100 neue Häuser zwischen den Wällen
Architektin Claudia Schmidt versteht Vagedes-Plan als kulturelles Erbe für die Stadtplanung.
Krefeld. Krefelds Innenstadt verliert in den Augen von Claudia Schmidt ihr schönes Profil. Das müsste nicht sein. Der von Adolph von Vagedes 1817-19 geplante Grundriss Krefelds mit den vier Wällen ist für die in Krefeld geborene Architektin ein Geschenk für die Stadt. Und der beste Leitfaden für eine zukunftsgewandte Stadtplanung. In ihrem Projekt „Vagedes 1819 bis 2019“ will sie den einzigartigen historischen Stadtgrundriss wieder deutlich erlebbar und tauglich für das 21. Jahrhundert machen. Deshalb fordert sie provokant dazu auf, innerhalb der Wälle 100 neue Stadthäuser zu bauen.
„Das Gebiet zwischen Nord-, West-, Süd- und Ostwall besitzt im Potenzial alle Qualitäten, die eine lebendige Stadt ausmachen: Es ist kompakt, kleinteilig in Bebauung und Nutzerstruktur und durchzogen von einem feinmaschigen Straßennetz“, sagt Claudia Schmidt in einem Vortrag in der VHS. Im Publikum sind Architekten, Vertreter der Verwaltung, Hauseigentümer und interessierte Zuhörer.
„Schon fünf Jahre vor dem Vagedes-Entwurf galt Krefeld als eine der schönsten Städte am Rhein“, erzählt sie. Das historische Crefeld war eine Bürger-, Wohn- und Geschäftsstadt mit einem Raster, verschieden breiter und damit verschieden werthaltiger Straßen. Die waren gesäumt von individuellen Stadthäusern, die sich in einen übergeordneten Zusammenhang fügten. Vorbild dafür waren Holland und Preußen mit Potsdam und Berlin. Trotz der starken Zerstörung während der Bombenangriffe 1943, sind überall in der Innenstadt und auf den Wällen die architektonischen Besonderheiten aus Klassizismus und Gründerzeit noch zu erkennen.
„Die DNA Krefelds gilt es zu erhalten und zu verstärken“, fordert die Architektin. Die Stadt müsse private Investoren motivieren, statt draußen im Grünen in der Innenstadt neu zu bauen und dort selber auch zu leben. Auf Basis des bis heute erhaltenen Vagedes-Stadtgrundrisses hat sie innerhalb der vier Wälle Baulücken oder nur wenig oder gar nicht genutzte Grundstücke entdeckt, auf denen ein Stadthaus gebaut werden könnte.
Dazu sei es allerdings nötig, dass die Stadt private Bauherren umfassend berät und die Grundstückspreise neu bewertet werden. „Die Menge an sichtbarer Brachfläche ist anscheinend der Tatsache geschuldet, dass die Eigentümer den Preis der Fläche viel zu hoch einschätzen und deshalb keine Käufer finden.“
Claudia Schmidt setzt auf Nachahmung. Die ersten der 100 neuen Stadthäuser könnten Vorbildcharakter für die anderen haben. „Eine Riesenchance für Krefeld.“