Wirtschaft Besondere Unterkünfte für eine Nacht in Krefeld
Krefeld · Krefelder Hotels und Pensionen klagen über wenige Gäste. Wir stellen Häuser vor, die auf Ungewöhnliches setzen. Zimmer mit Ausblick, Ruhe und Historie.
Ein Hotel in Krefeld eröffnen? Wer hört, was Vertreter der Branche erzählen, kommt zu einem eindeutigen Schluss: Diese Idee ist eher unklug. Die Auslastung der etwa 950 Betten in Krefeld ist im Vergleich zu anderen Städten in der Umgebung gering.
Bis zum Jahr 2021 soll in Fichtenhain zwar noch eine neue Unterkunft entstehen. Aufbruchsstimmung löst das aber nicht aus. Tourisitisch habe Krefeld wenig zu bieten, sagt Isabel Hausmann, stellvertretende Geschäftsführerin des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands Nordrhein. Auch bei den Geschäftsreisen gibt es Probleme. Die Digitalisierung macht viele persönliche Termine überflüssig. Zumindest kann Krefeld ab und an von der Messe in Düsseldorf profitieren.
Wie kann das Geschäft trotzdem funktionieren? Hausmann meint, man werde nicht umhin kommen, sich mit bestimmten Angeboten zu profilieren. „Ob es die Art des Hotels ist, beispielsweise ein Tiny Hotel, oder ein Hotel, das unter einem bestimmten Motto steht“, sagt Hausmann. „Es gibt Konzepte, Hotelzimmern ein wenig Ambiente des eigenen Zuhauses zu geben, etwa mit Topfpflanzen auf den Zimmern.“ Für Geschäftsreisende könne ein Lounge-Bereich, in dem gearbeitet wird, ein Anreiz sein. Nicht allein auf dem Hotelzimmer, sondern „unter Menschen“ zu arbeiten, ist die Idee. Solche besonderen Unterkünfte gibt es in Krefeld. Wir stellen ein paar von ihnen vor.
Eine der kleinsten Unterkünfte der Stadt: Wer im Internet nach „vivere ad parcum – bed and breakfast“ sucht, liest begeisterte Bewertungen. Von netten Gastgebern und exzellentem Frühstück ist die Rede. „Wir haben auf den Bewertungsportalen die beste Bewertung aller Unterkünfte in Krefeld und Umgebung, abgesehen von Ferienwohnungen“, sagt Wolfgang Diedrich, der sich mit seinem Mann Heinz-Helmut um die Gästezimmer kümmert.
Zwei Räume vermieten sie im Privathaus am Schönwasserpark. Viele Menschen kommen wohl, weil ein idyllisches Holzhaus mal etwas anders ist als die Hotelzimmer, die es in jeder Stadt gibt. Für die Diedrichs sind die beiden Zimmer die Beschäftigung im Ruhestand. Ursprünglich haben sie im kaufmännischen Bereich gearbeitet. 2013 eröffneten sie ihre Unterkunft. „Die Idee ist schon vor langer Zeit beim Urlaub in England entstanden“, sagt Wolfgang Diedrich. Dort gebe es viele Bed & Breakfast-Angebote. „Wir haben uns auch dazu entschieden, damit wir im Ruhestand eine Aufgabe haben“, sagt der 64-Jährige.
Die Resonanz sei besser gewesen, als sie es erwartet hätten. „Wir haben auf die Messe in Düsseldorf gesetzt“, sagt Diedrich. Das laufe bestens. „Viele Leute, die geschäftlich unterwegs sind, haben die großen Hotels satt.“ Bei den Diedrichs geht es persönlicher zu. Sie begrüßen jeden Gast und zeigen das Zimmer.
Der Alltag ist abwechslungsreich. Ganz verschiedene Menschen haben schon übernachtet. Aus Asien, Kanada und den USA seien schon Leute gekommen, sagt Diedrich. Aktuell sei ein Italiener zu Gast. Auch außerhalb von Messezeiten läuft der Betrieb. „Wir hatten schon 23 Hochzeitspaare, die bei uns übernachtet haben“, sagt Diedrich. Das Idyll scheint zu überzeugen.
Hoch über den Dächern von Krefeld: Ohne Foto verlässt kaum ein Gast das Garden Hotel Krefeld an der Schönwasserstraße: Die Aussicht aus den Zimmern beeindruckt. Von außen ist das Haus schlicht ein weißer Klotz. Schöner ist es, rauszuschauen aus den Etagen neun, zehn und elf. „Abends kann man sehen, wie die Maschinen über dem Düsseldorfer Flughafen hängen“, sagt Hotel-Betriebsleiter Wolfram Lawall. Und er schwärmt gleich weiter. „Manchmal sehen wir eine orangene Glocke am Himmel, wenn in Duisburg Stahl abgestochen wird.“ Auch nach 20 Jahren im Job beeindrucke ihn der Ausblick, sagt Lawall. Ab und an würden ihn Gäste fragen, wo sie abends noch essen können. „Von hier oben können sie jede Speisekarte der Stadt sehen, sage ich dann manchmal“, erzählt Lawall und lacht.
Das Hotel lebe vor allem von Gästen zwischen Montag und Freitag, sagt Lawall. Sprich: Die Geschäftsreisenden. Für jene, die oft auf Reisen sind, sei der Blick über die Region sicher ein schönes Extra. Gerade wenn Messe in Düsseldorf ist, wird es voll im Hotel, sagt Lawall. „Natürlich ziehen auch die Preise hier an. Aber das Preisgefüge in Düsseldorf ist ein ganz anderes.“ Private Übernachtungen in Krefeld gebe es vor allem zu Konzerten in der Kulturfabrik oder dem Flachsmarkt auf Burg Linn.
Absolute Ruhe im Kloster: Wer im Kloster der Franzikus-Schwestern übernachtet, glaubt kaum, dass er nur wenige Gehminuten vom Ostwall entfernt ist. So ruhig sind die kleinen Zimmer. Ruhig, aber keinesfalls ein Kloster-Klischee. Es gibt mehr als Sperrholz und Bibel auf Dünndruckpapier. Die Räume sind gemütlich eingerichtet mit Bildern an der Wand. Einen Fernseher gibt es nicht, dafür aber ein liebevolles Frühstück. Die Schwestern bieten den Gästen dabei alles an, was es auch sonst in großen Hotels gibt. Nur ruhiger ist es mit Blick in den kleinen Klostergarten.
Die Gäste der Franziskus-Schwestern haben bei Tisch oft spannende Gesprächspartner. „Schauspieler vom Kresch-Theater schlafen hier regelmäßig“, sagt Generaloberin Schwester Alfonsa. Auch Autoren, die im NS-Dokumentationszentrum lesen, kommen her. Freilich sind aber auch alle anderen willkommen. „Manche kommen auch einfach für einen Oasentag, um Ruhe zu finden.“ Allerdings ist niemand gezwungen, am klerikalen Alltag teilzunehmen.
Der große Name: Der Krefelder Hof ist eines der größten Hotels in der Stadt – und eine der bekanntesten Adressen. Die Verantwortlichen gehen damit recht selbstbewusst um. Das zeigt der Blick auf die Webseite. „`Man soll dem Leib etwas Gutes bieten, damit die Seele Lust hat, darin zu wohnen` mit diesem Zitat von Winston Churchill heißen mein Team und ich alle Gäste im Mercure Parkhotel Krefelder Hof willkommen. Herzlichst Ihr Bart Vaessen, Hoteldirektor.“ So begrüßt der Chef die Besucher auf der Homepage.
Die Churchill-Anleihe ist durchaus berechtigt. Churchill war zu Gast genau wie Theodor Heuss, Konrad Adenauer und Helmut Kohl. Und auch Stars wie der englische Schauspieler Sir Laurence Olivier sowie seine deutschen Kollegen Joachim Fuchsberger und Dieter Hallervorden waren gern gesehene Gäste im Haus. Zwischenzeitlich wechselte noch der Standort. Nach Kriegs-Zerstörung 1943 und Wiederaufbau kam am 1968 das Aus für den alten Standort. Die Helmut Horten GmbH kaufte das Haus am Ostwall/St.-Anton-Straße, riss es ab und errichtete ein Kaufhaus. Der neue Krefelder Hof entstand im Büschkens Park an der Uerdinger Straße.
Der gute Ruf überdauert. Haben die Krefeld Pinguine ein Heimspiel hält der Bus der gegnerischen Mannschaft weiterhin gerne vor dem Park Hotel.
Dennoch ist unklar, wie es weitergeht. In diesem Jahr läuft der Pachtvertrag für das 160-Betten-Hotel aus. Was passiert also mit dem „erweiterten Wohnzimmer der Krefelder“? Zuletzt war unter anderem von einer Renovierung oder einem Abriss und Neubau zu hören. Denn die Zimmer sollen nicht mehr dem neusten Stand entsprechen. Der Hoteldirektor war dazu für unsere Redaktion nicht erreichbar.
Der Fall zeigt: Die Historie bleibt eine hilfreiche Eigenschaft. Ausreichend ist sie auf dem schwierigen Krefelder Markt nicht.