Zeichenkurs für Jugendliche Wie Fritten Formen für Mangas werden
Eine Illustratorin bringt Jugendlichen japanische Manga-Kunst bei. Die jungen Teilnehmer sind mit viel Enthusiasmus dabei.
Es ist kurz vor 10 Uhr, als der erste Teilnehmer des Ferienworkshops „Manga Zeichnen“ in der Stadtbücherei Urdenbach eintrifft. David, 13 Jahre, ist gut auf den Tag vorbereitet. Zwar stellt die Bücherei alle nötigen Zeichenmaterialien zur Verfügung, doch David hat seine eigenen Malutensilien mitgebracht und breitet diese vor sich aus. Die Vorfreude darauf, mehr über die japanische Zeichenkunst zu lernen und seine Techniken zu verfeinern, ist ihm anzumerken. Schon kurz nach ihm trudeln weitere Jugendliche ein. Insgesamt elf Teilnehmer zwischen neun und 13 Jahren sind bereit, in die Welt der Mangas einzutauchen.
Mangas, die Zeichenkunst aus Japan, die ihre Wurzeln bereits im 8. Jahrhundert hat, stellen international eines der zentralen Kulturgüter des ostasiatischen Landes dar. Merkmale in der Bildersprache wie etwa überproportional große Augen und niedliche Darstellungen der Figuren, sind typisch für Mangas und Animes, so heißen die japanischen Animationsfilme.
Nachdem sich alle Teilnehmer an die Tische gesetzt haben, beginnt Maya Wendler mit dem Kurs. Die Lehramtsstudentin, die ebenfalls Dozentin in der Manga-Schule Düsseldorf ist, eröffnet mit einer kurzen Vorstellungsrunde. Anschließend werden die Zeichentechniken besprochen, die im Laufe des Kurses erlernt werden sollen. Der Manga-Zeichenkurs richtet sich voll und ganz nach den Wünschen der jungen Teilnehmer. Dann sammelt und sortiert Maya Wendler die Themen nach einem bewährten Muster. Allgemeines am Anfang, Spezialthemen, wie niedliche Tiere zeichnen, zum Abschluss. So kann jeder unabhängig von seinen Vorkenntnissen gut mitmachen.
Drei Stunden lang Tipps, Tricks und selber üben
Schnell sind die passenden Themen gefunden, und der Plan für die folgenden drei Stunden steht. Die Jugendlichen hängen gebannt an den Lippen der Kursleiterin, als sie erklärt, wie die Augen gezeichnet werden, ein elementarer Bestandteil der japanischen Comics. Die Stimmung wird immer lockerer, und die Jugendlichen unterhalten sich munter über Lieblingsmangas und die besten Zeichenutensilien. Währenddessen streift die Zeichenlehrerin durch die Reihen und gibt Tipps und Tricks, um die Zeichnungen noch besser zu machen.
So teilt Wendler etwa ihr Zeichenwissen über die Darstellung von Frisuren, Händen, Füßen, Tieren und Monstern. Dabei kann jeder Jugendliche entscheiden, ob er mitmachen möchte oder etwas Eigenes zeichnen will. Auch die Technik der Illustratorin muss nicht übernommen werden, sondern stellt lediglich einen Anreiz dar. „Wenn ihr das anders macht, dann heißt das nicht, dass das falsch ist, sondern nur, dass ihr eine andere Technik habt“, betont die Lehramtsstudentin.
So wird fleißig gezeichnet, und Techniken werden erlernt. Aus Dreiecken werden Füße. Aus drei Ovalen wird eine Zeichnung, die aussieht wie Fritten in der Verpackung einer bekannten Fastfoodkette. Mit einigen Strichen verwandeln sich die Fritten in Finger und die Verpackung in eine Handfläche. So lernen die Jugendlichen in gelöster Atmosphäre, wie sie sich an Formen herantasten können.
Der Kurs ist längst vorbei, da tauschen sich die Teilnehmer noch immer über Zeichentechniken aus. Bei der Frage, was David am besten gefallen hat, muss er lange überlegen. „Alles“, lautet dann seit Fazit, verabschiedet sich mit einem Dankeschön und sagt: „Ich komme das nächste Mal wieder!“