Brauhaus Bröckske in verheerendem Zustand
André Decker wünscht sich einen Abriss der Bauruine. Am Mittwoch tagt der Denkmalausschuss zu dem Thema.
Krefeld. Seit fast vier Jahren steht die Brauereigaststätte Et Bröckske leer, seit etwa zehn Jahren versucht die Eigentümergemeinschaft Wirichs/Decker, das Objekt zu verkaufen. Das wird allerdings immer schwieriger: Denn auf Betreiben des Rheinischen Amtes für Denkmalpflege will die Stadt Krefeld das 1951/52 wiederaufgebaute Traditionshaus unter Schutz stellen. Der ist im Augenblick noch vorläufig. Das Bröckske ist wohl das wichtigste Thema in der Sitzung des Denkmalausschusses am Mittwoch.
Aus der Sicht der Eigentümer mit ihrem Sprecher André Decker, Geschäftsführer der noch existierenden Brauerei Rhenania Verwaltungsgesellschaft mit Sitz in Rommerskirchen, würde die Stadt eine Bauruine unter Denkmalschutz stellen: „Der Keller, der große Saal im zweiten Stock, das Dachgeschoss — eine Katastrophe“, sagt Decker.
Von Tag zu Tag werde die Situation schlimmer. Anfang September hatten Einbrecher Elektrokabel aus den Wänden gerissen und erheblichen Schaden angerichtet. Von Decken und Wänden fällt der Putz. „Wenn das so weitergeht, hat Krefeld bald ein weiteres Stadtbad am Hals.“ Decker vermisst den „Mumm der Stadt für einen Rückbau“.
Über einen von den Eigentümern vorgelegten Abrissantrag ist noch nicht entschieden worden. Hintergrund des neuen Vorstoßes sind Vorabpläne des Krefelder Architekten Knut Dunkhorst für das einstige Stammhaus der Rhenania-Brauerei. Dunkhorst hat einen Investor im Rücken, der auf dem Grundstück mit den angrenzenden Trümmerflächen einen Neubau mit dem Charakter des Altbaus errichten will — mit einer Braugaststätte im Erdgeschoss und Wohnungen darüber und daneben. Das Vorhaben ist nicht unter fünf Millionen Euro zu realisieren. Allein der Abriss würde mit 400 000 Euro zu Buche schlagen. „Der Vertrag wäre längst unterschrieben, gäbe es die Bemühungen um den Denkmalschutz nicht“, beteuert der Architekt.
Dunkhorst weiß, dass es in der Krefelder Politik gespaltene Meinungen über die Zukunft des Bröckske gibt. Wie André Decker ist er absolut sicher, dass jeder Investor das Interesse verliert, wenn er die Traditionsgaststätte unter Auflagen mit Millionenaufwand sanieren muss und drum herum ein passender Neubau angefügt wird. „Das weiß die Verwaltung, das wissen auch die Politiker“, sagt Decker. Und fügt hinzu: „Der Karren steckt im Dreck.“ André Decker ist ein Neffe der Brüder Jochen und Nils Wirichs, den früheren Gesellschaftern der 2001 geschlossenen Brauerei.
Vorbilder für die gelungene Kombination von Brauereigaststätten und Wohnungen gebe es reichlich in Deutschland, erläutert Knut Dunkhorst sein Vorhaben. Einen groben Plan habe er schon vor Wochen dem Planungsdezernenten vorgelegt: „Offensichtlich ist er den Denkmalpflegern noch nicht bekannt.“ Die Verwaltung, so Dunkhorst, möge berücksichtigen, dass der Standort eine Bedeutung für die Lebensqualität der Menschen in der Innenstadt habe.
Das Gutachten des Rheinischen Amtes für Denkmalpflege zum Bröckske stammt übrigens aus dem Jahr 2008.