Äußerungen im Diözesanpastoralrat Kardinal Woelki irritiert mit Aussagen über Papst Franziskus

​ Düsseldorf · Eigentlich müsste Kardinal Woelki zurzeit besonders um das Wohlwollen von Papst Franziskus bemüht sein. Umso auffälliger ist, was er nun über den „Heiligen Vater“ gesagt haben soll.

Al „Realitätsfremd“ und „alt“ soll der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki Papst Franziskus beschrieben haben.

Foto: dpa/Henning Kaiser

„Realitätsfremd“ und „alt“ - so soll der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki nach Angaben aus seinem Beratungsgremium Papst Franziskus beschrieben haben. Dabei hängt gerade vom „Heiligen Vater“ ab, ob Woelki das Erzbistum Köln weiterhin führen darf oder nicht. Woelki hat Franziskus seinen Rücktritt angeboten, und die Entscheidung steht noch aus.

Die vertraulichen Äußerungen über den Papst sollen am Samstag bei einem Treffen des Diözesanpastoralrats in Düsseldorf gefallen sein. Mehrere der etwa 60 anwesenden Mitglieder des Gremiums berichteten der Deutschen Presse-Agentur übereinstimmend, Woelki habe den Papst als „alt“ und „realitätsfremd“ beschrieben.

Ein Sprecher von Woelki sagte dazu, es stimme nicht, dass Woelki den Papst als „realitätsfremd“ bezeichnet habe. Woelki habe zwar die Formulierung „alter Mann“ für den 85-jährigen Papst verwendet, dies sei aber in keiner Weise despektierlich gemeint gewesen. Aus dem Teilnehmerkreis hieß es dagegen am Sonntag, das Zitat über den Papst sei genauso gefallen.

Nicht alle Mitglieder scheinen dies als negativ empfunden zu haben. So sagte einer der Teilnehmer über Woelki: „Wir haben einen ehrlichen, authentischen Bischof erlebt.“ Zuvor war Woelki im Gegenteil oft vorgehalten worden, verschlossen und misstrauisch zu sein.

Papst Franziskus hatte Woelki im vergangenen Jahr „große Fehler“ insbesondere in seiner Kommunikation vorgeworfen. Er beließ ihn zwar im Amt, von Oktober 2021 bis Anfang März dieses Jahres befand sich Woelki jedoch in einer Auszeit. Bevor er sich in diese Auszeit verabschiedete, betonte er, dass er den Papst selbst darum gebeten habe.

Im Diözesanpastolrat habe sich das jetzt etwas anders angehört, hieß es aus dem Teilnehmerkreis. Hier habe Woelki beklagt, der Papst und die Kurie - die Zentralregierung der katholischen Kirche in Rom - hätten ihm die Auszeit verordnet.

Der 65 Jahre alte Woelki steht seit 2020 nahezu ununterbrochen in der Kritik. Ein Hauptkritikpunkt ist, dass er ein Gutachten über den Umgang von Bistumsverantwortlichen mit Missbrauchsvorwürfen zurückgehalten hatte. Woelki hatte rechtliche Gründe dafür angeführt und ein neues Gutachten in Auftrag gegeben.

Bei dem Treffen in Düsseldorf warb Woelki um Vertrauen und einen Neuanfang im größten deutschen Bistum. Auch kündigte er an, die Verwaltung reformieren zu wollen. An der Spitze soll künftig kein Theologe mehr stehen, sondern ein Verwaltungsexperte. Der bisherige Generalvikar Markus Hofmann - Woelkis Stellvertreter - räumt dafür zum 1. Juli seinen Posten. Hofmann gilt als loyaler Unterstützer Woelkis, war aber zusammen mit diesem zunehmend in die Kritik geraten. Am Freitag teilte das Erzbistum mit, dass bei einer Routineprüfung ein Vertrag im Stiftungsbereich des Erzbistums aufgefallen sei, der einer weiteren Klärung bedürfe.

Der Wuppertaler Stadtdechant Bruno Kurth sagte der dpa im Anschluss an das zweitägige Treffen in Düsseldorf, die Bereitschaft, Woelki eine zweite Chance zu geben, sei spürbar gewesen, ebenso aber auch Skepsis. „Ich schwanke zwischen der realistischen Wahrnehmung dessen, was ich an den beiden Tagen erlebt habe, und dem Prinzip Hoffnung“, sagte Kurth. „Ich stelle mir mit Blick auf unser Erzbistum sorgenvoll die Frage: Kommen wir weiter - oder wiederholt sich Vieles, was wir vor der Auszeit schon erlebt haben?“

(dpa)