Kaffeegenuss aus Mettmanner Manufaktur Er kennt das Geheimnis guten Kaffees
Haan/Mettmann · Heiß wie die Hölle, schwarz wie der Teufel, rein wie ein Engel und süß wie die Liebe – so soll Kaffee sein. Selcuk „Selgio“ Karademir weiß, wie guter Kaffee sein soll. In seiner Manufaktur röstet er selbst. Als Barista schult er Interessierte. Ein Lokalbesuch.
Kaffeeklatsch mit der besten Freundin, Pause beim Einkaufsbummel oder wohldosierte Koffeinspritze im stressigen Alltag: Kaffee ist Kult. Liebste Adresse für für Fans ist das Karabusta.
Was Selcuk Karademir, den jeder „Selgio“ nennt und der laut Eigenaussage „ein Pirat“ ist, hier serviert, ist fast zu hübsch, um getrunken zu werden. Ein Milchkaffee sieht hier aus wie gemalt, ein Ornament aus Schokopulver inklusive. Für den zertifizierten Barista ist die Optik ein Element unter vielen.
Auch die Milch für den Kaffee will speziell behandelt werden
Damit beispielsweise die Milch nicht fest wie Bauschaum, sondern „tuffig-leicht und gut trinkbar“ ist, muss nicht bloß der Fettanteil, der Milch stimmen, „der Eiweißanteil ist das A und O“. Und dann kommt es auf die richtige Dampftechnik an. Der Meister demonstriert – übrigens auch in seinen Kursen – den richtigen Umgang mit der Dampfdüse. „Erst ziehen, dann rollen“ geht es im Sekundentakt um die „elegante, gekonnte und ruhige“ Arbeit mit der Milch.
Espresso, Milchkaffee und Co.: Was auch immer sich aus der Bohne herstellen lässt, wird hier zubereitet. Dazu gibt es kleine Leckereien in Form von Kuchen oder Teilchen und Herzhaftes Ciabatta. „Als nächstes planen wir ein Frühstücksangebot“, mangels Mitarbeitenden war diese Idee bislang nicht umsetzbar. Lebenslängliche Freundinnen schätzen den Kaffeeklatsch hier in der Einkaufspassage – bei gutem Wetter auf der Terrasse unter einer Palme und mit Blick in grüne Bäume. Mütter finden sich ein, denn im Zweifelsfall ist der Nachwuchs in der Spielecke gut beschäftigt. Und ein bisschen Galerie ist das Karabusta in Mettmann auch: Zurzeit nutzt Alfons Reiß eine Wand als Ausstellungsfläche.
Vor allem ist die Location auch Rösterei. Was einen Röstmeister auszeichnet? „Er muss die Maschine 100-prozentig bedienen können“, sagt Selgio Karademir über die „kleinen, feinen Schwankungen bei den Röst-Parametern“, die schnell ausgeglichen werden müssen. Hierzu zählen beispielsweise Umgebungstemperatur odeer Luftfeuchtigkeit. Die Kaffeebohne als bester Rohstoff ist nichts, weiß der Röstmeister nichts über ihren Charakter – „und es muss ein Weg gefunden werden, den Geschmack optimal herauszukitzeln“. Das ist Handwerk und eine Kunst, die neben der Erfahrung enormes Fingerspitzengefühl braucht.
Weil sein Geschäftskonzept floriert, „brauchten wir natürlich immer mehr Lagerraum. Der wurde langsam knapp“, weshalb auch gleich Platz für die eigene Rösterei gesucht – und in einer Halle im Gewerbegebiet gefunden – wurde. „Mit der neuen Halle können wir nun entspannter produzieren und eine noch bessere Produktionsabwicklung gewährleisten. So können wir noch mehr Kunden erreichen“, ergänzt der Chef von Karabusta. Seit Ende vergangenen Jahres wird dort Kaffee geröstet.
Eigene Kaffeebohnen gedeihen in der Dominikanischen Republik
Einige Kaffeesorten erhält er aus Mittelamerika. Mittlerweile besitzt das Unternehmen nämlich eine eigene kleine Plantage in der Dominikanischen Republik, der Selgio Karademir regelmäßig Besuche abstattet. „Das ganze ist ein Projekt und dient auch dem guten Zweck“, sagt er. Schließlich können die Bohnenpflücker vor Ort einen Teil der Bohnen behalten und direkt vor Ort verkaufen. Diese Sorte aus der eigenen Plantage gibt es auch als „Don Selgio“ zu kaufen. Weitere Sorten sind nach Städten benannt. „Vor sieben Jahren kam ich auf diese Idee“, Haan ist ebenso vertreten wie Mettmann, Metzkausen und eine Gruitener Mischung. Die Liste reicht bis zum „Neandertaler“, extra strak, Seitenlinien sind die „Black Pearl“.
Selgio, gebürtig aus Duisburg mit türkischen Wurzeln und im zarten Alter von fünf Jahren nach Mettmann verzogen, versteht sich als Pirat, sowie eine fair gehandelte Bio-Sorte. Bei allen Röstverfahren ist er darauf bedacht, dem Produkt so viel Wertschätzung entgegen zu bringen, wie es möglich ist.