Kirchen-Krise Woelki gewährt Einsicht in zurückgehaltenes Gutachten

Köln · Seit einem Jahr hält der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki ein Gutachten zum Umgang mit sexuellem Missbrauch zurück. Eine Woche nach der Vorstellung eines zweiten Gutachtens gewährt er nun erstmals Einsicht in das erste.

Der Kölner Kardinal Woelki erlaubt jetzt die Einsicht, in das erste Gutachten.

Foto: Oliver Berg/dpa-Pool/dpa/Oliver Berg

Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki gestattet an diesem Donnerstag (9.00 Uhr) erstmals Einsicht in ein von ihm bisher unter Verschluss gehaltenes Missbrauchsgutachten. Das Gutachten wurde schon vor über einem Jahr von der Münchner Kanzlei Westpfahl Spilker Wastl fertiggestellt. Es untersucht den Umgang von Bistumsverantwortlichen mit Vorwürfen des sexuellen Kindesmissbrauchs gegen Priester. Woelki hält das Gutachten für mängelbehaftet und nicht rechtssicher und will es deshalb nicht veröffentlichen. Diese Entscheidung hat eine schwere Vertrauenskrise im größten deutschen Bistum ausgelöst.

Die Kanzlei weist alle Vorwürfe zurück und hat angeboten, das Gutachten auf ihr alleiniges Risiko auf ihrer Website zu publizieren. Darauf ist Woelki aber nicht eingegangen. Stattdessen gibt er Interessierten nun bis zum 1. April die Gelegenheit, das Gutachten im Tagungszentrum des Erzbistums einzusehen. Schriftliche Notizen sind dabei gestattet, Abschriften nicht.

Woelki hatte nach der Entscheidung, das erste Gutachten nicht zu veröffentlichen, ein neues bei dem Kölner Strafrechtler Björn Gercke in Auftrag gegeben. Dieses Gutachten wurde vor einer Woche veröffentlicht. Es warf mehreren Bistumsverantwortlichen Pflichtverletzungen vor, so dem Hamburger Erzbischof Stefan Heße, der früher Personalchef in Köln war. Heße bat den Papst daraufhin um seine Entlassung. Woelki selbst wurde in dem Gutachten nicht belastet.

(dpa)