Interview „Dieses Gelaber hat ein Ende“

Kapellen. · interview Kapellens Jörg Ferber über die Zukunft des Vereins.

Trainer Jörg Ferber, hier mit Robert Wilschrey, hat einen guten Draht zur Mannschaft.

Foto: Hubert Wilschrey

Vor dem Nachholspiel am Samstag beim SV Sonsbeck (Anstoß 14.30 Uhr) stellt sich der beim Fußball-Landesligisten SC Kapellen seit Juli 2018 in der sportlichen Verantwortung stehende Jörg Ferber den unseren Fragen.

Herr Ferber, eine 0:3-Pleite im Derby gegen Holzheim zum Start ins neue Jahr! Wie haben Sie darauf reagiert?

Jörg Ferber: Wir haben ja top gespielt, darum haben wir der Mannschaft an Altweiber freigegeben ... Im Ernst, wir haben am Dienstag sogar mehr gemacht als sonst. Und ich habe allen klipp und klar meine Meinung gesagt. Wenn man sieht, dass am Dienstag auch St. Tönis verloren hat, wird deutlich, was vielleicht noch möglich gewesen wäre.

Sind Sie in die Köpfe der Spieler gekommen?

Ferber: Ich denke schon, keiner hat was gesagt.

Im Spiel war das anders: Marc Paul musste mit „Gelb-Rot“ runter, der ebenfalls stark gefährdete Stefan Wanneck vorsichtshalber ausgewechselt werden. Ein Déjà-vu-Erlebnis. Hat Ihre Mannschaft ein Problem mit der Disziplin?

Ferber: Dieser Eindruck muss ja entstehen. Anstatt sich auf Sachen zu konzentrieren, die wirklich wichtig sind, wird auf dem Platz zu viel rumgelabert, mit dem Schiedsrichter und seinen Assistenten diskutiert, was sie dann gegen dich aufbringt. Du muss dich auch einfach mal zurücknehmen können. Wenn irgendjemand eine Ausrede für die Niederlage braucht, kann er gerne zu mir kommen, ich liefere ihm eine. Aber ich versichere Ihnen, dieses Gelaber wird es in Zukunft nicht mehr geben.

Trotzdem. Kann es sein, dass es in der Mannschaft zu viele Häuptlinge gibt, zu viele Akteure, die das Kommando haben wollen?

Ferber: In der Regel kristallisiert sich während einer Saison heraus, wer das Sagen hat. Es kann nicht sein, dass dies auf einmal zehn Mann von sich glauben. Fußballerische Qualität ist nicht gleichbedeutend mit einem Führungsanspruch. Dafür braucht es besondere Typen, welche, die das vorleben. Grundsätzlich gibt es drei Konstellationen: Im Idealfall hast du ein gutes, von zwei Kapitänen angeführtes Team. Dann gibt es Mannschaften, die total still sind, wo keiner was sagt. Problematisch wird es, wenn du zu viele Spieler hast, die führen wollen.

So wie beim SCK. Darum die Frage: Ist der Kader unter dem kurz vor Weihnachten von Bord gegangenen Coach Oliver Seibert falsch zusammengestellt worden?

Ferber: Dazu eines vorab: Ich bin ja auch der Sportliche Leiter. Ich muss gemeinsam mit dem Trainer gucken, dass wir eine vernünftige Mannschaft zusammenstellen. Dass wir unser Saisonziel nicht erreicht haben, liegt also auch in meiner Verantwortung. Nun zu Ihrer Frage: Wir haben versucht, die besten Spieler aus dem Rhein-Kreis Neuss nach Kapellen zu holen. Und ich finde, das ist uns gelungen, wir haben eine gute Mannschaft. Jetzt gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder reicht die Qualität der Spieler aus unserem Kreis nicht aus, um in die Oberliga aufzusteigen oder aber es liegt am Trainer.

Und woran liegt es jetzt?

Ferber: Um aufzusteigen, muss sehr viel zusammenkommen. Unser Vorsitzender Philip Breuer hatte nach dem Abstieg 2017 gesagt, das könne fünf Jahre dauern. Natürlich ist er jetzt wie alle hier ein bisschen enttäuscht, aber wir haben jetzt keine Panik. Vieles ist ja auch gut: Wir sind Tabellenvierter und stehen im Halbfinale des Kreispokals.

Wie geht es weiter?

Ferber: Schritt 1: Wir wissen, dass wir den neuen Trainer finden und vorstellen müssen. Das soll bis spätestens Anfang März geschehen, egal, ob er sofort kommt oder erst zur neuen Saison. Schritt 2: Wir müssen entscheiden, welchen Weg wir gehen wollen. Müssen wir die Mannschaft verjüngen? Schritt 3: Daraus folgt, welche Spieler wir weiter an uns binden und wen wir holen wollen.

Und was wird aus Ihnen?

Ferber: Ich fände es super, wenn der neue Trainer sofort einsteigen würde, dann könnte ich mich wieder auf meine Aufgaben als Sportlicher Leiter konzentrieren. Der Job macht mir Spaß, Philip Breuer und ich verstehen uns richtig gut – es gibt aus meiner Sicht keinen Anlass, nicht weiterzumachen.