An Salz mangelt es nicht
Stadt ist auf Eis und Schnee besser als vor einem Jahr vorbereitet. Polizei lobt die vorsichtigen Autofahrer.
Krefeld. Ob Schneeballschlacht im Vorgarten, Schlittenfahren im Park oder Schliddern auf dem Gehweg. Seit Montagabend ist das alles wieder möglich. Krefeld hat sich in ein Winterparadies verwandelt. Für Kinder und Schneeliebhaber ein Traum. Für den mehrheitlichen Rest eine Katastrophe, in der man mit vereisten Autoscheiben und glatten Straßen zu kämpfen hat.
Zumindest gegen letzteres geht der Winterdienst der Gesellschaft für Stadtreinigung und Abfallwirtschaft (GSAK) vehement vor. Aus dem vergangenen Winter-Chaos habe man gelernt, sagt Holger Funke, GSAK-Fuhrparkleiter. „Ich habe so viel Salz bestellt, das passt gar nicht alles ins Lager. Ich will einfach kein Risiko mehr eingehen.“
Die GSAK hat sich in diesem Jahr ein zweites Standbein aufgebaut und kann jetzt auf zwei Salzlieferanten zurückgreifen.
Seit Montagabend sind die Fuhrparkmitarbeiter wieder mit allen neun Streufahrzeugen im Einsatz, um die überörtlichen und innerörtlichen Straßen zu versorgen. Anliegerstraßen könnten frühestens Mittwochabend befahren werden. Niemand könne erwarten, dass vor der eigenen Haustür geräumt ist. „Das kann niemand bezahlen. Da muss man mal die Kirche im Dorf lassen,“ sagt Funke.
Bisher sind 800 Tonnen Streusalz verbraucht, vom Vertragspartner zugesichert sind 4000 Tonnen.
„Wir können trotzdem nicht überall gleichzeitig sein“, sagt Funke. „Mittlerweile sind die Autofahrer morgens viel früher unterwegs. Das behindert unsere Fahrer enorm.“
Seit Anfang Dezember hat es im Krefelder Stadtgebiet 19 wetterbedingte Unfälle gegeben, darunter 15 mit Blechschäden. Insgesamt wurden sieben Personen verletzt. Bei vier Unfällen waren die betroffenen Autofahrer noch mit Sommerreifen unterwegs.
„Die ersten Tage nach dem Wintereinbruch sind immer ziemlich chaotisch,“ sagt Polizeisprecher Dietmar Greger. „Die Krefelder gewöhnen sich aber sehr schnell an das Wetter und fahren angemessen.“
Ohne fremde Hilfe kam ein Bus der Linie 52 am Montagabend nicht mehr vorwärts. Das Fahrzeug stand wegen Glatteis an der Ecke Untergath/Oberdiesemer Straße quer und konnte nur mithilfe eines Unimogs der Stadt wieder gerade gestellt werden.
Immer öfter fallen den Beamten Autofahrer auf, die mit zugefrorenen Scheiben unterwegs sind. „Diese Gucklochfahrer gefährden nicht nur sich, sondern auch andere“, sagt Greger. „Das Auto muss komplett frei gemacht werden, sonst zahlt man noch vor Ort 20 Euro.“
Auch in den Werkstätten der Krefelder Autohäuser ist der Winter spürbar. Die Zahl der Reparaturen von Blechschäden halte sich aber noch in Grenzen. „Etwa zehn wetterbedingte Schäden mussten wir seit letzter Woche bearbeiten“, sagt Sven Korweslühr, Werkstattleiter vom Autohaus Franken. „Das ist für unsere Verhältnisse nicht überproportional viel.“
Zur Zeit kämpft man in den Werkstätten mit ganz anderen Problemen. „Die Nachfrage nach Winterreifen steigt stetig. In einigen Fällen können wir die Reifen nicht mehr besorgen“, sagt Abdul Seapi vom Autohaus Dietmar Lassek. „Wir hoffen sehr, dass wir unsere Kunden noch bedienen können. Es ist erschreckend, wie viele noch mit Sommerreifen unterwegs sind.“
„Wir haben in der Vergangenheit viele Kunden versorgt, aber langsam wird es schwer, an Reifen zu kommen“, sagt auch Sven Korweslühr. Abhängig von der Größe seien viele Winterreifen erst wieder im Januar erhältlich. Eine unerfreuliche Nachricht in Anbetracht der erwarteten Schneemengen am Donnerstag und Freitag.