Freizeit „Badezentrum ist ein Millionengrab“
Sanierung oder Neubau? 2017 wird Krefelds größte Badeanstalt 50 Jahre alt. Entscheidung über die Zukunft ist bereits in Vorbereitung.
Krefeld. Horst-Lothar Wolf hat seit vergangenen Freitag unzählige Anrufe erhalten. Jeder wollte von ihm wissen, was er über das sanierungswürdige Badezentrum Bockum denkt, nachdem das Thema aufgrund der Machbarkeitsstudie im Wert von 120 000 Euro wieder in den Mittelpunkt gerückt war. „Für mich ist klar, das Badezentrum ist ein Millionengrab“, sagt Wolf. Der Ehrenvorsitzende des Ski-Klubs Bayer Uerdingen hatte 1997 schon einmal mit vielen Mitstreitern versucht, durch ein Bürgerbegehren einen Neubau des Badezentrums zu erwirken. 16 655 Ja-Stimmen reichten Ende der 90er Jahre aber nicht aus, um einen Abriss des damals bereits stark sanierungsbedürftigen Badezentrums in die Wege zu leiten. „Die Widerstände aus der Politik waren zu stark. Man wollte einfach den Beschluss, das Bad für 14,8 Millionen D-Mark zu renovieren durchsetzen“, erinnert sich Wolf.
Ein Neubau durch den Baukonzern Hochtief hätte nach Wolfs Angaben die gleiche Summe veranschlagt. „Es wäre ein Spaß-Bad gebaut worden mit Glasdach, Rutsche und einer 50-Meter-Bahn, die auch der Norm entsprechen würde, um Wettkampf-Meisterschaften durchführen zu können“, sagt Wolf auch 19 Jahre nach dem aus seiner Sicht gescheiterten Bürgerbegehren immer noch frustriert. Im kommenden Jahr wird das Badezentrum 50 Jahre alt — und wieder steht eine Grundsatzentscheidung an. Erneute Sanierung oder ein Aus- oder Umbau des Schwimmbads.
Der zuständige Beigeordnete Thomas Visser erlebte die Diskussion zum Neubau des Badezentrums bereits seit Ende der 90er Jahre mit. Jetzt appelliert Visser, erst die Studienergebnisse abzuwarten, bevor eine erneute Diskussion losgetreten werde. „Wir wissen, dass es Sanierungsbedarf gibt. Ich bin aber kein Freund davon, alles sofort abzureißen“, sagt Visser. Viel mehr müsse ermittelt werden, wo die Schmerzgrenze bei den Kosten zur Sanierung liege. „Zur Beurteilung dieser Frage müssen wir auf die Ergebnisse des Gutachtens warten“, sagt Visser und ergänzt: „Ein Neubau schwirrt mir nicht im Kopf ’rum.“
Werner Gottschalk, Vorsitzender Schwimmvereinigung Krefeld 72
Dass dieser wegen des bestehenden Denkmalschutzes für den 49 Jahre alten Badekomplex wohl ohnehin nur schwer zu realisieren sein werde, bezeichnet Horst-Lothar Wolf als einen der größten Fehler der Krefelder CDU-Politik der vergangenen Jahre. „Ein Neubau wäre damals und auch heute noch die einzig richtige Entscheidung gewesen. Stattdessen steht dieses Bad jetzt unter Denkmalschutz und ist wieder renovierungsbedürftig“, kritisiert Wolf. Der ehemalige Sprecher der Bürgerinitiative zum Neubau des Badezentrums hofft trotzdem auf eine erneute Diskussion über einen möglichen Neu- oder Umbau von Krefelds größter Badeanlage. Unterstützung erhält er dabei von Werner Gottschalk.
Der Vorsitzende der Schwimmvereinigung Krefeld 72 sagt: „Ich denke, dass die ewige Flickerei am Badezentrum nicht der richtige Weg ist. Langfristig gesehen, kann es nicht wirtschaftlich sein, immer wieder auszubessern.“ Aber egal ob Umbau oder erneute Sanierung: Geschlossen werden müsste das Badezentrum in Zukunft wegen der anstehenden Arbeiten wohl definitiv. „Sollte das Bad für mehrere Monate geschlossen werden, würden wir Probleme bekommen“, so Gottschalk. Da es an Ausweichflächen mangele, könnte gerade die Nachwuchsarbeit unter einer mehrmonatigen Schließung leiden.
Im Hinblick auf eine Entscheidung zwischen Sanierung und Neu-/Umbau klingt es fast paradox, wenn unter diesen Voraussetzungen Ende August Vereine und Verwaltung zusammenkommen, um sich über die Inhalte eines möglichen Festaktes zum 50. Geburtstag des Badezentrums auszutauschen.