Kultur Baudin macht eine gute Figur

Bei der Design-Discussion diskutiert die KWM-Direktorin mit den Besuchern über das Thema „Museum“ und kann punkten.

Foto: Andreas Bischof

Krefeld. „Sie sind ein echter Publikumsmagnet, Sie dürfen öfter kommen“, begrüßt Erik Schmid, Professor für Design-Theorie an der Hochschule Niederrhein, freudig seinen prominenten Gast. Katia Baudin, die neue Direktorin der Krefelder Kunstmuseen, sorgt auf der Studiobühne 2 für ein volles Haus.

Seit 2005 lädt der Fachbereich Design gemeinsam mit dem Krefelder Kulturbüro in die Fabrik Heeder zum Talk auf dem Sofa ein. Für die 54. Ausgabe seiner Design-Discussion hat Schmid den einfachen Titel „Museum“ gewählt. Neben den Studenten, die meist den Großteil des Publikums stellen, waren diesmal auch viele Gesichter der Krefelder Kunstszene gekommen. Die Chance, vor einem überwiegend jungen Publikum zu sprechen, nutzt Katia Baudin gleich zu Beginn zu einer charmanten Einladung: „Ich freue mich, so viele Studenten zu sehen, Sie sollten öfter bei uns vorbeikommen.“

Ein ungläubiges Raunen geht durchs Publikum, als die Museumschefin ihre ersten Eindrücke von ihrem neuen Wohnort schildert. „Krefeld ist eine extrem schöne und spannende Stadt“, sagt sie voller Überzeugung. Allerdings sei ihr aufgefallen, dass die Krefelder, die sie als offen und bodenständig kennengelernt hat, das selbst nicht so sehen. „Das Selbstbewusstsein muss noch steigen“, sagt sie lächelnd.

Katia Baudin

Baudins Mutter ist Deutsche, väterlicherseits hat sie französische Wurzeln. Gelebt und gearbeitet hat sie bisher in Amerika, Frankreich und Deutschland. Auf ihren bisherigen „weltläufigen“ Lebenslauf angesprochen, gibt sie sich ganz bodenständig. Bezüglich der Mentalität sieht sie eine größere Nähe zwischen Amerika und Deutschland. „Frankreich ist ganz anders, dort ist man weniger direkt“ findet sie. Dass sie auch in kleineren Städten wie Dünkirchen und Straßburg gearbeitet hat, ist für sie eine Bereicherung. „In kleineren Städten kann man mehr bewirken“.

Damit gibt sie die perfekte Überleitung zum eigentlichen Thema des Abends, der Rolle des Museums in heutigen Zeiten. Für Baudin spielt das Museum generell eine wichtige Rolle, da es zeigt, wie sich Menschen mit ihrer Zeit auseinandersetzen. Für sie ist es ein Ort, der unterschiedliche Perspektiven und Sichtweisen zeigt. Dialog und Diskussion sind wichtige Stichworte für sie und sie wünscht sich, ein vielfältiges und vor allem junges Publikum ins Museum zu bekommen. Auf die Frage, wie ihr das gelingen kann, verweist sie auf den Kontext, mit dem man sich bezüglich der Kunstmuseen beschäftigen muss. Dieser habe sich in den letzten Jahrzehnten verändert.

In der Geschichte der Museen hat es unterschiedliche Schwerpunkte gegeben. Von der angewandten Kunst in den Anfängen über die Zeit der Avantgarde unter Paul Wember bis heute ist das Kaiser-Wilhelm-Museum allerdings immer eine Plattform für zeitgenössische Kunstströmungen gewesen. Um das fortzusetzen, möchte Baudin das Museum noch mehr öffnen und vielfältige Verknüpfungen herstellen. Sie denkt an Dialoge mit Bürgern, Künstlern und Designern, aber auch zwischen der Sammlung und der Architektur der Häuser. „Das Kaiser-Wilhelm-Museum und die Mies-Villen sind ganz besondere Bauten“, betont sie.

Ein offenes Haus bedeutet für die Direktorin allerdings nicht, dass dort eine beliebige Event-Kultur Einzug hält: „Davon bin ich kein Freund“. Wichtiger sind ihr lebendige Diskussionen, die durch ein unterschiedliches Publikum gefördert werden sollen. „Wir haben alle unterschiedliche Sichtweisen und kontroverse Diskurse sind wichtig“, betont sie.

Das Thema Design liegt ihr besonders am Herzen. Für die gesellschaftlichen Fragen, die dabei im Mittelpunkt stehen, bietet das Museum ihrer Meinung nach die ideale Plattform. So appelliert sie erneut an die Studenten, ins Museum zu kommen.

„Große Designer haben immer auch über den Tellerrand hinaus geblickt und geschaut, was in der Kunst passiert.“ Sie kündigt an, dass im Bereich Kommunikation und soziale Medien noch einiges passieren wird und greift die Anregung aus dem Publikum auf, einen kostenlosen Museumseintritt für Studenten anzusprechen. „Wir haben große Erwartungen an Sie und freuen uns“, sagt Erik Schmid zum Abschluss des Abends, der traditionell mit Flaschenbier im Foyer ausklingt.