Jugendclub inszeniert Albtraum im Kinderparadies
Krefeld. Kinderparadies klingt nicht gerade nach Psychodrama — doch genau dahin entwickelt sich „Småland“. Die neue Produktion des Theater-Jugendclubs beginnt mit jener alltäglichen Situation der Kinderbetreuung im großen Kaufhaus, entdeckt darin jedoch ungeahntes Potenzial.
Wie sehr das Stück unter die Haut geht, konnte die WZ bei einem Besuch der Generalprobe in der Fabrik Heeder erleben (Premiere: Mittwochabend). Ort des Geschehens ist das Kinderparadies, das optisch mit wenigen beweglichen Elementen in Szene gesetzt ist.
Zu Beginn zeigt ein Kurzfilm die vermeintlich idyllische Spielelandschaft, wo Kinder gut aufgehoben sind, während die Eltern einkaufen. Doch es sind zehn Jahre vergangen: Phibie und 15 weitere Kinder sind noch immer nicht abgeholt worden. Inzwischen ist aus ihr ein selbstbewusstes junges Mädchen geworden, das gerade eine Bande gründet. Wer mitmachen will, muss mit einem blauen Plastikball bezahlen, das vergessene Kinderparadies hat seine eigenen Gesetze.
Aus dieser absurden Grundidee haben die 16- bis 20-jährigen Jugendlichen unter Leitung von Theaterpädagoge Dirk Schwantes ein gut einstündiges Drama entwickelt, das von der ersten bis zur letzten Minute gefangen nimmt.
Das beginnt bereits mit der Struktur, die aus sieben großen Szenen besteht. Für jeden Tag malt Lake einen Strich an die Wand und zieht einen Zettel, auf dem ein Wochentag vermerkt ist. Eine zeitliche Abfolge, die ihre eigene Sinnlosigkeit enthüllt. Denn in dieser seltsamen Gefangenschaft ist es egal, welcher Tag ist.
Doch es gibt Rituale. So ist Dienstag Fernsehzeit, am Donnerstag dürfen alle ins Bällebad, wo Micha das Sagen hat. In diesen und vielen anderen Situationen zeigt sich, wie die Kinder, die anfangs froh waren, nicht immer beim Spielen gestört zu werden, mit dieser unendlichen Freiheit überfordert sind.
So bilden sich Gruppen und Einzelgänger, einige herrschen, andere werden beherrscht. Es sind die Machtspiele der Erwachsenen, die von der Kinderwelt Besitz nehmen und zuweilen diktatorische Züge bekommen. Mit großer Intensität und Kraft spielen die jugendlichen Darsteller, es gelingt ihnen eindrucksvoll, unterschiedliche Charaktere zu zeichnen. Nur wenn gegen Ende die Situation im Alptraum-Kinderland eskaliert, wird auch akustisch eine Schmerzgrenze erreicht. Danach setzt eine letzte Wendung noch rechtzeitig einen dramatischen Schlusspunkt.
Nächste Aufführungen 12. April, 13. April, 30. April und 1. Mai; je 20 Uhr. Karten unter Telefon 805-125.