Ein Geschenk des Künstlers Imi Knoebel Große Freude bei Fiftyfifty

Düsseldorf · Der Künstler Imi Knoebel macht der Düsseldorfer Obdachlosenhilfe ein großes Geschenk. Zu ihrem Jubiläum gab es 30 „Kartoffelbilder“.

Ausstellung von Imi Knoebel in der Fiftyfifty-Gallery (v.l.): Andi (Die Toten Hosen), Carmen Knoebel, Hubert Ostendorf, Stephan Keller.

Foto: Anne Orthen

Was wäre Fiftyfifty, die Lobby für Obdachlose unter ihrem tüchtigen Geschäftsführer Hubert Ostendorf, ohne die Künstler? Seit 30 Jahren helfen sie mit wertvollen Werken, die in der Benefiz-Galerie an der Jägerstraße gezeigt und verkauft werden.

Jörg Immendorff war der erste, dessen Uhr außer dem Pinsel den ersten Stein enthielt, um ein Haus für die Ärmsten der Armen zu bauen. Das war 1996. Seitdem haben die gespendeten Werke von Künstlern wie Thomas Ruff, Klaus Klinger, Rosemarie Trockel oder Günther Uecker über hundert Menschen allein in Düsseldorf von der Straße in normale Wohnungen gebracht. Darüber hinaus werden über den „Housing First-Fonds“ in ganz NRW Organisationen der Wohnungslosenhilfe unterstützt. Die Anschubfinanzierung hierzu gab Gerhard Richter mit der 30er-Serie „Cage“, die 1,5 Millionen Euro einbrachte.

Zu den größten Spendern gehören Imi und Carmen Knoebel, die durch ihre Kindersternstiftung zwei Wohnungen finanzierten und durch ihre Kunst weit über eine Million Euro beisteuerten. Zum Jubiläum, das in der Benefiz-Galerie im Beisein von Oberbürgermeister Stephan Keller gefeiert wurde, kamen 30 „Kartoffelbilder“ hinzu, mit deren Erlös zwei weitere Apartments gekauft werden. Zur Vernissage gesellte sich fast die gesamte Familie Knoebel, mit Kindern und Enkelkindern, mit Freunden wie Andi von den Toten Hosen, mit Künstlern wie Ingrid Bachér, Ulrich Erben, Johannes Stüttgen und Klaus Klinger. Nur Imi Knoebel, der „schweigende Künstler“, blieb zu Hause.

30 Kartoffelbilder
gibt es zum Jubiläum

Warum aber Kartoffelbilder, lehnt er doch seit seinen Anfängen jegliche Form der Darstellung in seinem Werk ab? Man könnte es als Verweis auffassen, ist doch die Kartoffel ein Grundnahrungsmittel der Menschen, anspruchslos im Anbau und eine Energiequelle für jedermann. Insofern passt diese Knolle zu den Grundbedürfnissen des Menschen wie einem Dach über dem Kopf.

Knoebel geht heiter und spielerisch mit bunten Collage-Teilen um – wie ein Kind beim Puzzle-Spiel. Aber zugleich ist er ganz bei sich, beim Thema von Form und Farbe, Farbmaterial und Farbauftrag. Der Betrachter darf gleichsam mit ihm aussuchen, ob die Lieblingsfarbe Zartrosa an der richtigen Stelle unter dem Viereck segelt. Er kann der Mischung der Acrylfarben beiwohnen, ob sie sämig oder satt wirken, flüssig oder mit Malmittel vermischt erscheinen, ob sie streifig oder glatt strukturiert sind. Es gibt keine Übergänge, keine Transparenz und kein Ineinanderfließen von Farben. Alles hat seine Position, seine Klarheit, seine Reinheit.

„Ich will auf nichts kommen als auf die Farbe. Ich trage sie auf, setze sie ein und versuche so eine Farbe zu gewinnen. Die Farbe bringe ich in die verschiedenen Zusammenhänge.“ So soll er in einem Gespräch gesagt haben. Er macht die Entwürfe als Collagen und lässt sie von seinem Team für die Edition nachbauen. Die Helfer mischen nach seinen Anweisungen seine speziellen Töne, bringen sie auf das japanische Kunststoffpapier, das sich unter Feuchtigkeit nicht wellt. Sie schneiden die Rechtecke, Vierecke und die keck wirkenden spitzen Dreiecke zurecht und kleben die Teile mit doppelseitigem, säurefreiem Klebeband aufeinander. Auf dass die Farben, die geschnittenen Formen, die Streifen, Rundungen, Vier- und Rechtecke auf der dunklen Form eine Komposition ergeben.

Die runde, längliche oder ovale Form in Erinnerung an einen Erdapfel wird als erstes aufs Papier fixiert und dann folgt ein Entdecken und Verstecken von Farben und Formen. Knoebel zeigt uns, wie er mit den differierenden Tönen ein Bild aufbaut und dabei jeder Farbe ihre Individualität belässt. Ausschneiden, Kombinieren und Komponieren.

Der Vernissage wohnten auch einstige Obdachlose bei. Sie sehen sich nicht mehr als Bettler, sondern als Dienstleister, die mit der Straßenzeitung ihr Geld verdienen. Sandra, die seit 18 Jahren dabei ist und nun in einer Wohnung lebt, bedankte sich dafür, dass sie so herzlich aufgenommen wird. Von den 2,80 Euro für das Straßenmagazin kann sie 1,40 Euro behalten. Beim benachbarten Biobäcker bekommt sie sogar das Brot geschenkt. Carmen Knoebel drückte ihr spontan den Blumenstrauß in die Hand, der eigentlich für sie gedacht war.

„Eine einzigartige Verbindung von weltbekannten Künstlern und sozialer Initiative. Vielleicht ist das nur in Düsseldorf möglich, als Kunststadt und sozialer Stadt, als Dorf, in dem man sich kennt und schätzt und füreinander einsteht“, meinte OB Keller, der die freundliche Atmosphäre bei Fiftyfifty sichtlich genoss.

(H.M. w.g.)