17-Jährige will Tiere nicht getötet haben - Psychiater bewertet Schuldfähigkeit
Die Verdächtige gibt zu, zwei Tiere enthauptet zu haben. Sie will sie aber zuvor nicht umgebracht haben.
Krefeld. Ob es eine Falle war, wird wohl immer das Geheimnis der Ermittler bleiben. Jedenfalls trieb ein Zeugenaufruf die Krefelder Tierquälerin direkt in die Arme der Ermittlungskommission Weide. Nachdem zwei Tiere geköpft und drei weitere durch Stiche schwer verletzt worden waren, hatten zuletzt bis zu 20 Beamte gefahndet. Und nach eigener Überzeugung mit der 17-Jährigen die Täterin ermittelt. Sie war nach der vorletzten Tat im Krefelder Ortsteil Traar auf einem Fahrrad gesehen worden — und wurde von den Beamten als „wichtige Zeugin“ gesucht.
Dabei zeigte sich, dass die mutmaßliche Täterin offensichtlich genau verfolgte, wie die Medien über die Taten berichten. Denn kaum erschien der Zeugenaufruf, meldete sich das Mädchen bei den Beamten und wurde gleich vernommen. Tage später — mittlerweile war ein weiteres Pony an der Stadtgrenze zu Krefeld in Moers schwer verletzt worden — vernahm die Polizei die 17-Jährige erneut. Diesmal verwickelte sie sich in Widersprüche, legte schließlich ein Teilgeständnis ab. Auf ihrem Handy fanden die Ermittler ein Foto, das dem zweiten von zwei Bekennerschreiben beigefügt war.
Zu den Motiven macht das Mädchen, das aus einer intakten Familie kommen soll, keine Angaben. Es gab zu, in der Nacht zum 24. Mai ein Zwergschaf und am Morgen des 6. Juni ein Shetlandpony geköpft zu haben. Die Tiere seien allerdings bereits tot gewesen. Eine Version, die die Polizei der 17-Jährigen nicht abnimmt. Ebenso geht sie davon aus, dass die Stichverletzungen bei zwei weiteren Taten aufs Konto des Mädchens gehen, dessen Schuldfähigkeit jetzt ein Psychiater untersucht.
Die Ermittler gehen von einer Alleintäterin aus, sie wollen eine Mittäterschaft aber nicht völlig ausschließen. Die Festnahme eines Mannes, der drei Tage in Untersuchungshaft verbracht hatte, wurde am Dienstag bei einer Pressekonferenz verteidigt: „Der Mann lief mit einem zu einer Schlinge geformten Gürtel über eine Koppel. Da war von einem dringenden Tatverdacht auszugehen“, so Oberstaatsanwalt Axel Stahl. Erklären konnte der Mann sein Handeln nicht. Bei Durchsuchungen soll auch Kleidung mit Blutanhaftungen gefunden worden sein, die jetzt das Landeskriminalamt untersucht.
Krefelds Polizeipräsident Rainer Furth sprach von „abscheulichen Taten“. Dass es Aufrufe zu Selbst- und sogar Lynchjustiz gab, habe ihn entsetzt.