Ein Meisterwerk der Moderne erklingt in der Tonhalle Strotzend vor Lebendigkeit

Düsseldorf · „Jagden und Formen“, eine wichtige Komposition des unlängst gestorbenen Komponisten Wolfgang Rihm, wird am 29. März in der Tonhalle aufgeführt.

Der kürzlich verstorbene Komponist Wolfgang Rihm.

Foto: dpa/Uli Deck

Das Notabu-Ensemble widmet dem im Juli 2024 im Alter von 72 Jahren verstorbenen Komponisten Wolfgang Rihm am 29. März ein Konzert im Mendelssohn-Saal der Tonhalle. Das Ensemble und sein Leiter Mark-Andreas Schlingensiepen waren ihm kollegial und freundschaftlich verbunden. 2011 kuratierte Rihm für Notabu einen Jahrgang „Ohren auf Europa“, bei dem er wichtige aktuelle Werke Neuer Musik zu einem konzentrierten und informativen Festival schnürte. Auch seine eigenen Werke kamen bei der Konzertreihe „Na hör’n Sie mal!“ immer wieder zu Gehör. Bereits kurz nach Rihms Tod reagierte Schlingensiepen spontan und setzte Kompositionen auf zwei Programme der laufenden Saison.

Der gebürtige Karlsruher Wolfgang Rihm war als Komponist in Deutschland und im Ausland sehr gefragt. Er studierte in Karlsruhe, Freiburg und Köln, bevor er in seiner Heimatstadt eine Professur übernahm. Seine Musik, die sich von den strengen Kompositionstechniken der vorherigen Jahrzehnte absetzte und stattdessen den persönlichen Ausdruck in den Mittelpunkt stellte, wurde seit den 1970er Jahren stilbildend. Für seine Werke erhielt er auch viele Preise im In- und Ausland.

Bei dem Konzert in der Tonhalle spielen die Neue-Musik-Spezialisten des Notabu-Ensembles als einziges Werk des Abends eine der wichtigsten Kompositionen aus Rihms üppigem Werkverzeichnis. „Jagden und Formen“ ist ein etwa einstündiges Werk für 24 Musiker, das vor Lebendigkeit strotzt. Das Ensemble, das normalerweise in kleineren Besetzungen spielt, wird hier zum Orchester mit sechs Holz-, sieben Blechblasinstrumenten, fünf Solostreichern sowie drei Schlagzeugern ausgebaut, hinzu treten Harfe, Klavier und Gitarre. Rihm schrieb an diesem Werk seit Mitte der 1990er Jahre. Eine erste Version wurde 2001 uraufgeführt. Für ein Ballett mit der Choreografie von Sasha Waltz entstand eine zweite, heute gültige Version, die Rihm selbst „Zustand 2008“ bezeichnete. Es gibt Abschnitte, die nur zwei Instrumente benötigen, häufig wird aber auch die ganze orchestrale Farbpalette genutzt.

Der Titel „Jagden und Formen“ ist für die musikalische Dramaturgie Programm. Die Motive und Rhythmen eskalieren und jagen sich geradezu. Dabei bewegt sich alles in Formen, die sich wie ein Organismus ausdehnen. Notabu und sein Dirigent Schlingensiepen werden alle Hände voll zu tun haben. Es wird also viel zu hören geben.

Info Samstag, 29. März, 20 Uhr. Mendelssohn-Saal der Tonhalle. Karten: www.tonhalle.de