Jugendtheater: Auf Kresch-Kurs mit der Antike
Krefeld. Von wegen olle Kamellen: Im Kresch-Theater haben sich Kinder und Jugendliche monatelang intensiv mit Stoffen aus der Antike beschäftigt. „Die Frage war: Wie können wir die Geschichten ins Hier und Jetzt holen?
“, erklärt Dramaturg René Linke. Im Mittelpunkt stand dabei das Thema Krieg. Ihm spüren die jungen Darsteller am Freitag in drei Premieren nach. „Das wird ein langer Theaterabend, wie er bei den Griechen Usus war“, sagt Linke.
Die wohl größte Herausforderung hatte Andreas Simon zu bestehen. Der Choreograf hat sich mit Kindern zwischen sechs und zwölf Jahren die Komödie „Der Frieden“ von Aristophanes vorgenommen. „Ich habe ihnen das Stück eher erzählt als tatsächlich vorgelesen“, sagt Simon. Es sei für die Kinder zunächst „nicht fassbar“ gewesen. „Das Interesse kam erst, als wir die Themen über Bilder konkret gemacht haben, zum Beispiel über die Frage: Was tut ihr, wenn ihr gefangen seid?“
Um Kassandra, die Seherin, der niemand glaubt, dreht sich das zweite Stück. Dabei stand für Regisseurin Anna Brass und ihre zwölf- bis 16-jährigen Mitspieler ebenfalls eine konkrete Frage im Zentrum: Was wäre, wenn ich wüsste, was passiert? „Ein großes Thema bei den Jugendlichen ist die Angst — vor dem Tod, einem Verlust oder dem fernen Krieg.“ Texte von Homer bis Christa Wolf behandeln diese Themen.
Die älteste Gruppe schließlich hat sich mit der Darstellbarkeit von Gewalt befasst: „In Afghanistan steht Deutschland tatsächlich im Krieg“, erklärt René Linke. „Aber ist es nicht anmaßend, das auf der Bühne darstellen zu wollen?“ Die Texte dazu stammen aus Sachbüchern und Zeitungsartikeln, aber auch von Euripides oder Elfriede Jelinek.
Der Anspruch, den dieses ungewöhnliche Theaterprojekt an sich selbst stellt, steckt schon im Gesamttitel des Abends: „Antike now!“ Die klassischen Stoffe bilden dabei nur einen Umweg in die Gegenwart: „Wir gehen weit weg, um am Ende wieder bei uns anzukommen“, sagt Kresch-Leiter Helmut Wenderoth.