Oppumer Findling ist entsorgt worden

Der Felsblock kann nach Abräumarbeiten an der Werkstättenstraße nicht mehr aufgefunden werden.

Foto: Karin Späth

Oppum. Karin Späth kann es nicht glauben. Bei der Besichtigung der Baustelle an der Werkstättenstraße, wo die Wohnstätte ein Haus mit Wohngruppen für behinderte Menschen errichtet, traut die SPD-Ratsfrau ihren Augen nicht: „Der große Findling, der auf der Rasenfläche vor der Terrasse des ehemaligen Restaurants „Parkhaus“ stand, ist verschwunden.“

Falls er wirklich weg sei, sei dies ein herber Verlust, findet sie, nicht nur für die Krefelder Heimatgeschichte, sondern auch für die Bürger selbst. Ungezählte Hochzeitspaare hätten in der Vergangenheit vor dem Stein fürs Brautfoto posiert, weiß sie. Späth zitiert zudem aus dem Oppumer Heimatbuch von Johannes M. Giesen: „Beim Ausheben einer Grube wurde einer der größten Findlinge unserer Heimat aus der Eiszeit freigelegt.“ Jetzt scheint er aber mit dem Ausheben der Baugrube abgeräumt worden zu sein. Die Politikerin hat bereits eine Anfrage an den Kultur- und Denkmalausschuss gestellt, damit geprüft wird, wo der Felsblock geblieben ist.

Für sie ist der Verlust riesig. „Unsere Fachleute vom Geologischen Dienst halten den Stein auf jeden Fall für ein bedeutendes Dokument der Krefelder Erdgeschichte“, sagt Pressesprecher Martin Hiß auf Anfrage. Sie sagen aber auch, dass es sich „nicht um einen nordischen Findling aus der Eiszeit handelt, sondern um einen sogenannten Braunkohlenquarzit.“

Er stamme aus der Tertiär- oder Braunkohlenzeit, daher der Name, und sei etwa 15 Millionen Jahre alt, heißt es weiter. „Solche Blöcke sind im Rheinland nicht selten im Untergrund zu finden. Im Rhein bei Meerbusch hat es eine Untiefe aus einer ganzen Bank solcher Braunkohlenquarzite gegeben. Sie sind vor vielen Jahren aus der Fahrrinne entfernt worden. Einige liegen noch am Ufer, andere sind auch an anderer Stelle aufgestellt.“

Stefan Kronsbein vom Naturwissenschaftlichen Verein schließt sich dieser Meinung an: „Davon gibt es viele.“ Stadtarchäologe Hans-Peter Schletter sagt, dass der Findling zwar kein archäologisches Bodendenkmal sei. Aber: „Wenn der Stein weg ist, ist das schlimm“, lautet sein Kommentar. Auf die Frage, was mit dem Stein passiert sein könnte, antwortet Wohnstätten-Chef Thomas Siegert: „Der ist weg, bei Abräumarbeiten des Grundstücks entsorgt worden. Es war uns nicht bekannt und bewusst, dass der Findling in der Oppumer Bevölkerung eine Besonderheit war. Das hätte uns einer sagen müssen.“ Für Siegert ist wichtig, dass er nicht unter Denkmalschutz stand. „Wir haben noch mit dem Abbruchunternehmer gesprochen, er hat nichts mehr gefunden.“