Neues aus der Düsseldorfer Komödie Neue Intendantin arbeitet sich ein

Düsseldorf · Mit Optimismus und Visionen startet Madeleine Niesche als neue Intendantin der „Komödie“ durch. Eine der Aufgaben: die neue Ausweichspielstätte im Capitol Theater.

Die neue Intendantin der Komödie, Madeleine Niesche.

Die neue Intendantin der Komödie, Madeleine Niesche.

Foto: G. Karp/Guido Karp

Es sind aufregende und turbulente, aber auch inspirierende Zeiten für Madeleine Niesche. Als Nachfolgerin von Verena Wüsthoff übernahm die Schauspielerin im September die Leitung der „Komödie“ und hat dabei mehr als die üblichen Hürden zu überspringen. „Jeder Intendant wird bestätigen, dass die Anfangsphase kompliziert ist“, sagt sie. „Ich muss mich erst in sämtliche Vorgänge einarbeiten, muss die finanzielle Situation im Auge behalten, Gelder beschaffen, die Homepage aufrüsten und die sozialen Kanäle bedienen“, listet sie auf. „Und das alles bei seiner sehr dünnen Personaldecke mit nur noch sechs Mitarbeitern.“

Für Madeleine Niesche kommen noch andere Schwierigkeiten hinzu. „Wir haben ein Ausweichquartier bezogen, sind zu Gast im Capitol Theater und noch dabei, uns mit den Gegebenheiten zu arrangieren. In erster Linie bin ich aber froh, dass unser neuer Standort angenommen wird und das Stammpublikum uns die Treue hält.“ Verkaufszahlen wie vor Corona würden allerdings noch nicht erreicht, räumt sie ein. „Nur geht das den meisten Bühnen so, daher will ich nicht klagen. Ich bleibe optimistisch und hoffe auf eine gute Mundpropaganda, damit sich die Lage künftig noch bessert.“

Nachfrage für den
Weihnachtsklassiker ist groß

Das will sie mit einem breit gefächerten Spielplan erreichen. Die Vision der Theaterleiterin: „Ich möchte Geschichten erzählen, in denen sich viele Menschen wiederfinden. Deshalb suche ich nach unterschiedlichen Stücken, denen jeweils etwas Herausragendes anhaftet.“

Mit Alan Ayckbourns Weihnachts-Klassiker „Schöne Bescherungen“ liegt sie da schon mal nicht falsch. Das beweist auch die starke Nachfrage, die sich bereits jetzt abzeichnet. Premiere ist am 10. November, bis Silvester bleibt die Komödie im Programm. „Besetzt ist das weihnachtliche Chaos mit wunderbaren Typen“, erzählt Madeleine Niesche. „Alles dreht sich um den Wahnsinn, wie er sich in vielen Familien abspielt, wenn an den Feiertagen alle auf engem Raum zusammenkommen.“

Eine Erfolgsproduktion der vorigen Spielzeit war „Der Tatortreiniger“ nach der TV-Serie von Mizzy Meyer. Im Januar werden unter der Regie von Michael Schäfer drei neue Episoden aufgeführt, wieder mit dem knuffigen Jan Schuba als Heiko „Schotty“ Scotte. Danach ein Knaller: „Glorious“, die unglaubliche Karriere von Florence Foster Jenkins, die als „schlechteste Sängerin der Welt“ in die Operngeschichte einging. „Rührend, wie unbeirrt diese Frau mit einer Naivität, Begeisterung und Unberührbarkeit ihren Weg ging“, beschreibt die Intendantin.

Nun steht und fällt das Stück ja mit der Hauptdarstellerin. Schon jemand auf dem Schirm? „Das mache ich!“ antwortet Madeleine Niesche. „Ich stelle mich dieser Aufgabe. Die Arien erarbeite ich mit dem Pianisten und Arrangeur Klaus Lothar Peters. Das ist dann mein Debüt am eigenen Theater.“ Sowohl bei „Schöne Bescherungen“ als auch bei „Glorious“ zeige sich ein großer Vorteil des Capitol Theaters: „Wir können auf dieser Bühne eine zweite Ebene bespielen, haben Platz für eine richtige Showtreppe.“ Zum Abschluss der Saison kommt „Gretchen89ff“ von Lutz Hübner ins Programm. „Eine Farce übers Theater, man kann sehr viel lachen über die Befindlichkeiten von Schauspielern und Probenprozesse“, beschreibt sie. „Dieses Stück werden wir mit Musik anreichern, es soll ein richtiges Spektakel werden.“ Madeleine Niesche will die „Komödie“ als Volkstheater profilieren und hat dafür schon einen Plan. Für den Herbst 2023 kündigt sie „Schneider Wibbel“ an: „Dieses liebenswerte Stück braucht einen längeren Vorlauf, die Schauspieler müssen Düsseldorfer Platt beherrschen.“

Ihren Wunsch, so viele Farben wie möglich unter das Dach ihres Theaters zu bringen, verdeutlicht eine literarische Überraschung: Am 22. Januar 2023 kommt die Schauspielerin Corinna Harfouch in die „Komödie“. Die Verfilmung des Romans „Was man von hier aus sehen kann“ von Mariana Leky feiert da gerade Premiere. Aus diesem Anlass hat Hauptdarstellerin Corinna Harfouch eine Lesung aus dem Buch in Düsseldorf zugesagt. Respekt für diesen Coup in schwierigen Zeiten.