Stadtentwicklung „Krise ist auch eine Chance für Erneuerung und Verbesserung“
Wuppertal · Nachdem am Werth erneut ein Leerstand droht, hofft die ISG auf ein Förderprogramm.
Das Damenmodegeschäft Bonita am Werth 17 in Barmen schließt zum Ende des Jahres. Das wurde der WZ bestätigt. Das Amtsgericht Hamburg hat bereits am 1. September 2020 ein Insolvenzverfahren über das Vermögen der Bonita GmbH eröffnet. Das Unternehmen strebe eine grundlegende Sanierung an. Im Zuge dessen würden voraussichtlich auch einige Filialen geschlossen. Die Tom Tailor Gruppe ist Eigentümer von Bonita.
Hans-Hermann Lücke, Bezirksbürgermeister von Barmen, stellt die schwierige Lage für Einzelhändler in der jetzigen Zeit dar. „Die Nachfrage der Kundinnen und Kunden fehlt“, sagt Lücke. Dies sei sowohl auf die Corona-Krise und dem damit verbundenen Rückgang der Kaufkraft einiger Menschen als auch auf die Existenz zahlreicher Möglichkeiten des Online-Shoppings zurückzuführen. Er könne sich als Betriebswirt in die Lage der Einzelhändler hineinversetzen. „Die Innenstädte der Zukunft müssen anders gedacht werden“, sagt Lücke. Er fordere eine klare Profilbildung. „Für mich sind die drei Profile in Barmen Gesundheit, Bildung und Kultur“, betont der Bezirksbürgermeister. Schaue man sich die Königsallee in Düsseldorf oder die Schildergasse in Köln an, so sei auch dort zu beobachten, dass die Lage für Einzelhändler schwieriger werde, trotz des Tourismusmagnetes, den diese Städte besäßen.
Peter Ehm, stellvertretender Vorsitzender des Nordstädter Bürgervereins Barmen, erklärt, dass man als Bürgerverein natürlich ein Interesse an einer belebten Innenstadt mit verschiedenen Einkaufsmöglichkeiten habe, seien es „Modegeschäfte oder gastronomische Einrichtungen“. Ehm sieht zukünftig eine schwierige Lage für Geschäfte in der Barmer Innenstadt. „Die Probleme werden in den nächsten Wochen und Monaten nicht kleiner“, so der stellvertretende Vorsitzende des Bürgervereins. Natürlich brauche es das Publikum, „das in die Stadt kommt, seine Freizeit dort verbringt und Einkäufe erledigt“.
Idee der reinen Einkaufsstadt
ist nicht mehr modern
Thomas Helbig, Geschäftsführer der Immobilien-Standort-Gemeinschaft (ISG) Barmen Werth, hingegen betont die Notwendigkeit der Transformation der Innenstädte. Ziel dieser Transformation müsse es sein, Innenstädte resilienter aufzustellen. Barmen sei hier gut aufgestellt. „Natürlich ist es traurig, wenn ein Einzelhandelsgeschäft schließt, insbesondere für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, doch es bieten sich auch Chancen“, betont Helbig. Er äußert sich ähnlich wie Hans-Hermann Lücke, denn auch Helbig sieht die Zukunft der Barmer Innenstadt in den Punkten „Wohnen, Einkaufen, Kultur und weiteren Anziehungspunkten wie Bildung, Nachhaltigkeit und Smart City“. Es sei wichtig, sich von der Idee einer reinen Einkaufstadt mit lauter Modegeschäften zu verabschieden, da dies nicht mehr zeitgemäß sei. Helbig hebt hervor, dass er davon ausgehe, dass man im Dezember die Zusage für das „Sofortprogramm Innenstadt 2020“ erhalte. Dieses Programm stellt 70 Millionen Euro „zur Stärkung unserer Innenstädte und Zentren“ zur Verfügung, heißt es in einer Erklärung des Landes NRW.