Neue Leiterin der Sammlung Philara Eine Ausstellung als Entdeckungsreise
Düsseldorf · Julika Bosch stellt sich als neue Sammlungsleiterin von Philara vor. Sie lobt die Selbstverständlichkeit, mit der Kunst in Düsseldorf akzeptiert wird.
Als Katharina Klang 2011 von Gil Bronner für die Sammlung Philara eingestellt wurde, studierte sie noch Kunstgeschichte und wuchs mit den Aufgaben, die sie fünf Jahre später als Gründungsdirektorin der kostbaren Schätze an der Birkenstraße in Flingern übernahm. Ihre Nachfolgerin Julika Bosch, die 1989 in Duisburg geboren wurde, ist eine gestandene Kuratorin. Allein schon ihre Studien der vergleichenden Literaturwissenschaft, der Kommunikation und Kunstgeschichte sind respekteinflößend. Die Liste ihrer namhaften Ausstellungen ist lang. Sie könnte von vielen Erfolgen als kommissarische Leiterin der Kestner-Gesellschaft in Hannover berichten, aber sie ist kein Blaustrumpf. Sie ist die neugierige Tochter eines Vaters, der bei Günther Uecker an der Kunstakademie Düsseldorf seine Laufbahn begonnen hatte.
Im Augenblick ist sie vollauf damit beschäftigt, aus den Hunderten von Werken der großartigen Sammlung eine neue Präsentation zusammenzustellen. „Wasser atmend, Luft trinkend“ soll sie heißen. Bisher hängt auf der himmelblau gestrichenen Stirnwand ein einziges, eher kleines Bild der hierzulande eher unbekannten Kinki Kooi. Wie eine Visitenkarte wirkt das unglaubliche Farbspiel, das in seiner Ästhetik, in der Feinheit seiner rätselvollen Details und in der filigranen Vielfalt erstaunt. Das Motiv erinnert an aufgeplatzte Erbsen, aber all die Details in der Umgebung bis hin zum hellen Firmament lassen eine neue Poesie in der einstigen Glaserei ahnen.
Noch hängt sonst nichts und steht fast nichts, dennoch wird hier eine neue Handschrift deutlich. Bosch gibt als ihr Leitbild einen erstaunlichen Satz zum Besten: „Der Besucher soll verwundert werden.“ Von der Decke hängen zwei Stoffbahnen, die sich kaum einordnen lassen. Sind es zu lange Hosenbeine? Was sollen der Teppich und das Schwänzchen? Man ist gespannt.
Julika Bosch ist mit
der Kunst aufgewachsen
Eine Art Schnitzeljagd soll es werden, wie sie verrät. An ein kleines ausgestopftes Tier von Thomas Grünfeld ist gedacht, das hoch oben auf einer Fensterbrüstung abgestellt sein wird und eher zufällig entdeckt werden kann. Die Besucher sollen die Ausstellung als Entdeckungsreise auffassen.
Vom Hausmeister des Vorbesitzers der Räume bekam sie eine gerahmte Zeichnung, die die einstige Glaserei mit ihren verschieden hohen Aufbauten zeigt. Nun beginnt auch für sie die Spurensuche durch das Haus, mit seinen Eigenheiten, wechselnden Dächern, engen Kammern und immensen Höhen. Zugleich möchte sie sehr genau auf die jeweilige Sprache des Künstlers achten. Sie sagt denn auch: „Ich komme von der Kunstgeschichte“, was bei ihr besagt, dass ihre Kunst nicht verkopft sein soll. Sinnlichkeit sei eine wichtige Voraussetzung für Kunst. Sie ist mit der Kunst aufgewachsen. Ihr Vater startete als Künstler. Gern erzählt sie die lustige Episode, wie er sich bei der Vorstellung der Arbeiten im Orientierungsbereich in eine große, von Hand gefertigte Muschel legte, und zwar splitterfasernackt. Eigentlich sollten alle Eleven neben ihren Arbeiten stehen. Als die Professoren zur Inspektion erschienen, war er nicht da, sondern sprang schließlich im Adamskostüm aus der Muschel. Alles lachte, jeder Professor hätte ihn am liebsten aufgenommen. Er wählte den Nagelkünstler, war bei ihm jedoch nicht glücklich, sondern wechselte zum Steinbildhauer Erich Reusch. Julika Bosch liebt ihre eigene Handschrift. Sie wird nicht einfach dort weitermachen, wo ihre Vorgängerin Katharina Klang aufgehört hat, auch wenn sie mit ihr längst befreundet ist. Vieles will sie ändern. Schon jetzt wird an einem neuen Auftritt am Eingang zur Birkenstraße 49 gearbeitet, denn noch heute wollen Leute im Hof der einstigen Glaserei neue Fensterscheiben bestellen. Der Name Philara soll den Passanten besser ins Auge springen. Aber auch auf dem Dachgarten wird nach neuen Arbeiten Ausschau gehalten. Da sie mehr denn je für Abwechslung sorgen will, werden zwei kleinere Räume nicht in die allgemeinen Ausstellungen einbezogen. Hier möchte sie spontan auf neue Ereignisse reagieren. Zwar arbeitet sie erst seit ein paar Wochen in Flingern, aber schon jetzt freut sie sich über ihre Kollegen: „Wir sind das Institut mit dem kleinsten Team und der größten Wirkung. In großen Häusern reagiert man auf ausgefallene Wünsche mit der Bemerkung: ,Das haben wir noch nie gemacht‘. Hier heißt es eher: ‚Oh, das kennen wir ja noch nicht.‘“ Sie lobt allerdings auch das aufgeschlossene Düsseldorfer Umfeld: „Kunst wird hier selbstverständlich akzeptiert, nicht nur von Kunstfans.