Instagram-Star Elfjähriger Jeremy kämpft sich nach Autounfall zurück aufs Pferd

Hagen · Nach einem Autounfall sind beide Beine des Jungen gebrochen – doch der elfjährige Jeremy gibt nicht auf und wird zum Instagram-Star.

Jeremy Hein liebt es, mit seinen Pferden zu posieren und seine Instagram-Fans auf dem Laufenden zu halten. Er berichtet auch, wenn es mal nicht so gut läuft. Das macht seinen Auftritt für viele so authentisch.

Foto: Jeremy

Jeremy steht immer wieder auf. Das stellte er schon als Fünfjähriger unter Beweis. Früh entwickelte der Junge eine Faszination für Pferde, hatte bald ein eigenes ganz wildes Pony. Der heute Elfjährige erinnert sich an seine ersten Reitversuche: „Ich wurde eigentlich alle zehn Meter abgeworfen.“ Doch während bei anderen Kindern an irgendeinem Punkt wohl die Frustrationsgrenze überschritten gewesen wäre, blieb Jeremy beim Reiten. „Ambitioniert“, nennt ihn seine Mutter Nina Hein. Schon bald bewies er bei Turnieren als einer von ganz wenigen Jungs sein Können. Im Januar 2019 dann ein großer Schicksalsschlag: Jeremy wird bei einem schweren Autounfall eingeklemmt und muss mit zwei mehrfach gebrochenen Beinen notoperiert werden. Doch während die Ärzte sich mit der Frage beschäftigen, wie das Kind wieder ans Laufen kommt, denkt Jeremy schon wieder ans Reiten. Heute sitzt der Pferde-Freund wieder im Sattel und erhält bei der Social-Media-Plattform Instagram Zuspruch von mehr als 71 600 Menschen.

Besuch in Hagen: Jeremy sitzt zu Hause im Garten und erzählt angeregt vom Reitsport, seinen Turnierfolgen und seinen Pferden. Gerne zeigt er auch die Fotos und Videos auf seiner Instagram-Seite auf der seine ganze Geschichte wie in einem Tagebuch festgehalten ist. „Da habe ich im Rollstuhl das Pferd geführt“, sagt Jeremy und lehnt sich auf den Tisch, damit auf dem Tablet auch alles zu sehen ist. Rollstuhl und Krücken hat Jeremy hinter sich gelassen. Drei Operationen waren nötig. Ganz frei von Beschwerden ist Jeremy noch nicht, aber seiner Leidenschaft kann er wieder nachgehen. „Das erste Mal wieder richtig zu reiten. Das war ein ganz freies Gefühl“, sagt er. 

Seine Social-Media-Karriere hatte allerdings schon vor dem Unfall begonnen. Jeremy kam über die Sponsorensuche zu Instagram. Ein Reitsportgeschäft wollte ein Kinderteam zusammenstellen und dieses mit Kleidung und Zubehör ausstatten. Als Nina Hein dann bei der Bewerbung gefragt wurde, ob ihr Sohn denn auch einen Instagram-Account hat, antwortete sie: „Der hat ja noch nicht einmal ein Handy.“ Damals kannte sie die Foto-Plattform noch gar nicht, ließ sich aber auf den Versuch ein. Und Jeremys Reitbilder mit seinen aktuellen Pferden Nemo und Valentino kamen sofort gut an. Mutter Nina Hein glaubt, dass das auch an der Art der Ansprache liegt: „Bei Instagram wird ja oft die Realität verfälscht. Aber Jeremy hat eben auch immer etwas geschrieben, wenn es mal keinen Turniererfolg gab.“ 

Zehntausende verfolgen die Genesung des Kindes

Nach dem Unfall im Januar 2019 seien die bereits guten Follower-Zahlen dann explodiert. Auf den ersten Fotos meldet sich Jeremy im Rollstuhl zurück. Mehr als 9000 Nutzer sagen „Gefällt mir“ zu seiner Rückkehr, es gibt eine Flut von aufmunternden Worten. Im März schreibt Jeremy unter einem Foto auf dem er aus dem Rollstuhl heraus mit seinem Nemo kuschelt: „Ich vermisse meine Ponys soooo sehr und natürlich auch das Reiten.“ Mehr als 17 000 „Likes“ hat der Beitrag. Ende März sitzt Jeremy schon wieder auf einem Pferd. Seine Fans sind begeistert. „Da konnte ich noch gar nicht wieder richtig gehen“, erinnert sich der Elfjährige. Im Juli verkündet er dann bereits die freudige Nachricht: Es geht zum nächsten Springreit-Turnier. Der Junge sitzt wieder fest im Sattel.

Inzwischen ist Jeremys Bekanntheitsgrad in der Reiter-Szene so groß, dass er bei Turnieren regelmäßig alle Blicke auf sich zieht. Jeremy sagt: „Ganz oft bemerke ich, wie die Leute schauen und tuscheln.“ Manche würden sich gar nicht trauen, nach einem Foto mit ihm zu fragen. „Ich beiße doch nicht“, sagt er. Mittlerweile müsse man schon aufpassen, was man postet, sagt die Mutter. „Neulich hat eine erwachsene Frau Jeremy angesprochen, weil sie ihn erkannt hat“, berichtet Nina Hein. Sie sagt allerdings: „Ich bin da noch ganz entspannt. Er ist ja kein Popstar, der überall belagert wird.“ In der Regel beschränke sich seine Bekanntheit auf den Kosmos der Pferdefreunde. Inzwischen dreht Jeremy mit seiner Schwester Kimberly (18), die ihm bei der Arbeit in den Sozialen Medien unterstützt, auch Filme für YouTube.

Jeremy hat über Instagram schon viele Freunde gefunden. Er sagt aber auch, dass er das Ganze einzuschätzen weiß. Mit wissendem Blick berichtet er: „Manche schreiben mich nur an, weil ich bekannt bin. Das merke ich schnell.“ Die wollten dann etwa, dass er sie „markiert“, damit sie von seinem großen Publikum profitieren. Wenn einige Jeremy auf Turnieren treffen und ihn kennenlernen, seien sie manchmal verwundert, berichtet seine Mutter. Denn dieser Instagram-Star ist doch tatsächlich nur ein ganz normaler, freundlicher Junge.