Haan Haaner soll mit Drogen gedealt haben
Haan/Wuppertal. · Der 37-Jährige kam schon früh auf die schiefe Bahn. Im November wird er Vater.
Wegen Drogenhandels und der illegalen Einfuhr von Betäubungsmitteln müssen sich derzeit ein 37-jähriger Haaner sowie vier ebenfalls angeklagt Männer (22 bis 31 Jahre) und eine Frau (23) verantworten. Am zweiten Verhandlungstag schilderte der Angeklagte aus Haan die Abgründe einer Kindheit inmitten von häuslicher Gewalt und jahrelangen Aufenthalten der Mutter im Frauenhaus, in das sie mit ihren beiden Söhnen geflohen war. Der Angeklagte selbst sei bei der endgültigen Trennung der Eltern sieben Jahre alt gewesen und hatte zuvor gewalttätige Übergriffe des Vaters miterlebt. Schon mit 13 habe er Umgang mit Älteren gehabt, die sich ihren Drogenkonsum mit kriminellen Taten finanziert hätten. Wegen Diebstahls und der Veruntreuung einer fremden Handykarte sei er mit 14 Jahren in den Jugendknast gekommen. Von dort entlassen, soll es unter anderem Beteiligungen an Raubüberfällen gegeben haben – gefolgt von einer weiteren Jugendstrafe.
Drei Jahre und acht Monate hatte ihn ein Jugendgericht hinter Gitter geschickt, bei einer Resozialisierungsmaßnahme sei er mit Schwerkriminellen zusammengekommen. Einer habe eine Frau umgebracht, der andere ein Kind: Die Taten hätten ihn schwer verstört. Die Ausländerbehörde habe versucht, ihn nach Marokko abzuschieben. Dagegen habe er sich erfolgreich gestemmt, weil er in Haan geboren sei und kein Arabisch spreche.
Der Angeklagte habe unter Angstzuständen gelitten
Derweilen habe er zunehmend unter dem Umfeld im Knast und unter Angstzuständen gelitten. Von Mitgefangenen habe er den Tipp bekommen, dass er andere verletzen müsse, um seine Verlegung zu erzwingen. Daraufhin habe er eine Schlägerei angezettelt und sei in ein anderes Gefängnis verlegt worden. Von dort sei der 37-jährige Angeklagte mit 19 Jahren entlassen worden. Seither leide er unter Klaustrophobie und müsse wegen der Spätfolgen seines Gefängnisaufenthaltes noch immer Beruhigungstabletten nehmen. Auch nach der Entlassung sei es für den Haaner nicht gut weitergegangen. Er habe immer wieder Jobs angenommen und dann wieder abbrechen müssen.
Die Mitangeklagten habe der 37-jährige Haaner noch aus der Schulzeit gekannt. Vor Gericht räumte er nun ein, an einigen Taten beteiligt gewesen zu sein. Einmal will er Kokain in Dortmund gekauft haben. Ein weiteres Geschäft sei nicht zustande gekommen, weil der Haaner verschlafen habe. Seine Freundin sei schwanger, das Kind komme im November zur Welt – er wolle nun Verantwortung übernehmen.
Die Staatsanwaltschaft wirft den Angeklagten unterschiedliche Tatbeteiligungen vor: Organisator und „Chef“ soll ein 31-Jähriger gewesen sein, zwei weitere Angeklagte – unter anderem der 37-Jährige aus Haan – sollen als dessen „rechte Hand“ fungiert haben. Den Haupttätern, zu denen auch der sich bereits in Untersuchungshaft befindliche Haaner gehören dürfte, droht im Falle der Verurteilung eine Mindeststrafe von fünf Jahren Haft.