Stadtteilentwicklung in Düsseldorf In Hamm ist es ruhig – wenigstens für den Moment
Düsseldorf · Nach dem Dauerstreit um die Bebauung freier Flächen im Stadtteil scheinen die Wogen nun geglättet. Aber die Hammer bleiben wachsam.
Es sind nur ein bis zwei S-Bahn-Stationen, gefühlt ein paar Meter, auf denen die Häuser am Wegesrand kleiner werden und sich der Platz dazwischen ausdehnt. Dann erreicht man von Bilk und Unterbilk aus den Stadtteil Hamm direkt am Rhein. Urbaner Trubel wird abgelöst von dörflicher Ruhe. Genau das zu erhalten, ist Ziel von Anwohnern und Bezirkspolitikern.
Daniel Leuchten, Vorsitzender des Fördervereins Düsseldorf-Hamm, und Tobias Knell, CDU-Bezirksvertreter, stehen an einem kalten Dienstagmorgen an der Straße Hinter der Böck vor einem leeren Feld. Von der Straße aus ist nur zu ahnen, wie viel Fläche da bis zum Rheinufer hinunter noch frei ist. Unter anderem diese Fläche ist seit Jahren ein Streitpunkt zwischen Anwohnern und der Stadt. Denn: Die Stadt wollte hier Wohnraum schaffen, dafür dichter und höher bauen als es den Bewohnern lieb war, die den Dorfcharakter des Stadtteils in Gefahr sahen.
Mittlerweile sind Knell und Leuchten optimistisch, dass die städtischen Pläne „maßvoll“ bleiben, der „Bürgerwille“ akzeptiert wird, wie sie sagen. „Beim neuen Entwurf hat man den Eindruck, dass sich die Mehrheit dahinter zusammenfinden kann“, sagt Leuchten. Dieser Entwurf wurde den Bürgern im vergangenen September vorgestellt und sieht maximal 140 Wohneinheiten in 80 Neubauten vor, die einen Einfamilienhaus-Charakter haben sollen. Es gebe zwar noch Kritikpunkte, etwa die Höhe der Bebauung, aber insgesamt gehe es nun in die richtige Richtung, so Leuchten. Gegen einen vorherigen Entwurf hatten die Hammer energisch protestiert – offenbar erfolgreich.
Nun passiert das in einer Zeit, in der von allen Seiten mehr Wohnungsbau gefordert wird, um mit der Nachfrage mithalten zu können – man kann da eigentlich hinhören, wo man will. Kann sich Hamm da raushalten? Will man gar nicht, betont Leuchten, aber eben: maßvoll. Maßvolle Bebauung, maßvolles Wachsen, mehr sei auch gar nicht möglich. „Es geht nicht nur darum, dass der Bürger sagt: ‚Ich will einen freien Blick in Richtung Rhein haben’“, sagt Leuchten, der im „Dorf“ aufgewachsen ist. Es ginge um das Ganze, die Verkehrs-, aber auch die soziale Infrastruktur.
Befürchtung: Zu viele neue Bürger würden das soziale Gefüge stören
„Man kann bei 4500 Einwohnern nicht innerhalb von zehn Jahren 1000 neue Bürger reinbringen. Das würde das ganze soziale Gefüge durcheinanderbringen“, ergänzt er.
Er meint damit auch die örtlichen Vereine, die gewillt seien, neue Mitglieder aufzunehmen. Aber für so viele auf einmal gar nicht die Kapazitäten hätten. „Wenn Leute hier hin ziehen, möchte man die ja auch abholen, man will, dass sie sich integrieren“, so Leuchten. Mit zu vielen in zu kurzer Zeit funktioniere das Zusammenwachsen nicht mehr so gut. CDU-Vertreter Tobias Knell, ebenfalls in Hamm aufgewachsen, ergänzt: „Den Dorfcharakter macht die Gemeinschaft aus. Das ist das besondere an Hamm: Wenn man will, kann man hier wirklich Teil einer Gemeinschaft sein.“ Das gebe es nicht überall.
Wer durch die Straßen Hamms schlendert versteht die Sorgen der Bewohner schon. Die schmalen Wege und Straßen sind an diesem Morgen praktisch leer, Ampeln gibt es zumindest kaum welche – man kommt schon auch so über die Straße. Es gibt ein paar Wirtshäuser, die mehr an klassische Dorfkneipen erinnern und das, was man in der Großstadt am wenigsten erwartet: freie Flächen, Weitblick auch aus dem Erdgeschoss. Und es ist ruhig. Nach der S-Bahn-Haltestelle Hamm und der kurz dahinter haltenden 706 gibt es keine ratternden Straßen- oder Stadtbahnen. Angeblich fährt irgendwo ein Bus.
Dass die Hammer ihre Idylle erhalten wollen, ist nachvollziehbar, wer nach Hamm zieht, entscheidet sich für ein ruhigeres Leben – wenn auch mit herausragender Anbindung an das vibrierende städtische Düsseldorf. Ob es auf Dauer möglich ist, die Freiflächen in der Form zu erhalten, Häuser keine vier Stockwerke hoch zu bauen? Es wird sich zeigen. Stadt, Förderverein und Bewohner werden weiter ein wachsames Auge auf dieses Dorf haben.