Wirtschaft Junge Unternehmer mit frischen Ideen
Krefeld · Gründerstammtisch – beliebt bei Neulingen wie alten Hasen. Angehende Jungunternehmer treffen sich zwanglos zum Gedankenaustausch, erfahrene Gründungsberater geben Tipps.
Fröhliches Lachen dringt aus dem Gastraum der Traditionsgaststätte Gleumes. Man könnte meinen, hier trifft sich ein eingeschworener Freundeskreis zum Feierabendausklang. Und nicht eine junge Gründerszene, die sich erst seit Ende Mai trifft. Alle duzen sich. Bis auf Designerin Lea Schirmer (27 Jahre) vom Start-up Katalytics aus Krefeld haben alle anderen Gründer schon einmal an einem der vier Gründerabende teilgenommen. Dazu gehören auch ihre Mitstreiter bei Katalytics – Sprachwissenschaftler Tobias Gretenkort (28) und IT-ler Alexander Schröer (30). Das Trio unterstützt Betriebe mit digitalen Dienstleistungen.
Lea erwartet zunächst einmal lachend „ein gutes Bier“ und ihr wird schnell geholfen. „Neue Leute aus der Gründerszene kennenlernen, sich beschnuppern, sich austauschen – auch um sich gegenseitig vor Fehlern zu bewahren“, sagt sie. Und: „Der erste Eindruck ist sehr positiv.“ Kollege Tobias sieht seine Erwartungen sogar übertroffen: „Die Jüngeren bringen frische Ideen ein, von den Älteren kann man profitieren und lernen, wie man ein Unternehmen führt.“ Alexander ist bereits zum zweiten Mal dabei, schätzt es, „mit netten Leuten in lockerer Atmosphäre Know-how auszutauschen“. „Die Termine des Stammtischs sind schon fester Bestandteil meines Kalenders. Gleichzeitig lerne ich meine neuen Nachbarn kennen“, freut er sich.
„Man bekommt Infos, mit denen man gar nicht gerechnet hat“
Gemeint sind die Spiele-Designer Dominica Wester (29) und Janos Wokrina (36) von der Firma Weltenweber, die 3D-Illusionen mit Hilfe von Virtual-Realty-Brillen erlebbar machen. Auch sie haben wie Katalytics im K2-Basecamp von Kleinewefers bezahlbare Büros gefunden. Im K2-Tower an der Kleinewefersstraße ist das gesamte Untergeschoss an Start-up-Unternehmen vermietet. „Ich möchte beim Gründerstammtisch gerne Gleichgesinnte treffen, mit denen man eventuell gemeinsam an Projekten arbeiten kann“, wünscht sich Dominica. Mitstreiter Janos möchte sich innerhalb der Krefelder Gründer-Community vernetzen.
Rechtanwalt Maik Fettes (47) ist der Gegenpol zu der jungen Gründerschar. Er verfügt über reichlich Berufserfahrung als Wirtschaftsjurist in Unternehmen. Da er sich erst kürzlich selbständig gemacht hat, wollte er in die Gründerszene „reinschnuppern“, wurde sogleich mit Fragen zu Rechtsformen bestürmt, die er beantwortete. So beabsichtigt Katalytics, von der haftungsbeschränkten Unternehmergesellschaft UG – einer Art Mini-GmbH – auf eine GmbH umzustellen. Mit den Tipps vom Profi erfüllten sich die Wünsche der Jungunterunternehmer, aber auch die von Maik Fettes. Er hat beim Stammtisch erst vom K2-Basecamp erfahren, sich inzwischen dort eingemietet. „Man bekommt Infos, mit denen man gar nicht gerechnet hat, und bevor ich eine Stunde googeln muss, trinke ich hier lieber bei bester Unterhaltung ein Bier.“
Die Treffen sind zwanglos,
wer Zeit und Lust hat kommt
Die Beispiele zeigen, dass das Konzept des Gründerstammtischs von IHK und Wirtschaftsförderung WFG aufgeht – ein lebhafter Meinungsaustausch zwischen angehenden, etablierten und spätberufenen Gründern sowie solchen, die noch mit einer Idee schwanger gehen. Die Treffen sind zwanglos, wer Zeit und Lust hat kommt – ohne Anmeldung und ohne Mitgliedsbeitrag, jeweils am letzten Dienstag eines Monats ab 18 Uhr bei Gleumes an der Sternstraße.
Die diskutierten Fragen der Gründer sind vielfältig. Wo lauern Fallen? Wer hilft beim Businessplan? Ist meine Idee überhaupt tragfähig? Wie mache ich Produkte und Dienstleistungen bekannt? Erst, wenn sie sich nicht untereinander weiterhelfen können, schalten sich die Gründungsberater von IHK, WFG und dem Netzwerk „Experten coachen Gründer“ ein und stehen mit Tipps zur Seite.