Theaterprogramm Alle unter einem Dach: Von Mackie Messer bis zum Brexit
Krefeld · Die Spielzeit 2019/20 am Theater Krefeld bietet Bühnenkunst für jeden Geschmack. Ein Überblick.
Bereits ein Blick in das Spielzeitheft für die Saison 2019/2020 des Theaters Krefeld Mönchengladbach lässt ahnen, man möchte Theater in all seinen Färbungen und Ausprägungen für alle Menschen in die beiden niederrheinischen Städte bringen. Denn in dem aktuellen Heft rückt das Publikum in seiner Vielfalt in den Fokus, Menschen also, die das Theater mit ihren Besuchen erst zu dem machen, was es ist: Stadttheater in allen Sparten. Mit großen Fotografien sind dort Jung und Alt kurz porträtiert. „Ein Perspektivenwechsel auf unser Publikum“, betont Generalintendant Michael Grosse. Doch blicken wir nicht nur auf die überaus hübsche Aufmachung, die auch Einblicke in die Theaterwelt gewährt, sondern auch auf den Inhalt, hierzu fokussieren wir uns auf die Premieren am Krefelder Theater.
Musiktheater
Auftakt für die Opernsparte in Krefeld macht die Premiere von Modest Mussorgskis „musikalischem Volksdrama“ Boris Godunow (Regie: Agnessa Nefjodov). Mit Verdis Rigoletto inszeniert Dorothea Kirschbaum zum ersten Mal am Krefelder Haus. Somit kommt einer der großen Klassiker der italienischen Oper an das Theater, hier am Pult auch GMD Mikhel Kütson. Das Brexit-Stück, das in Mönchengladbach schon für ausverkaufte Häuser sorgte, wechselt nach Krefeld – „Let´s Stop Brexit! – Keep Calm and Drink Tea“ ist eine Musikrevue von Ulrich Proschka ganz im Geiste von der englischen Operette in der Tradition von Arthur Sullivan. Operette in all seiner Pracht bietet auch „Orpheus in der Unterwelt“ von Offenbach, die nun nach Krefeld kommt. Mit „Rusalka“ von Dvořák wiederum inszeniert Ansgar Weigner ein Stück, welches seit 58 Jahren nicht mehr auf dem Spielplan des Gemeinschaftstheaters war. Erwartungsvoll darf aber auch schon auf Strauss` „Salome“ in Mönchengladbach geschielt werden, die 2020/21 nach Krefeld kommen wird. Ähnliches gilt für „Die Gespräche der Karmeliterinnen“ von Francis Poulenc und das Webber-Musical „Sunset Boulevard“.
Ballett
Robert North widmet sich in „Farben der Welt“ vier Malern aus unterschiedlichen Epochen, dessen Werk er in Tanz übersetzen wird – Matisse, Botticelli, Malewitsch und Turner im Dialog mit Musik unter anderem von Strawinsky und Vivaldi. Am Theater Krefeld ist der „Beethoven“-Abend von North zu erleben, eine Hommage an des Komponisten 250. Geburtstag. Es heißt, Michael Grosse selbst soll stellenweise den Giganten der klassischen Musik schauspielerisch verkörpern. Zum Spielzeitausklang 2020 erwartet uns auch eine Ballettgala. In Mönchengladbach wiederum setzt North Shakespeares „Der Sturm“ und „Ein Sommernachtstraum“ choreografisch um.
Schauspiel
Nicht ohne Grund ist „Die Dreigroschenoper“ von Brecht mit Weills Musik das erfolgreichste Bühnenwerk des 20. Jahrhunderts, wie es sich im Spielzeitheft lesen lässt. Zweifelsohne dürfte es für alle Freunde dieser so besonderen theatralisch-musikalischen Kunstwelt eine große Freude sein, dass „Mackie Messer“ und die skurrilen Figuren um ihn herum nach Krefeld kommen. In der Regie von Helen Malkowsky spielt man die Stärken des Mehrspartenhauses aus und verbindet Kompetenzen aus Schauspiel und Musiktheater. Neben zahlreichen Übernahmen aus Mönchengladbach, „Tschick“, von Wolfgang Herrndorf, „Leonce und Lena“ von Georg Büchner, „Der Meister und Margarita“, „Wer hat Angst vor Virginia Woolf?“, „Jin Jiyan – Der Aufbruch“ oder „Das Tagebuch der Anne Frank“ in der Fabrik Heeder gibt es zwei weitere Premieren in Krefeld. „Mein Kühlraum“ von dem französischen Theaterautor Joël Pommerat ist eine Überschreibung von Brechts „Der gute Mensch von Sezuan“ und wird in der Regie von Hüseyin Cirpici auf die Bühne gebracht. Schauspieldirektor Matthias Gehrt inszeniert zudem einen wirklichen Klassiker; Schillers „Wilhelm Tell“ feiert im Mai nächsten Jahres Premiere in Krefeld. Auch gibt es wieder „Außereuropäisches Theater“ mit „Ein palästinensisches Stück“ von Bashar Murkus, indes zunächst nur in Mönchengladbach, doch kommt das Stück natürlich 2020/21 auch nach Krefeld. Dies gilt beispielsweise ebenso für Ariel Dorfmans „Der Tod und das Mädchen“, eine Geschichte, die übrigens in den 1990ern von Roman Polański verfilmt wurde.
Kinder und Familien
Sowohl Stücke für Kinder und Familien als auch Theaterpädagogik spielen im Selbstverständnis des Theaters Krefeld/Mönchengladbach eine tragende Rolle – wie auch Diversität und Internationalität. Das diesjährige Weihnachtsmärchen wird eine Kinderoper nach dem Stoff von Otfried Preußlers „Der Räuber Hotzenplotz“ (Ab 7. Dezember). Der Jugendclub widmet sich mit Nolte Decar dem Thema „Das Tierreich“.
Eingerahmt wird das Programm durch zahlreiche Wiederaufnahmen und natürlich Sonderveranstaltungen, wie die Operngala, den Theaterball (diesmal in Mönchengladbach) und das bunte Begleitprogramm, zu dem die Reihe „LiedGut“ oder auch ein Kochformat mit Künstlern des Theaters zu zählen sind. Das Konzertprogramm wird gesondert vorgestellt.
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