Sicherheitsverordnung „Aus“ für den Paternoster: Aufzüge werden stillgelegt
Im Finanzamt und in der Fachhochschule dürfen die alten Lifte nicht mehr benutzt werden.
Krefeld. Es herrscht reger Betrieb im Gebäude B der Hochschule Niederrhein. Studenten der Fächer Informatik, Maschinenbau und Elektrotechnik wollen schnell zu ihren Kursen. Lars Müller muss in den fünften Stock. Täglich nutzt er den einzigen Paternoster, der in einer Hochschule in NRW noch in Gebrauch ist. Wie selbstverständlich steigt der 21-jährige Student in den Aufzug ein, der durch seinen Non-Stop-Betrieb und die charakteristischen auf- und abfahrenden flachen Kabinen einen ganz eigenen Charme besitzt.
Ab Montag ist damit Schluss. Eine neue Sicherheitsverordnung des Bundesarbeitsministeriums schränkt die Nutzung ein. Nur extra eingewiesenes Personal soll noch die historischen Aufzüge benutzen dürfen. „Da wir das nicht gewährleisten können, müssen wir den Aufzug ab dem ersten Juni stilllegen“, sagt Christian Sonntag, Sprecher der Hochschule Niederrhein.
Dabei sei es an der Hochschule bisher nicht zu Unfällen mit Personenschäden gekommen. „Wenn, dann haben zum Beispiel Handwerker eine Leiter mit in den Aufzug genommen, die dann beschädigt wurde.“ Sonntag habe keinen emotionalen Bezug zu dem 1962 in Betrieb genommenen Aufzug. „Ich arbeite in einem anderen Gebäude und nehme lieber die Treppen.“ Anders sehen das die Studenten der FH.
Auf der Facebook-Seite der Hochschule gab es einen regelrechten Aufschrei, als dort das Ende des Paternosters verkündet wurde. Auch Student Lars Müller kann die Entscheidung des Bundesarbeitsministeriums nicht nachvollziehen. „Der Aufzug macht den Charme der Schule aus. Außerdem geht es schneller als mit einem normalen Aufzug und man muss nicht lange warten“, sagt der 21-Jährige, der in Krefeld Maschinenbau studiert.
„Der Aufzug ist in einem Top-Zustand. Man denkt sicherlich an alte gebrechliche Leute, die Schwierigkeiten mit dem Paternoster haben könnten“, sagt Frank Gebhardt vom Gebäudemanagement der Hochschule. Wie Studenten und Lehrkräfte in Zukunft durch die Etagen des Gebäudes kommen, steht noch nicht fest.
Ein handelsüblicher zweiter Aufzug wird im Alltag nicht reichen. „Erstmal heißt es Treppen laufen“, sagt Christian Sonntag von der Hochschule.
Im Finanzamt an der Grenzstraße steht der zweite noch verbliebene Paternoster in Krefeld schon seit Donnerstagmorgen still. Ein rotes Absperrband versperrt den Zugang. Eine sportliche Angelegenheit für die Mitarbeiter. „Der Paternoster ist wichtig für uns, weil wir hier sieben Etagen haben. Und mit Akten in den Armen haben die Mitarbeiter im verbliebenen 13-Personen-Aufzug nicht viel Platz“, sagt Christiane Otto vom Finanzamt. Damit gehe ein Stück vom Charme der 60er Jahre verloren, sagt sie bedauernd.