"Offenes Ohr" Brot für Menschen in Not
Krefeldern, die am Existenzminimum leben, will Diakon Matthias Totten mit einem neuen Angebot in der Annakirche helfen.
Krefeld. Der Rentnerin fehlt am Ende des Monats Geld für etwas zu essen, die Familie kann sich für die Kinder keine neuen Betten leisten, der Langzeitarbeitslose sieht keine Perspektive, die Alleinerziehende ist depressiv — Menschen und Notlagen wie diese sind es, die Matthias Totten mit seinem neuen Angebot in der Annakirche im Blick hat.
„Offenes Ohr“ nennt der Diakon der Gemeinschaft der Gemeinden Krefeld-Nordwest die Hilfestellung in allen Lebenslagen, die er im Gotteshaus an der Inrather Straße 120 jeden Mittwoch von 9 bis 11 Uhr gibt.
Dabei ist es ihm besonders wichtig, dass das Angebot niederschwellig ist. „Es soll eine Anlaufstelle für Leute in Notlagen sein, zu der sie kommen können, ohne sich outen zu müssen“, sagt Totten, der zuvor Geistlicher Leiter der Christlichen Arbeiterjugend (CAJ) im Bistum Aachen war. „Die Menschen können einfach nur eine Kerze anzünden, um dann wieder zu gehen, oder ins Gespräch kommen und Hilfe dabei bekommen, etwas zu regeln, was sie alleine nicht schaffen.“
Die meisten Menschen, die bisher zum „Offenen Ohr“ kamen, leben am Existenzminimum. „Davon gibt es hier relativ viele. Es sind auch viele Familien mit Kindern darunter“, berichtet Totten, der auch Möglichkeiten sucht, die finanzielle Not zu lindern. Er habe schon mal Kleider oder auch Möbel vermittelt. Aber auch angesichts der Tatsache, dass gerade am Ende des Monats — wenn das Geld knapp wird — besonders viele Krefelder kommen, suchte er nach einer weiteren Möglichkeit, die Leute zu unterstützen.
Und so setzt Totten nun für Krefeld eine Idee um, die ursprünglich aus Hamburg kommt und so ähnlich in Grefrath versucht wurde. „Brot im Körbchen“ heißt die Aktion, an der vier Bäckereien in sechs Filialen teilnehmen. Hier können die Kunden einen Artikel mehr kaufen als sie benötigen, also den Kauf ein wenig aufstocke und dabei Gutes tun. In kleinerem Rahmen für Brötchen oder in der Preiskategorie der Brote zwischen 2,10 bis 3,85 Euro können die Kunden Geld fürs Körbchen geben.
Tatsächlich werden nicht wirklich Backwaren, sondern Gutscheine gesammelt. Für die Kunden sei es „Spenden ohne großen Aufwand, ohne irgendwo hinlaufen zu müssen“, so Totten. Und der Diakon, in dessen Gemeinschaft der Gemeinden es auch Einkaufsgutscheine für Bedürftige gibt, hat nun eine weitere Möglichkeit zu helfen. „Zumindest solange der Vorrat reicht.“ Denn seit dem Start des „Offenen Ohrs“ zu Beginn des Jahres „werden es immer mehr Menschen, die Hilfe suchen“.