Interview Ärger in Fischeln: Stillstand an Haltestellen

Krefeld · Bezirksvorsteherin Doris Nottebohm im WZ-Gespräch über das geschlossene Rathaus, Tempo-30-Zonen, die Umgehungsstraße und das Gewerbegebiet an der A44.

 Will verhindern, dass der Verkehr zum geplanten Gewerbegebiet an der A44 nur über Fischeln fließt: Doris Nottebohm.

Will verhindern, dass der Verkehr zum geplanten Gewerbegebiet an der A44 nur über Fischeln fließt: Doris Nottebohm.

Foto: Jochmann, Dirk (dj)

Frau Nottebohm, gibt es viele Beschwerden darüber, dass das Rathaus in Fischeln seit Mitte März geschlossen ist?

Doris Nottebohm: Ja, die gibt es. Und ich verstehe den Unmut der Leute. Der Einbau des Aufzugs, der ab Frühjahr 2021 endlich den barrierefreien Zugang zum Rathaus möglich macht, ist kein Grund für die Schließung. Die Beschränkungen wegen Corona sind anderswo vielfach gelockert oder aufgehoben. Unter Einhaltung der Hygiene- und Abstandsregeln sollte eine temporäre Öffnung, etwa an zwei Tagen in der Woche, allen Bezirksverwaltungsstellen möglich sein, zumal ja auch die Polizei in Fischeln jetzt nicht direkt erreichbar ist. Solche Signale zur Öffnung gibt es von Stadtdirektorin Beate Zielke aber nicht.

Seit etlichen Jahren fordert die Bezirksvertretung Tempo 30 auf der Kölner Straße, durchgehend vom Ortseingang bis zur Gath. Warum klappt das nicht?

Nottebohm: Es gibt viele Gründe. Die Kommunikation mit der Verwaltung ist mühsam, es dauert oft sehr lange, bis uns Antworten vorliegen. Tempo 30 gilt bisher nur auf bestimmten Abschnitten, zum Beispiel vor dem Markus-Kindergarten. Bis so etwas umgesetzt ist, vergeht aber viel Zeit. So läuft es auch an der Hafelsstraße vor der Hauptschule und dem geplanten Seniorenheim gegenüber. Am Ende kommt von der Verwaltung immer das uralte Argument, dies seien Vorbehaltsstraßen, dort müsse der Verkehr zügig fließen. Dabei fließt der Verkehr auch bei Tempo 30, nur eben sicherer.

Die Stadt plant in Fischeln-Südwest auf gut 24 Hektar ein Neubaugebiet mit rund 500 Wohneinheiten. Durch die Vermarktung soll eine Umgehungsstraße finanziert werden, die das Areal erschließt und die Kölner Straße entlastet. Wie ist der Stand der Dinge?

Nottebohm: Jürgen Hengst, unser SPD-Planungsexperte, sagt, dass die Vermarktung gut läuft. Ich denke, dass es dort bald losgeht. Was mich aber immer noch auf die Palme bringt, ist der Verlauf der Umgehungsstraße, die unmittelbar neben der Kita Krützboomweg auf die Anrather Straße trifft. Eine Trasse weiter westlich wäre besser gewesen, damit der Verkehr dann über die Oberschlesienstraße in die Innenstadt fließt. Bei der jetzigen Planung ist klar, dass die Autos wieder durch Fischelner Wohngebiete rollen. Der Verkehr staut sich jetzt schon auf der Hafelsstraße an der Ampel vor dem Rathaus. Und eine Weiterführung der Umgehungsstraße durch den Stadtpark über Mühlenfeld Richtung Obergath lehnen wir strikt ab.

Viele Fischelner ärgern sich darüber, dass der barrierefreie Umbau der Straßenbahnhaltestellen Rathaus und Clemensstraße so lange auf sich warten lässt. Wann geschieht etwas?

Nottebohm: Wenn ich das nur wüsste. Mein Eindruck ist, dass sowohl die Stadtwerke als auch die Stadt das Thema gerne wegschieben. Man arbeite daran, heißt es, wenn wir als Bezirksvertretung nachfragen. Zwei, drei Jahre wird es wohl noch dauern. Oder noch länger. Das ist deshalb so ärgerlich, weil der noch fehlende neue Fahrbahnbelag auf der Kölner Straße und eine neue Ampel an der Ecke Kölner-/Hafelsstraße zu dem Gesamtpaket gehören. Alles muss warten. Eine bessere Ampelschaltung geht jetzt nicht, weil die Anlage dafür angeblich zu alt ist.

Wenn im Frühjahr nächsten Jahres der Aufzug fertig ist und es hoffentlich keine Corona-Beschränkungen mehr gibt, sind alle Ebenen des Rathauses barrierefrei zu erreichen. Einige Räume stehen aber schon lange leer. Gibt es ein Nutzungskonzept für diese schöne städtische Immobilie?

Nottebohm: Ich kenne jedenfalls keins. Das Dachgeschoss wird seit einigen Jahren gegen den Willen der Bezirksvertretung nur vom Dachkomitee des Krefelder Karnevals als Archiv genutzt. Ich denke, dass das nicht so bleiben sollte. Im Obergeschoss befinden sich neben dem Ratssaal die Polizei und eine Wohnung, die leer steht. Wie im Dachgeschoss wäre dort eine Büronutzung oder eine Vermietung als Wohnung denkbar. Auch könnten der VHS im Rathaus Räumlichkeiten angeboten werden. Die Bezirksverwaltung sollte sicher in ihren Räumen im Erdgeschoss bleiben. Angeblich gibt es die Idee, dass die Polizei ins Erdgeschoss in jene Räume zieht, wo einst die Sparkasse war. Im Keller sind neben den Technikräumen der Heimatverein und das Archiv der Bürgerschützengesellschaft Fischeln untergebracht.

Wie ist Ihre Haltung zum Gewerbegebiet, das mit Meerbusch entlang der A44 geplant wird?

Nottebohm: Im Grundsatz befürworte ich das Projekt, weil es Arbeitsplätze und Kaufkraft nach Krefeld bringt. Aber eine Erschließung des Areals mit einer Zuwegung allein aus Fischeln und mit Querung der A44 lehnen wir ab, zumal es die Umgehungsstraße, die in den Planungen auf Krefelder Gebiet vorausgesetzt wird, überhaupt noch nicht gibt. Die Verkehrsanbindung muss für jeden Teilbereich auf dem Gebiet der jeweiligen Stadt erfolgen. Außerdem halten wir den Bereich östlich der Kölner Straße für überflüssig. Dort fehlt jeder Bezug zu anderen Gewerbe- oder Siedlungsbereichen. Ganz wichtig ist mir, dass wir Betriebe mit vielen Arbeitsplätzen pro Hektar Vorrang einräumen. Das gilt auch für das Gewerbegebiet Fichtenhain. Unternehmen, die viele Emissionen mitbringen, möchten wir nicht.

Denken Sie, dass es vor der Volksbank an der Kölner Straße einmal einen echten Dorfplatz geben wird?

Nottebohm: Ja, ich bin da zuversichtlich. Zumal das alte Gebäude neben der Volksbank an der Clemensstraße abgerissen und durch eine Wohnbebauung ersetzt wird. Im Zuge dieses Projektes und der neuen Straßenbahn-Haltestelle sehe ich dort für Fischeln große Chancen für eine schöne Gestaltung.

Was wünschen Sie sich für Fischeln besonders?

Nottebohm: Dass es keine Bebauung östlich der K-Bahntrasse gibt, damit das Fischelner Bruch und die Kleingärten geschützt werden.