Der Jugendclub Krefeld inszeniert ein Bälleparadies als Knast
Die Eigenproduktion beschäftigt sich mit Erwachsenwerden.
Krefeld. „Die kleine Phibie möchte aus dem Kinderparadies abgeholt werden“. Diesen Satz hören Kunden in Kaufhäusern — natürlich mit wechselnden Namen — nur allzu häufig. Dirk Schwantes vom Theater Krefeld/Mönchengladbach hat diese Erfahrung zu der Idee verleitet, ein Stück mit dem Jugendclub des Theaters und der Dramaturgin Leona Bennecker zu inszenieren.
In „Småland“ werden 16 Kinder im Alter zwischen fünf und zehn Jahren im Kinderparadies vergessen und sind dort zehn Jahre lang eingesperrt. Sie entwickeln, abgeschottet von der Außenwelt, eine eigene Gesellschaft. „Es gibt Gruppenbildung und Hierarchien, außerdem klare Regeln und Aufgaben für jeden im Bällebad“, sagt Bennecker.
Für die Jugendlichen des Jugendclubs, die zwischen 15 und 20 Jahre alt sind, war nur die Ursprungsidee des Vergessenwerdens im Kinderparadies vorgegeben. „Von da an war alles offen“ sagt Schwantes. „Die genaue Handlung und alle Ideen haben die Jugendlichen entwickelt. Das Skript ist aus Improvisationen entstanden“ Die Mitwirkenden sollen das Theater als Ganzes kennenlernen. „Sie spielen nicht nur eine Rolle auf der Bühne, sondern merken, was alles bedacht und geregelt werden muss, bevor es zur Premiere kommt“, so Schwantes.
Im vergangenen Jahr spielte der Jugendclub das Stück „Samuraisommer“ von Åke Edwardson. Mit „Småland“ setzt er seine Nachforschungen über das Erwachsenwerden fort. In dem Stück erproben die Schauspieler, wie man sich ohne Autorität und soziale Vorbilder entwickeln kann und machen sich Gedanken über Freiheit und Isolation. Schwantes möchte auf ein soziales Problem aufmerksam machen: „Es wird gezeigt, wie Kinder in unserer Gesellschaft teilweise alleine gelassen werden.“
Ein wichtiges Element in dem Stück ist der Film. Matthias Ridders, früher selbst Jugendclubber, studiert inzwischen in Dortmund Film. Er drehte in der Mediothek den Werbestreifen des Kaufhauses, der auf der Bühne als Dauerschleife läuft und von dem die Jugendlichen seit zehn Jahren berieselt werden. Auch die Musik ist sehr wichtig: Die junge Krefelder Alternativ-Rock-Band The Voidist wird während des Stücks live spielen.