Kommentar Warum Schulöffnungen jetzt richtig sind

Meinung · Politik ist immer ein Abwägungsprozess. Die Schulöffnungen sind ein Wagnis angesichts der bevorstehenden dritten Welle, aber sie sind dennoch richtig.

In zehn Bundesländern öffnen an diesem Montag Grundschulen und Kitas, doch Lehrer und Erzieher sollen bisher erst im Sommer geimpft werden.

Foto: dpa/Britta Pedersen

In zehn Bundesländern öffnen an diesem Montag Grundschulen und Kitas, doch Lehrer und Erzieher sollen bisher erst im Sommer geimpft werden. Wenn die zuständigen Landesregierungen wollen, dass die Öffnungen halbwegs funktionieren und die Schulen ihr Pensum trotz der erhöhten Corona-Anforderungen erreichen, muss das Bildungspersonal in der Impfreihenfolge weiter vorn einsortiert werden – zumal eine dritte Infektionswelle ante portas ist und die ohnehin beim Bildungspersonal verbreitete Furcht vor einer Ansteckung derzeit noch zunehmen dürfte.

Der Bundesgesundheitsminister hat endlich in Aussicht gestellt, Lehrer und Erzieher in der Reihenfolge besserzustellen. Gut so. Doch was für das Personal gilt, müsste eigentlich auch für Kinder und Jugendliche gelten. Elternverbände sorgen sich um die wieder zunehmende Infektionsgefahr in den Schulen und damit auch in ihren Familien. Ihnen kann der Staat leider nicht entgegenkommen. Denn die Impfstoffe sind für unter 16-Jährige gar nicht zugelassen.

Politik ist immer ein Abwägungsprozess. Die Schulöffnungen sind ein Wagnis angesichts der bevorstehenden dritten Welle, aber sie sind dennoch richtig. Kinder und Jugendliche haben ein Anrecht auf Bildung und soziale Kontakte. Viele Kinder – Schätzungen gehen von mindestens einem Drittel aus – sind durch die Schulschließungen „abgehängt“ worden. Online-Distanzunterricht erreicht sie nicht, Homeschooling findet in ihren Familien oft nicht statt. Verhaltensauffälligkeiten und psychische Probleme bei Kindern haben laut einer Studie erheblich zugenommen.

Auch Eltern, vor allem die Berufstätigen und Alleinerziehenden unter ihnen, sind mit ihren Nerven am Ende. Ein On und Off in den Schulen müssen die Länder jetzt jedoch unbedingt vermeiden. Es darf nicht sein, dass sie nach kurzer Zeit wieder schließen müssen, weil die dritte Infektionswelle über Deutschland rollt.

Deshalb ist es unbedingt nötig, dass die Kultusminister lange Versäumtes sofort aufholen und erledigen. Alle Schulen brauchen Raumluftfilter, tägliche Selbst-Schnelltests, stärkere Internet-Verbindungen, alle Schüler brauchen Laptops. Es reicht nicht aus, die Lage einfach den Schulen selbst zu überlassen.