Hammerattacke an Heiligabend: Wohnung voller Blut
82-Jährige schwer verletzt. Angeklagter (74) äußert sich beim Prozessauftakt nicht zur Tat.
Krefeld. Es waren schockierende Bilder, die sich den Helfern boten: Ihre 82-jährige Nachbarin kauerte blutüberströmt am Boden, in mehreren Zimmern waren die Wände blutverschmiert. Erst später wird klar, was sich an Heiligabend in der Wohnung an der Neukirchener Straße in Elfrath zugetragen haben muss. Laut Staatsanwaltschaft wurde mit einem Hammer etliche Male auf die Frau eingeschlagen.
Ein Rechtsmediziner zählt allein neun Schläge auf den Kopf. „Mindestens, aber vermutlich waren es deutlich mehr“, sagt der Rechtsmediziner vor dem Landgericht. Dort muss sich seit gestern der 74-jährige Manfred S. wegen versuchten Mordes verantworten. Aus Habgier soll er die Frau mit dem Hammer attackiert haben. Praktisch am ganzen Körper, wie es im Untersuchungsbericht heißt.
Jahrelang soll er sich rührend um die alte Dame gekümmert haben, die keineswegs immer Dankbarkeit für derartige Gesten gezeigt habe, schilderte gestern die bestellte Betreuerin vor Gericht. Stets sei S. auf Wunsch der 82-Jährigen zugegen gewesen, wenn sie selbst vor Ort in dem Mehrfamilienhaus war, sagte die 46-Jährige aus.
Am Tattag gegen 17 Uhr hatte eine Nachbarin erst laute Geräusche und dann Hilferufe aus der Wohnung des Opfers gehört. Dann sah sie, wie die Wohnungstür, offenbar gegen den Widerstand einer Person, von innen geschlossen wurde. Die Frau rief weitere Nachbarn zu Hilfe, die lautstark erreichen konnten, dass die Tür geöffnet wurde — von Manfred S. Gleichzeitig wurde der Blick frei auf die am Kopf erheblich blutende Frau. Die Nachbarn riefen Notarzt und Polizei, während Manfred S. mit den Worten „ich komme gleich wieder“ davonging. Das Opfer sorgte durch Rufe dafür, dass er eine Geldkassette zurückließ, die er in den Händen hielt. S. soll zudem eine Stofftasche über der Schulter getragen haben, in der sich der blutverschmierte Hammer befand. S. wurde beobachtet, wie er diese in einen verschlossenen Müllcontainer warf, für den er als Nachbar einen Schlüssel hatte.
Der Mann, der mit der Tochter des Opfers einige Monate bis zu deren Tod liiert war, stritt die Tat bei Polizei und Haftrichter ab. Gegenüber einem Psychiater hatte er später geäußert, den Hammer geliehen zu haben. Heiligabend habe er ihn seiner Besitzerin zurückbringen wollen. Vorher sei er noch bei der 82-Jährigen vorbeigegangen, um ihr schöne Weihnachten zu wünschen. Dann sei es zum Streit gekommen, sie habe ihn mit dem Hammer traktiert. Dagegen habe er sich ebenfalls mit dem Hammer gewehrt.
Der Prozess wird fortgesetzt.