Buch-Vorstellung: Zeitreise in die Ära Storck
Herausragende Texte des früheren Museumsleiters sind jetzt als Buch erschienen.
Krefeld. Er war ein profunder Kenner der modernen Kunst und feinfühliger Ausstellungsmacher: Gerhard Storck (1940-2008) setzte als Direktor der Krefelder Kunstmuseen zwischen 1976 und 1999 nachhaltige Akzente. Dass er auch ein Meister des geschriebenen Worts war, beweist ein neu erschienenes Buch, in dem eine Auswahl seiner Texte zur zeitgenössischen Kunst zu finden ist.
Herausgegeben hat es Julian Heynen, der ab 1981 Storcks Stellvertreter und Weggefährte war. Mit Marianne Stockebrand, die damals als wissenschaftliche Mitarbeiterin ebenfalls zum Team um Storck gehörte, stellte Heynen das Buch jetzt im Haus Esters vor. Dort versammeln sich auf Einladung der Museumsfreunde viele, die die Ära Storck aktiv begleitet hatten. Neben Mitgliedern der Familie Storck befand sich auch Kunstmäzenin Helga Lauffs unter den Gästen. „Ich bin gerührt, hier zu sitzen“, sagte Heynen mit Blick auf die vielen bekannten Gesichter.
In einem geistreichen und kurzweiligen Dialog führen Heynen und Stockebrand in die Gedankenwelt Storcks ein und lassen auch den Menschen sichtbar werden. „Er begegnete mir mit großer Offenheit und hat mich in alles einbezogen“, erinnert sich Stockebrand an den Mann, der ihr vermittelt hat, Respekt vor Künstlern zu haben.
Heynen hebt seine Präzision in der Recherche hervor und seine knappe, unkonventionelle Sprache, die dem Leser einiges abverlange. Als Beispiel liest er einen kurzen Text über Richard Serra, in dem Storck die mehrjährige Entwicklung des Künstlers elegant abhandelt.
Stockebrand betont sein Einfühlungsvermögen. Beispiel dafür ist ein Text über die Halifax-Zeichnungen Gerhard Richters, die ihn wegen ihrer „Stärke und Zerbrechlichkeit“ faszinieren. Seine Beschreibung, wie er diese aus den „halbtoten“ Räumen der berühmten Düsseldorfer Galerie Konrad Fischer durch Ankauf „rettet“, bezeugt seinen subtilen Humor.
Das kontemplative Element in der Kunst war ihm wichtig, unter Eventkultur habe er gelitten, so Heynen. Der Architektur der Mies-Villen habe er immer ihren Stellenwert gelassen, findet Stockebrand und ergänzt zutreffend: „Es sind diese Häuser, die Krefeld auf der ganzen Welt interessant machen.“