Ärger ums Aus für gelbe Plakette
Ab Juli gilt Verschärfung. 10 000 Autos sind betroffen. Großräumiges Durchfahrtverbot für Lkw soll für bessere Luft sorgen.
Krefeld. Die Information, dass Fahrzeuge mit gelben Plaketten ab dem 1. Juli nicht mehr in die innerstädtische Umweltzone fahren dürfen, hat Georg Maria Balsen überrascht: „Das kam schon etwas plötzlich.“ Begeistert ist der Sprecher der Kreishandwerkerschaft Niederrhein von der Neuerung jedenfalls nicht: „Da halten wir nur wenig von.“
Genaue Zahlen kann er nicht nennen, aber er vermutet, dass viele/ Krefelder Handwerker von dieser Regelung betroffen sein werden. Das wiederum bedeute, dass sie entweder viel Zeit oder viel Geld investieren müssten: „Eine Ausnahmegenehmigung zu beantragen bedeutet eine Menge Bürokratie.“ Und eine Umrüstung des vorhandenen Fahrzeugs oder die Anschaffung eines Neuwagens verursache hohe Kosten.
Derartige Investitionen könnten für viele Betriebe zum Problem werden, vor allem wegen der kurzen Frist: „Normalerweise planen die natürlich viel langfristiger.“
Bea Stauch bestätigt das. Die Geschäftsführerin eines Betriebs für Bauklempnerei, Dachbegrünung und Fassadenbekleidung hat gerade erst einen neuen Lkw angeschafft: „Und eine Investition in dieser Größenordnung war eigentlich nicht eingeplant.“
Grund für den Kauf war aber nicht die Neuregelung zu den gelben Plaketten, von der sie am Mittwoch erst erfahren hat, sondern Unklarheit bezüglich der bisherigen Regelung: „Für 2011 hatten wir noch eine Ausnahmegenehmigung für einen Lkw mit roter Plakette.“
Die Frage, ob sie die für das Jahr 2012 verlängern könne, habe ihr aber niemand zufriedenstellend beantworten können — weder bei der Stadt noch bei der Kreishandwerkerschaft: „Das war ein einziges Hin und Her — keine konkrete Antwort.“ Daher habe sie schließlich die Geduld verloren und einen neuen Lkw angeschafft: „Jetzt haben alle unsere Lkw grüne Plaketten.“ Obwohl sie damit auf jeden Fall auf der sicheren Seite ist, bleibt sie voller Skepsis: „Ich halte generell nichts von den Umweltzonen. Schließlich werden die im Zweifel einfach umfahren. Der Schmutz kommt so oder so in die Luft.“
Nach monatelangen Verhandlungen hatte sich die Stadt mit der Bezirksregierung auf eine Fortschreibung des Luftreinhalteplans geeinigt. Das Problem: Mehr als 40 Mikrogramm Stickstoffdioxid pro Kubikmeter sind nicht erlaubt. Dieser Grenzwert wurde im vergangenen Jahr an den Messpunkten Oranierring (43) und Kölner Straße (44) überschritten.
Für bessere Luft soll nun ein großräumiges Lkw-Durchfahrtverbot sorgen. Entsprechende Schilder werden bis Juli an den Abfahrten Zentrum (A 57) und Osterath/Fischeln (A 44) aufgestellt. Krefeld ist dann die erste Großstadt in NRW, für die ein solches Durchfahrtverbot gilt. Die Aufsichtsbehörde erwartet, dass sich die Schadstoffbelastung auf diese Weise relevant reduzieren lässt.
Weil die Innenstadt großflächig gesperrt wird, hält die Bezirksregierung eine Beschilderung von Ausweichrouten für die Lkw-Sperrung des Oranierrings nicht mehr für notwendig. Unklar bleibt allerdings, welchen Weg die Lastfahrer stattdessen nehmen sollen. Offenbar soll die Durchfahrt trotz des Verbots geduldet werden. Auf Basis der Messdaten für 2012 wird im nächsten Jahr geprüft, ob die Beibehaltung der Sperrung auf dem Oranierring weiter erforderlich ist.
Ebenfalls eine Vorreiterrolle nimmt Krefeld ab Juli beim Aus für die gelbe Plakette ein: In keiner anderen NRW-Umweltzone gelten so strenge Regeln, dass nur Autos mit grüner Plakette fahren dürfen.
Von den in Krefeld zugelassenen Fahrzeugen sind vom Aus für die gelbe Plakette etwa 10 000 betroffen (siehe Grafik). Schätzungen zufolge sollen darunter 1500 Kfz sein, die von Handwerkern oder Händlern betrieben werden.