Wochenkommentar Bürger zeigen Initiative, nicht nur Wut

Das war eine Lehrstunde in Sachen Bürgerbeteiligung — die Versammlung zum Thema Philadelphiastraße, zu der die SPD am Donnerstagabend eingeladen hatte.

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Zur Erinnerung: Die Besitzer und Anwohner warten schon beinahe genauso lange auf eine Lösung, wie die des Ostwalls. Ihre Lobby indes ist nicht besonders groß: es gibt kaum Einzelhändler, die Bürgervereine sind engagiert, tun sich aber schwer, Mitglieder zu motivieren.

Der Frust der Betroffenen ist immens. Seit Jahren ertragen sie Lärm und Dreck einer viel befahrenen, breiten Innenstadtstraße mit einem lauten holperigen Belag und null Grün weit und breit. Während des Ostwall-Umbaus stieg die Belastung noch einmal an und Busse und Bahnen fuhren auch noch monatelang über diese Strecke.

Politik und Verwaltung hielten die Bürger bei Laune mit dem Versprechen, dass der Umbau gleich nach Abschluss der Ostwall-Arbeiten beginnen würde. Doch jetzt heißt es: Leider ist kein Geld da. Kein Wunder, dass der Frust tief sitzt.

Den haben die Anwohner bei der Versammlung auch zunächst einmal deutlich geäußert. Doch ganz schnell kamen auch die ersten ganz pragmatischen Vorschläge, wie man die Situation — auch ohne, oder zumindest mit wenig Geld — entschärfen könnte. Statt nur zu schimpfen, kamen konkrete Ideen zu Verbesserung.

Sowohl die anwesenden Politiker als auch Hartmut Könner für die Stadtverwaltung haben versprochen, diese Ideen mitzunehmen und ernsthaft zu prüfen.

Sie sind gut beraten, dies auch wirklich zu tun. Nur wenn man den Betroffenen kurzfristig hilft, lässt sich das zarte Pflänzchen Bürgerinitiative hegen. Wenn alle Vorschläge vom Donnerstagabend als nicht machbar abgetan werden, wird der Frust noch größer sein als vorher und die Politik- und Verwaltungsverdrossenheit nur noch weiter wachsen.