NRW Investieren in der Krise

Vorst · Theoretisch hätte Markus Winz auch Eishockey-Profi werden können. Als leidenschaftliche Eishockeyspieler lernte beim Krefelder EV, spielte sich bis in die Junioren-Bundesliga hoch und war  dann für Moers in der dritten Liga aktiv.

 Der Vorster Physiotherapeut hofft nach den Widrigkeiten durch die Corona-Pandemie darauf, dass seine getätigten Investitionen langfristig greifen			     Foto: Kurt Lübke

Der Vorster Physiotherapeut hofft nach den Widrigkeiten durch die Corona-Pandemie darauf, dass seine getätigten Investitionen langfristig greifen      Foto: Kurt Lübke

Foto: Lübke, Kurt (kul)

Aber eine Schulterverletzung zwang den jungen Mann, der in Köln nach dem Abitur Sport studierte, dann dazu, damit aufzuhören. „Und ich war auch nicht gut genug“, sagt er heute. 

Der  Plan war eigentlich, behinderte Kinder zu trainieren. „Das war meine Intention“, sagt der Gelassenheit und Ruhe ausstrahlende Mann. Als er dann das Sportstudium nicht beenden konnte stieg er auf Physiotherapie um, um auf diesem Wege dieser Idee näher kommen zu können.

Dem Sport blieb er über die studentische Nebentätigkeit im Fitnessstudio in Uerdingen in der Fitness World“ und dem TC in Kempen.

Nach zwei Jahren als Angestellter im Uerdinger Krankenhaus und im Physiozentrum Engels macht er sich dann selbstständig - was nie geplant war. 

Selbstständig durch
eine besondere Fügung

Der Auslöser war der unvermittelte Leerstand des heutigen Nagelstudions auf der Hauptstraße - neben dem heutigen Standort. „Da war ein Physiotherapeut drin. Da kam im TC Kempen ein Trainierender zu mir und sagte: Du bist doch Physio. Möchtest Du eine Praxis kaufen?“ Sein bester Freund sei tödlich verunglückt und habe die Praxis gekauft.“

Kurze Zeit später rief ihn ein früherer Dozent an , der von einem verunglückten Studenten berichtete, dessen Freund für die Räume einen Nachfolger suchte.

Und zwei Tage später rief ihn eine Ärztin aus Solingen an, die ihm sagte, sie betreue die Witwe und habe seine Nummer weitergegeben. „Am Samstag haben die sich getroffen - und hatten alle meine Nummer.“ Sein Vater sagte daraufhin zu ihm: „Das ist Fügung, das musst Du machen.“

Nach drei Jahren erweiterte er die Praxis, kaufte die Räume eines Anwalts. Sieben Jahre später zog er in die Räumlichkeiten des ehemaligen Supermarktes nebenan. Der Anfang war nicht so leicht: „Die Vorster haben sich erstmal auf den Bauch gelegt und gesagt: Massier. Obwohl ich kein Masseur bin. Und die zweite Frage war: Wo bist Du hier? Aus Uerdingen? Das wird nix!“ Es wurde doch.

Sein Ansatz sein von Anfang her gewesen, den Köper ganzheitlich zu betrachten. Deshalb gehen man auch stark in die Vor-Diagnostik. „Wir machen Fotos von den Leuten, gehen das durch. Wenn die Schulter eingeklemmt ist, liegt die Ursache möglicherweise im Rundrücken.“

Er wolle die Leute animieren, in die „Eigenregie“ des Körpers zu gehen, ihn zu kennenzulernen, zu „sehen“ und zu verändern -  über körperlich aktives Training, mit klassicher Physiotherapie, manueller Therapie, Lymphdrainagen. Auch Patienten mit Krebs betreut er.

2020 kam das Studio „ins Trudeln, wie jeder ins Trudeln gekommen ist.“ Der sportliche Trainingsbereich war zu, in der Physiotherapie hieß es: Kaffee trinken statt arbeiten. „Wir hatte da 50 bis 60 Prozent Reduzierung in den ersten vier Wochen.“ Und da beide Bereiche freiberuflich und gewerblich getrennt sind, er aber der Chef von beiden ist, bekam er keine staatliche Förderung.

 Der zweite Lockdown war dann auch für ihn lang, auch wenn über Verordnungen Krankengymnasitik möglich war. So setzte er sich mit seinem Team zusammen und überlegte,  was man tun kann.

Er entschloss sich, antizyklisch zu handeln und zu investieren. Die Idee war, für alle das Gefühl von Sicherheit zu erhöhen - und über den Tag hinaus weiter machen zu können.

 Er besorgte für jeden Trainigsraum Luftfilter , die alle Viren und Bakterien mit Hepafiltern aus der Luft holen. So fühlen sich die 15 Mitarbeiter und die Kunden sicher. Er gestaltete die Räumlichkeiten neu in antrazit, erwarb  einen zusätzlichen Raum. Und dort können die Kunden jetzt an einem neuen „skll court“ ihre visuellen, kognitiven und motorischen Fähigkeiten schulen.

Jetzt hofft Winz, dass diese Schritte und die zunehmenden Lockerungen dazu führen, den Betrieb wieder in Schwung zu bringen und auf stabilen Füßen zu bleiben. Über einen dritten Lockdown, darüber möchte er lieber nicht nachdenken.