits das zweite Gebäude, das der Kempener Verein an der Schule bauen ließ.  Das erste bietet Platz für zwei Klassenräume, das zweite nun für weitere vier. Die älteren Bauten der Schule sind längst nicht mehr benutzbar.

Nun aber können in Charter wieder mehrere Klassen gleichzeitig unterrichtet werden. Und das wurde groß gefeiert, mit rund 300 Schülern und Eltern, Lehrern, Nachbarn und Gästen – und eben der Delegation aus Kempen. „Es war für alle etwas Besonderes. Es gab Live-Musik und Tanz, reichlich Essen für alle, Süßigkeiten und Ballons“, berichtet Hamm.

„Ich traute meinen Augen nicht, als ich sah, wie die Erstklässler ihre Teller mit Maisbrei, Gemüse und Fleisch beluden“, sagt auch Helmut Orbon, ein ehemaliger Lobbericher, der mit seiner Frau in Simbabwe lebt und dafür sorgt, dass die Spenden aus Kempen vollständig und sinnvoll verwendet werden. „Ich konnte mir gar nicht vorstellen, dass ein kleines Kind so viel essen kann, wahrscheinlich mehr als sie sonst in einer Woche bekommen.“

Denn so freudig das Ereignis auch war, so hart bleibt der Alltag für die Menschen vor Ort. Und bei der Felistas Afrika-Hilfe hat man noch so einige Projekte auf dem Zettel, die man an der Schule gerne umsetzen möchte. Zunächst sind das die Innendecken im neuen Gebäude – die fehlen nämlich noch. Aber auch Fahrräder für Kinder mit besonders langen Schulwegen sollen kurzfristig angeschafft werden. „Es gibt Kinder, die laufen zehn Kilometer zur Schule“, sagt Hamm. Besonders für kleinere Kinder sei dies sehr hart.  Und die Erschöpfung durch die langen Wege und die schlechte Ernährung mache das Lernen schwierig. Etwa 80 der rund 250 Schüler zwischen fünf und 14 Jahre hätten mit dieser Erschwernis zu kämpfen. Bis zu 20 Fahrräder könnte die Felistas-Hilfe kurzfristig über Spenden finanzieren. Diese könnten dann von der Schule an die Kinder verliehen werden.

Nächstes Projekt: Fahrräder für besonders lange Schulwege

„Die Räder kosten vor Ort rund 100 Dollar das Stück – vielleicht etwas weniger, wenn wir gleich mehrere auf einmal kaufen“, sagt Hamm. Aber es sei schwierig zu entscheiden, wer eines bekommen soll, und wer nicht. Langfristig wolle man darum genug Fahrräder für alle Kinder, die eines brauchen, anschaffen.

Die Schule mit den neuen, robusten Gebäuden hat sich inzwischen zu einer Art Gemeindezentrum entwickelt. „Die Konsequenzen von dem, was Felistas geschafft hat, gehen weit über die sechs Klassenräume hinaus“, sagt Helmut Orbon. „Die Schule soll seit Jahren der einzige Neubau im ganzen Distrikt sein. Es ist das einzige Gebäude, wo man eine vernünftige Heirat organisieren kann. Alle Veranstaltungen oder Familienfeste werden in der Schule abgehalten. Die Schule ist wichtig für die Kinder und sie ist ein sozialer Treffpunkt für die ganze Gegend.“

Auch für die Felistas-Hilfe ist es eine enorme Erleichterung, dass der zweite Schulneubau nun übergeben werden konnte. „Die Jahre 2016 bis heute – mit dem Militärputsch von 2017 als Höhepunkt – waren selbst für simbabwische Verhältnisse ein Härtetest“, so Orbon. In diesen Jahren lief nichts, die Währungen wechselten, die Preise waren unberechenbar. „In dieser Zeit den Schulbau fortzusetzen, überstieg in jeder Hinsicht die Fähigkeiten von Felistas.“

Der Verein sparte aber weiterhin Geld an. „Nur wir konnten nichts damit tun“, so Christiane Hamm. Es sei „sehr entlastend“ gewesen, als sich Anfang 2022 eine Möglichkeit ergab, den Neubau abzuschließen.

Für die Felistas Afrika-Hilfe war dieser sicherlich nicht das letzte, aber das bislang mit Abstand größte Projekt. „Es ist ein kleiner Verein“, sagt Orbon. „Aber in diesem Verein werden keine Gelder für Verwaltungsaufgaben, Benzin, Reisen oder ähnliches verwendet.“ Alles fließe in die wohltätigen Projekte. „Und das ist erfrischend.“