Uraufführung am Jungen Schauspiel Die Erfüllung eines Traums

Düsseldorf · Theater für die Kleinsten: Bei der Uraufführung „Wenn Wolken wachsen“ gibt Yulia Yáñez Schmidt ihr Debüt im Jungen Schauspiel.

 Yulia Yáñez Schmidt (links) mit Felicia Chin-Malenski in der Probe zu „Wenn Wolken wachsen“.

Yulia Yáñez Schmidt (links) mit Felicia Chin-Malenski in der Probe zu „Wenn Wolken wachsen“.

Foto: Melanie Zanin

Erinnerungen an eine selige Kindheit: „Meine Oma hatte einen Garten, in dem Mohnblumen, Granatäpfel und Feigen wuchsen“, sagt Emel Aydogdu: „Einmal schwebten Wolken über uns. Es regnete, und wir waren froh.“ Mit dem Wissen, dass Sinneswahrnehmungen das Eingangstor zur Welt sind, schrieb die Autorin und Regisseurin ihren ersten Theatertext für die Allerkleinsten. „Wenn Wolken wachsen“ hat am 18. September im Jungen Schauspiel Premiere, eingeladen sind schon Zweijährige.

Das zarte, poetische Zwei-Personen-Spiel ist eine Liebeserklärung ans Leben und umspannt einen ganzen Tag. Am Morgen schauen Wolke Flatter und Wolke Flauschig sehnsüchtig auf die Erde. Sie sinken herab, werden zu Nebel und landen auf einer Wiese, um die reifen Früchte des Apfelbaums riechen zu können. Am Abend steigen sie wieder in den Himmel und verwandeln sich in Sterne.

Neben Felicia Chin-Malenski macht Yulia Yáñez Schmidt als Wolke Flatter im musikalisch-tänzerischen Stück ihre ersten Schritte am Jungen Schauspiel. Gerade hat die Kölnerin ihre Ausbildung im Inklusiven Schauspielstudio am Schauspiel Wuppertal abgeschlossen, als erste Absolventin des Studiengangs. Jetzt startet sie in Düsseldorf in ihrem ersten festen Engagement durch und freut sich auf die Premiere: „Ich habe das Glück, gleich zu Beginn diesen wunderschönen Text umsetzen zu dürfen.“

Erfahrungen mit Auftritten vor kleinen Zuschauern hat Yáñez Schmidt bereits gesammelt. „Kinder sind direkt und ehrlich, das bekommt man meist schon während der Vorstellung mit.“sagt sie. Aber sie können auch unruhig sein und stören, oder? „Das kann passieren. Dann müssen wir uns fragen, ob wir vielleicht nicht spannend genug gespielt haben.“ Auch bei „Wenn Wolken wachsen“ sei die Reaktion der Kleinen die größte Herausforderung, vermutet Schmidt.

Yáñez Schmidts wollte
immer Schauspielerin werden

Man spürt, wie sehr sie für ihren Beruf brennt. Und auch, wie gern sie in Düsseldorf ist. „Gleich beim Bewerbungsgespräch hatte ich das gute Gefühl, man sei wirklich an mir interessiert“, sagt sie.

Um dies in seiner ganzen Bedeutung zu ermessen und die Dornen ihres Weges zu erkennen, muss man sich Yáñez Schmidts Geschichte vor Augen führen. Seit jeher wollte sie nichts anderes werden als Schauspielerin. „In unserem Gymnasium gab es eine Theater-Medien-Klasse“, erzählt sie: „Nach dem regulären Unterricht spielten wir jeden Nachmittag stundenlang Theater. Für mich war die Berufswahl eine logische Folge meiner Begeisterung. Darin wurde ich auch immer bestärkt.“ Das böse Erwachen folgte, als sie sich bei Schauspielschulen bewarb. Deutlich sichtbar trägt sie eine Beinprothese. „Vorher kannte ich nur Zuspruch: Plötzlich wurde ich in die reale Welt ausgespuckt.“ Kommentare, die ihr unvergessen sind: „Man würde mich niemals ausbilden, ich sei körperlich gar nicht in der Lage, diesen Beruf auszuüben. Es lohne sich nicht, in mich zu investieren. Man könne mich später nie vermitteln, kein Mensch würde mich jemals besetzen. Mich auf eine Bühne zu stellen, sei ein Politikum.“

Warum ließ sie sich dennoch nicht beirren? „Weil ich wusste, dass ich es will und kann“, antwortet Yáñez Schmidt. Es gelang ihr, sich freien Theatergruppen anzuschließen, dem Performance-Kollektiv Signa. Erste Erfolge beflügelten sie. Das dennoch zur Sicherheit begonnene Studium der Kulturwissenschaft zog sie diszipliniert durch. Erst der Bachelor, dann der Master. Doch der Traum war nicht verflogen. Das Inklusive Schauspielstudio in Wuppertal erwies sich als Wink des Schicksals. Als sie dort im Märchen „Schneewittchen“ auftrat, wurde man im Jungen Schauspiel auf sie aufmerksam. Mit ihren langen Haaren, „schwarz wie Ebenholz“, muss Yáñez Schmidt prädestiniert gewesen sein für die Prinzessin. „Nein“, wehrt sie lachend ab, „ich war die böse Stiefmutter und froh darum. Die Bösen sind immer die interessanteren Rollen.“