Nordanbindung B 288-Ausbau: Gartenbauverein steht vor dem Aus

Uerdinger Kleingärtner müssen ihre Parzellen aufgeben, weil die Mündelheimer Straße vierspurig werden soll.

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Krefeld. Der schlechteste aller Fälle ist für die Kleingärtner in der Anlage Rheinbrücke in Uerdingen wahr geworden: Nicht nur eine Gartenzeile und das Vereinsheim, wie zunächst befürchtet, sondern das gesamte Areal wird aufgegeben. Das städtische Grundstück wird für andere Zwecke gebraucht: Die B 288 Mündelheimer Straße soll vierspurig ausgebaut und eine neue Fläche für Gewerbe geschaffen werden. „Die Bauleistungen sollen 2019 ausgeschrieben werden“, teilt ein Sprecher der Stadt auf Nachfrage mit. Der Baubeginn sei im Jahr 2020 beabsichtigt.

Seit gut 100 Jahren existiert der Gartenbauverein, 30 Parzellen werden bewirtschaftet. Ralf Dohr und seine Nachbarn haben mit Herzblut gegen die Auflösung gekämpft, konnten sich aber mit ihrem Anliegen nicht durchsetzen, „obwohl in der Bezirksvertretung alle Parteien Bedenken geäußert haben“.

Zugunsten der Gärtner hat sich das nicht ausgewirkt. Im Schaukasten des Vereins hängt jetzt ein Schreiben der Stadt, in dem vorsorglich von einer Kündigung der Gärten im November 2019 die Rede ist. Man könne derzeit noch keine konkrete Angabe machen, wann die betroffenen Pächter der Parzellen in der Kleingartenanlage Rheinbrücke in Uerdingen die Gärten aufgeben müssen, betont die Stadt. Sicher ist: Den Kleingärtnern steht laut Bundeskleingartengesetz eine Abfindung zu. Außerdem werde der Fachbereich Grünfläche nach Ersatzgärten und möglicherweise nach Ersatzflächen suchen, kündigt ein Stadtsprecher an (siehe Infokasten).

Dazu sei die Stadt auch verpflichtet, sagt Dohr nüchtern. Nur wenn sie „zur Erfüllung der Verpflichtung außerstande“ sei, heißt es im Bundeskleingartengesetz, kann sie entlastet werden. Dohr betrachtet das Verschwinden der Kleingärten und die Entwicklung an der Mündelheimer Straße mit Skepsis.

In einem früheren Planungsstadium sei ja erwogen worden, die Fläche, die nicht für den Straßenbau genutzt wird, als öffentliche Grünfläche herzurichten. Das wurde verworfen. Bedauerlich, findet Ralf Dohr: „Wir sind eine grüne Lunge, wir produzieren den Sauerstoff.“ Ersatzflächen seien ihnen noch nicht angeboten worden, sagt Dohr, aber so lange will er auch nicht warten. Er schaue sich mit seiner Frau nach einer Alternative um. „Aber ich werde es nie mehr so gut haben wie jetzt“, sagt er, „nur aus dem Haus raus und vier Minuten laufen.“

Dohr bedauert aber vor allem die vielen älteren Kleingärtner in seinem Verein, die sich seit Jahrzehnten liebevoll und intensiv um ihre Gärten gekümmert haben. „Sie werden keinen neuen Garten mehr aufbauen“, sagt er. Die Auflösung der Anlage sei für sie ein harter Einschnitt. „Eine Tradition wird zerstört und das Erbe der Eltern mit Füßen getreten“, sagt Ralf Dohr.