Architektur: Krefeld will mehr Mies machen
Der Kulturstaatsminister schaut sich die Häuser Esters und Lange an — und könnte in der Zukunft einige Impulse geben.
Krefeld. Nach Bauten von Weltbedeutung muss man in Krefeld nicht lange suchen. Nirgends in Europa hat der Stararchitekt Ludwig Mies van der Rohe so viele seiner Werke hinterlassen wie hier.
Dass die Stadt mit diesem Pfund stärker wuchern könnte, scheint inzwischen in vielen Köpfen angekommenzu sein. Die CDU jedenfalls hat am Dienstag erstmals den Kulturstaatsminister Bernd Neumann nach Krefeld gelotst — der Mann ist immerhin seit 2005 im Amt.
Bei seiner Besichtigung der Häuser Esters und Lange ging es um zwei Themen, die Mies und Krefeld künftig stärker in den Fokus rücken könnten. Zum einen stand die Frage an, ob die Villen und das Verseidag-Verwaltunggebäudes ins Unesco-Weltkulturerbe eingetragen werden. Hier konnte Neumann nur zusagen, er werde „beim Auswahlverfahren die Daumen drücken“.
Ob der Eintrag erfolgt, sei zunächst Sache des Landes. Aus neun Vorschlägen müssen die Verantwortlichen zwei auswählen. Der Bund leitet die Liste, auf der die Krefelder Gebäude stehen könnten, lediglich an die europäische Entscheidungskommission weiter.
Um die zweite Frage zu erörtern, war Christiane Lange vor Ort, die Urenkelin des Hausherrn Hermann Lange. Die Kunsthistorikerin ist auch Sprecherin des Vereins Mies in Krefeld (MiK), der ein nie verwirklichtes Projekt des Architekten für sechs Monate als Modell am Egelsberg errichten will. Lange nutzt die Gunst der Stunde und bittet Neumann um finanzielle Unterstützung.
„Er hat sich das freundlich angehört und erklärt, dass er Anstöße geben kann“, sagte Lange am Mittwoch auf WZ-Anfrage. Das bezieht sich vor allem auf einen Antrag, den MiK bei der Kulturstiftung des Bundes stellen will. Neumann ist Vorsitzender des Stiftungsrats, doch die Entscheidung trifft das Gremium. Ein positiver Bescheid wäre für MiK ein Volltreffer.
Rund 600 000 Euro braucht der Verein, um das 80 mal 80 Meter große begehbare Modell eines Golfclubhauses am Egelsberg zu errichten und per Begleitprogramm mit Leben zu füllen. Dazu haben Lange und ihre Mitstreiter nach eigenen Angaben bereits beachtliche Mittel bei Unternehmen und Privatspendern gesammelt. Das Geld, das noch fehlt, könnte vom Bund kommen.
„Die Kulturstiftung fördert internationale Projekte unabhängig von der Sparte“, erläutert Lange. „Bei anderen Stiftungen passen wir in keine Nische hinein.“ Der Verein ist also gezwungen, zunächst alles auf eine Karte zu setzen: „Wenn wir die Stiftung gewinnen können, wird das Modell im nächsten Frühjahr gebaut. Wenn nicht, dann nicht“, sagt Lange. Allerdings habe der Verein „einen Plan B, C und D“.
Wie berichtet, musste das ehrgeizige Projekt bereits von 2012 auf 2013 verschoben werden. Seit der Verkündung des Plans im Juli 2011 wird die Kunsthistorikerin Lange selbst in den USA darauf angesprochen.
„Das ist ein hochwertiges Thema, das Besucher aus aller Welt anziehen wird“, betont sie. „Die Architekturfreaks werden selbst bei Nacht und Nebel, Kälte und Regen kommen.“