Private Schulden Wuppertal ist die Schulden-Hauptstadt von NRW
Düsseldorf · Die Überschuldung von Privatleuten in NRW nimmt laut einer Studie zu – trotz wachsender Wirtschaft. Wuppertal ist Schlusslicht im Land – doch auch andere Städte liegen deutlich über dem Bundesschnitt.
Obwohl die Wirtschaft seit Jahren gut läuft, nimmt die Überschuldung der privaten Haushalte weiter zu. Fast jeder achte Erwachsene in NRW kann seine Rechnungen nicht mehr bezahlen. Wie die Wirtschaftsauskunftei Creditreform am Dienstag in Düsseldorf weiter berichtete, kletterte die Zahl der Betroffenen 2018 noch einmal um 10.000 auf rund 1,74 Millionen. Bundesweit stieg die Zahl der überschuldeten Personen um 19.000 auf 6,93 Millionen an.
Mit einer Verschuldungsquote von 11,69 Prozent liegt Nordrhein-Westfalen deutlich über dem Bundesdurchschnitt von 10,04 Prozent. Schlechter schnitten unter den Bundesländern nur Berlin, Sachsen-Anhalt und Bremen ab. Mit einer Quote von 7,43 Prozent steht Bayern vor Baden-Württemberg (8,31) am besten da.
Auffällig ist, dass zahlreiche Städte in NRW im Ranking sehr weit hinten landen. So kann fast jeder fünfte erwachsene Wuppertaler seine Schulden nicht mehr begleichen. Die Quote von 18,42 Prozent markiert nach Bremerhaven den bundesweit zweitschlechtesten Wert. Kaum besser sieht es in Gelsenkirchen, Duisburg, Dortmund und Essen aus.
Zahl der Leiharbeiter und Minijobber wächst stetig
„Wenn es um die Ursachen von Überschuldung geht, spielt Arbeitslosigkeit nach wie vor eine zentrale Rolle“, erläuterte Michael Bretz von Creditreform. Erkrankung, Sucht, ein Unfall, die Trennung vom Lebenspartner und eine „unwirtschaftliche Haushaltsführung“ seien ebenfalls wichtige Gründe. Laut Bretz wächst das Überschuldungsrisiko aber auch deshalb, weil die Zahl von atypisch beschäftigten Personen zunimmt. Gemeint sind damit Leiharbeiter, die bis zu 20 Stunden in der Woche einer befristeten Beschäftigung nachgehen. Deren Zahl hat im vergangenen Jahr erneut um 63.000 auf 7,72 Millionen zugenommen.
Dass der Lohn trotz glänzender Konjunktur oft nicht zum Leben reicht, belegt eine weitere Zahl: Nach einer Studie der Bundesagentur für Arbeit übt „rund jeder zwölfte sozialversicherungspflichtig Beschäftigte zusätzlich zu seiner Hauptbeschäftigung einen Minijob als Nebenjob aus“. In Zahlen: Mitte 2017 waren hierzulande 3,3 Millionen Menschen „mehrfachbeschäftigt“.
Nach Meinung der Experten von Creditreform kommen auch deshalb immer mehr Menschen mit ihrem Geld nicht mehr aus, weil die Wohnkosten deutlich schneller zunehmen als die Einkommen. „Wohnen ist zumindest in deutschen Großstädten zum Armutsrisiko, in jedem Fall zum Überschuldungsrisiko geworden“, so Bretz. Bei vielen Mietern liege die Mietbelastungsquote bei über 50 Prozent, das heißt, sie müssten mehr als die Hälfte ihres Haushaltseinkommens für das Wohnen ausgeben. Eine Mietbelastungsquote gilt schon dann als kritisch, wenn sie oberhalb von 30 Prozent liegt. Nach einer Untersuchung der Hans-Böckler-Stiftung liegt das Resteinkommen nach Abzug der Wohnkosten für etwa 1,3 Millionen Haushalte in deutschen Großstädten unterhalb der Hartz-IV-Regelsätze.