Freunde sammeln Spenden 27. Hilfe-Fahrt in die Karparten geplant

Kempen · Seit Beginn des Krieges in der Ukraine sammeln zwei Männer aus Kempen unermüdlich Spenden für die Menschen vor Ort. 26 Mal waren sie bislang dort, um Lebensmittel und andere dringend benötigte Dinge in die Karpaten zu bringen. Die nächste Tour ist schon geplant.

Seit dem russischen Angriff auf die Ukraine sammeln Heribert Welter (l.) und Markus Dohmen aus Kempen Spenden für die Menschen in den Karpaten. Bald wollen sie wieder hinfahren.

Foto: Norbert Prümen

Kurz nach dem russischen Angriff auf die Ukraine im Februar 2022 starteten zwei Männer aus Kempen eine private Hilfsaktion. Markus Dohmen und Heribert Welter sammelten Spenden, brachten Lebensmittel, Babynahrung, Hygieneartikel und andere dringend benötigte Dinge in die Karpaten im Westen der Ukraine.

Dohmen kannte die Gegend, hatte dort mehrfach schon Urlaub gemacht und bei geführten Offroad-Touren Land und Leute kennengelernt. Als der Krieg über die Ukraine hereinbrach, bat der Mann, der die Touren geleitet hatte, Dohmen via Facebook um Hilfe. Der Kempener zögerte nicht.

Knapp zweieinhalb Jahre sind seither vergangen, und immer noch sammeln Dohmen und Welter in Kempen weiterhin Spenden für die Menschen in der Ukraine und bringen Lebensmittel und viele andere Dinge in die Karpaten.

Unter anderem war auch schon eine Heizung für ein Haus dabei, das der griechisch-orthodoxe Priester Ivan Isajovych zum Kinderheim umgebaut hat, und Spielzeug. Die Fahrt ist lang: Über Passau, Wien und Budapest geht es zum ungarisch-ukrainischen Grenzübergang Záhony und weiter in die kleine Stadt Serednje in den Karpaten. Über 1500 Kilometer sind das.

Nie hätten die beiden Kempener gedacht, dass auf die erste Tour bis heute 25 weitere Fahrten folgen sollten. „Wir haben gedacht, wir fahren vielleicht zwei, drei Mal hin“, erzählte Welter im Februar, „aber dass es so lange anhält und dass die Not so groß ist, haben wir nicht gedacht.“

Denn immer noch wird in den Karpaten die Hilfe aus Kempen dringend benötigt. Es sei keineswegs so, dass Gegenden der Ukraine, die nicht direkt an der Front lägen, vom Krieg nicht betroffen seien, berichtet Welter. „Aktuell brechen die ganzen Lieferketten zusammen. Lkw stehen oft nicht zur Verfügung, und es gibt keine Fahrer.“ Viele Männer, so sei ihm berichtet worden, seien entweder im Krieg – oder tot.

Den Menschen in den Karpaten fehlen damit Dinge, die sie zum Leben dringend benötigen: Lebensmittel, Babynahrung, Hygieneartikel. Aber auch Medikamente und Verbandsmaterial, „man bringt ja die Verletzten zur Versorgung in die Gebiete, in denen es ruhiger ist“, sagt Welter, „doch ihre Versorgung stellt durchaus ein Problem dar.“ Auch die medizinische Versorgung der Einheimischen gestalte sich zunehmend schwieriger, berichtet der Kempener. So habe ihm beispielsweise ein Kontaktmann in den Karpaten von einer älteren Frau erzählt, die offene Beine habe. „Weil es keine Schmerzmittel gibt, wird das einfach so ausgeschabt. Man kann sich nicht vorstellen, wie schmerzhaft das sein muss.“

Die Zusammenarbeit mit den Kempenern hat sich eingespielt

Im Laufe der Zeit hat sich die Zusammenarbeit der Kempener mit Helfern in den Karpaten eingespielt. Kontakt halten sie zu Pater Ivan Isajovych, bringen ihre Hilfslieferungen nach Serednje. Pater Ivan verteilt die Hilfsgüter vor Ort weiter, er weiß, wer was benötigt. Über die Kontaktleute erfahren Dohmen und Welter, was gebraucht wird. In Kempen sammeln sie fortlaufend Spenden.

Welter führt einen Elektro-, Sanitär- und Heizungsinstallations-Betrieb im Kempener Gewerbegebiet, zu den Öffnungszeiten seines Betriebes können dort Spenden vorbeigebracht werden, die Welter bis zur nächsten Fahrt in seiner großen Halle sammelt. Immer willkommen seien lang haltbare Lebensmittel, beispielsweise Konserven oder Nudeln, sagt Welter, außerdem Babynahrung und Hygieneartikel wie Seife, Zahnpasta oder Feuchttücher, aber auch Verbandsmaterial.

„Wir brauchen auch Bettzeug, also Bettdecken, Bettwäsche, Matratzen“, sagt Welter, „ebenso Reisebetten“. Wer etwas entbehren könne, könne es gern zu seinem Betrieb bringen. Welter ist auch Vorsitzender des Fördervereins St. Josef Kamperlings. Der Förderverein unterstützt die Hilfsaktion, über den Verein werden Geldspenden gesammelt, die wiederum für den Kauf von Hilfsgütern für die Ukraine verwendet werden.

Dohmen und Welter hoffen nun, dass in den kommenden Tagen weitere Spenden im Gewerbegebiet abgegeben werden. Denn in den nächsten zwei bis drei Wochen wollen sie wieder aufbrechen – zur 27. Fahrt in die Ukraine.