Beim 1. Krefelder Schlaganfall-Tag gibt’s wertvolle Tipps
Patienten und andere Interessierte informieren sich bei der Premiere in der Seniorenresidenz Belia.
Krefeld. Andrea Kuschel erinnert sich noch genau an den 28. Oktober 2007. An dem Tag hatte sie selbst eine lebensbedrohende Gehirnblutung, ab da begannen für sie zahlreiche Behandlungen. Die ehmalige Krankenschwester und Heilpraktikerin gehört mit zu den Interessierten, die am Wochenende in die Seniorenresidenz Belia gekommen sind.
Dort fand zum ersten Mal der Krefelder Schlaganfall-Tag statt. „Ich möchte mir dies einmal anhören und schauen, ob ich irgendwelche Kontakte knüpfen kann“, sagt Kuschel, die nach ihrem Schlaganfall halbseitig gelähmt und sogar blind ist. „Offenbar wurden durch die Blutung die Nerven verletzt und zerstört, die die linke Körperhälfte, von oben bis unten, gesteuert hatten“, erzählt die 58-Jährige .
Dank der medizinischen Behandlung und der Physiotherapie komme sie heute so einigermaßen zurecht. Sie ist vor allem lebensfroh geblieben: „Der kommende 28. Oktober ist für mich so eine Art zweite Geburt, und diesen Tag werde ich als Dank groß mit meiner Familie, meinen Freunden und weiteren wichtigen Wegbegleitern feiern.“ Gerade fängt der Info-Tag im großen Saal der Residenz an der Blumenstraße 170 an. Einrichtungsleiterin Dörthe Krüger begrüßt die etwa 60 Gäste.
Weitere Initiatoren und Ausrichter dieser Premierenveranstaltung sind auch gekommen: so das Sanitätshaus Lettermann mit Chef Ralf Lettermann und der Verein Schlag auf Schlag (Nettetal), vertreten durch den ehrenamtlichen Vorsitzenden Michael Weber.
Die Schirmherrschaft hat Michael Brinkmeier übernommen, der Vorstands-Vorsitzende der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe. Zu dem Thema werden viele Tipps und Informationen gegeben. „Nach wie vor gilt der Schlaganfall als das Krankheitsbild der Generationen ab 60“, sagte Brinkmeier. Er hat die Hoffnung, dass solch eine Veranstaltung jetzt ständig in Krefeld stattfände.
„Und dass es bald auch im Kreis Viersen einen Anlaufpunkt und eine Regionalstelle gibt“, ergänzt Weber. Gibt es Symptome, die im Vorfeld auf einen möglichen Schlaganfall hindeuten? „Es gibt sicherlich Risikofaktoren, so Bluthochdruck, Diabetes, Herzflimmern oder Stress, man sollte daher regelmäßig den Check beim Arzt machen“, rät Weber.
Unter den verschiedenen Teilnehmern sind unter anderem auch Mitarbeiter der Sodermanns Automobile GmbH. Die Gesellschaft sorgt dafür, dass Betroffene, so bei einseitigen Lähmungserscheinungen, auf das Auto nicht zu verzichten brauchen und sorgt für die entsprechenden Umbauten.
Draußen sind auch zwei Fahrzeuge ausgestellt. Bei dem einen Auto ist das Heck ausgeschnitten, so dass man mit dem Rollstuhl reinfahren kann, beim anderen ist für den Sitz ein besonderes Dreh-Schwenk-System installiert. Ferner wird das PartnerProjekt Golf vorgestellt. Es macht Reha-Angebote für Schlaganfall-Patienten und ihre Partner.
Daran nimmt auch ein 67-Jähriger aus Nettetal teil. Der frühere Bankkaufmann hatte vor zwölf Jahren einen Schlaganfall, musste vieles wieder lernen. So auch die Sprache. Aus ihm war nach etlichen Arzt- und Therapiestunden im Laufe der Zeit ein Linkshänder geworden. „Es klappt ganz gut“, sagt er. „Auch das Golfspielen in Frechen klappt.“
„Es tut gut, wenn man darüber reden kann“, erzählt Andrea Kuschel, dass es in Krefeld die Selbsthilfegruppe „Hirnverletzt“ gibt. Man trifft sich jeden dritten Freitag im Monat im DPWV-Haus an der Mühlenstraße 42 in der Zeit von 17 bis 19 Uhr.